Bochum. Die Ruhr-Universität Bochum passt wegen Corona ihr Lehrangebot an. Auch andere Hochschulen in der Stadt setzen wieder vermehrt auf das Digitale.

„Wir müssen unser Campus-Leben weiter einschränken und auf unnötige Kontakte verzichten – trotz hohem Impfschutz und vorbildlicher Disziplin auf dem Campus der Ruhr-Universität Bochum“, schreibt Rektor Prof. Martin Paul in einem offenen Brief an seine Studierenden. Das heißt: Präsenzangebote werden ab kommendem Montag, 13. Dezember, wieder deutlich reduziert.

Auch interessant

Immer mehr Studentinnen und Studenten ziehen sich angesichts der steigenden Infektionszahlen ins Homeoffice zurück.
Von Sophie Sommer (Text) und Lena Karuss (Umfrage)

Die Prämisse: „Alle Studierenden sollen weiterhin lohnende Präsenzangebote bekommen, solange es möglich ist“, so Paul, der seit Anfang November als Rektor im Amt ist. Er geht davon aus, dass auf dem Campus weiterhin Lehrveranstaltungen mit Praxisanteilen – wie Laborpraktika und Sportveranstaltungen – stattfinden sollen. Paul: „Hinsichtlich aller anderen derzeit in Präsenz angebotenen Veranstaltungen wird entschieden, welche mit dem größten Gewinn für Studierende weitergeführt werden sollten.“

Viele Veranstaltungen der Ruhr-Universität sollen erst einmal wieder digital stattfinden – bis zu den Weihnachtsferien, das hat Rektor Martin Paul in einem offenen Brief verkündet.
Viele Veranstaltungen der Ruhr-Universität sollen erst einmal wieder digital stattfinden – bis zu den Weihnachtsferien, das hat Rektor Martin Paul in einem offenen Brief verkündet. © FUNKE Foto Services | Gero Helm

Hochschulen in Bochum wechseln in vielen Fällen von Präsenz zu digitaler Lehre

Deutlich wird: Die Lage ist eine ganz andere, als sich Ruhr-Universität und die übrigen Hochschulen im Stadtgebiet gewünscht haben. „Zu Beginn des Semesters haben wir uns entschieden, mit wenigen organisatorisch bedingten Ausnahmen, möglichst alle Veranstaltungen in Präsenz anzubieten“, erklärt Prof. Sven Dieterich, Vizepräsident für Studium und Lehre an der Hochschule für Gesundheit (HS Gesundheit). Mit ansteigendem Infektionsgeschehen seien im Laufe des Semesters dennoch einzelne Veranstaltungen zeitweise hinzugekommen, bei denen vollständig auf digitale Lehre umgestellt wurde.

„Aus zahlreichen Gesprächen mit unseren Studierenden wissen wir, dass es einerseits Studierende gibt, die aufgrund der steigenden Inzidenzzahlen aktuell digitale Lehrformate bevorzugen und es andererseits Studierende gibt, die uns deutlich signalisieren, dass die Hochschule als offener Lernort und der persönliche Austausch im Studium für sie extrem wichtig sind“, so Dieterich. Deshalb finde der Großteil der Veranstaltungen hybrid statt – ein Teil der Studierenden ist vor Ort, der andere nimmt digital teil.

Rückkehr in die Präsenz- Hochschulstart mit Pannen in NRW„In den letzten Wochen haben wir vor allem bei den Veranstaltungen mit sehr vielen Teilnehmern inzwischen wieder in digitale Formate wechseln müssen“, erklärt Prof. Jürgen Bock für die Hochschule Bochum. Aktuell finde hier der überwiegende Teil der Vorlesungen und Übungen wieder online statt. In einzelnen Fällen gibt es hybride Lehrformate, weiter in Präsenz bleiben die Veranstaltungen, die eine Anwesenheit erfordern, wie z. B. Laborpraktika.

„In den letzten Wochen haben wir vor allem bei den Veranstaltungen mit sehr vielen Teilnehmern inzwischen wieder in digitale Formate wechseln müssen“, erklärt Prof. Jürgen Bock für die Hochschule Bochum.
„In den letzten Wochen haben wir vor allem bei den Veranstaltungen mit sehr vielen Teilnehmern inzwischen wieder in digitale Formate wechseln müssen“, erklärt Prof. Jürgen Bock für die Hochschule Bochum. © FUNKE Foto Services | Dietmar Wäsche

25 Prozent der Veranstaltungen in Präsenz

Sowohl an der Evangelischen Hochschule Bochum (EvH) als auch an der Technischen Hochschule Georg Agricola (THGA) findet derzeit rund ein Viertel der Lehrveranstaltungen noch in Präsenz statt. „Die Auswahl erfolgt nach didaktisch-inhaltlichen Kriterien sowie der Höhe des Praxisanteils und stets in enger Abstimmung mit den Lehrenden und Studierenden“, erklärt Julia Gottschick für die EvH. Svenja Kloos, Sprecherin der THGA, erklärt: „Die Entscheidung beruht darauf, bei welchen Veranstaltungen es Sinn macht, sie in Präsenz bzw. online durchzuführen.“

An der EBZ Business School finden grundsätzlich zwar alle Veranstaltungen in Präsenz statt – unter Einhaltung strengster Hygieneregelungen, sie werden aber auch live gestreamt. „So können Studierende auch dann am Unterricht teilnehmen, auch wenn sie wegen Corona nicht vor Ort sein können oder wollen“, erklärt Kanzlerin Diana Ewert. In den vergangenen Wochen hätten sehr viele Studierende die digitale Variante gewählt.

„Wir können die Pandemie beenden, wenn wir alle es wollen“

Weniger Präsenz an Hochschulen: Folgen für Prüfungen?

Anfang des neuen Jahres müssen viele Studierende wieder Prüfungen schreiben. In den vergangenen Semestern haben diese Prüfungen häufig digital stattgefunden. An der Hochschule für Gesundheit und der Ruhr-Universität legen die Lehrenden fest, ob Prüfungen online oder in Präsenz stattfinden.

Die THGA plant aktuell, schriftliche Prüfungen in Präsenz durchzuführen, mündliche online. Studierende der EBZ können auswählen, ob sie ihre Prüfungen vor Ort oder digital absolvieren.

Die Prüfungen an der Hochschule Bochum sollen voraussichtlich in Präsenz stattfinden – auf Antrag der Lehrenden sind alternative Formate möglich. Bei einigen Prüfungen der Evangelische Hochschule hat es Anpassungen der Prüfungsform gegeben, in anderen Modulen seien Präsenzprüfungen geplant.

Die Hoffnung, dass künftig wieder mehr Normalität herrscht, ist an allen Hochschulen groß. „Für das kommende Sommersemester plant die EvH, wieder vollständig in Präsenz zu lehren, ergänzt um einzelne digitale Angebote“, so Sprecherin Gottschick. RUB-Rektor Paul appelliert, unnötige Kontakte zu reduzieren und auf Impfungen sowie deren Auffrischungen zu vertrauen. „Wir können die Pandemie beenden, wenn wir alle es wollen“, beendet er seinen offenen Brief.