Düsseldorf. Wie stark hat die Studierfähigkeit bei Schulabsolventen gelitten? Eine von vielen offenen Fragen zum Start des Präsenz-Semesters.
Die NRW-Hochschulen erwarten dauerhaft negative Auswirkungen auf die Studierfähigkeit von Schulabsolventen durch die Corona-Krise. In den kommenden Jahren sei damit zu rechnen, dass Defizite aus der pandemiebedingten Schulschließung nur schwer aufgeholt werden können, sagte der Vorsitzende der Landesrektorenkonferenz der Hochschulen, Bernd Kriegesmann, am Montag bei der traditionellen Landespressekonferenz zum Start des Wintersemesters 2021/22.
Nicht alle Schüler aller Schulformen hätten die Chance gehabt, sich in Digitalmodellen den Stoff anzueignen, so Kriegesmann. Die Lernrückstände wirkten sich womöglich noch über Jahre aus. Auch der Vorsitzende der Landesrektorenkonferenz der Universitäten, Lambert Koch, erwartet insbesondere im Fach Mathematik nachhaltige Probleme bei Studienanfängern.
Zahl der Erstsemester ist leicht rückläufig
Ersten Schätzungen zufolge haben sich zum Wintersemester NRW-weit rund 765.000 Studierende eingeschrieben, was in etwa der Zahl des Vorjahres entspricht. Bei den Erstsemstern ist eine rückläufige Tendenz zu beobachten: Rund 93.000 junge Menschen und damit rund fünf Prozent weniger als im Vorjahr haben ein Studium angenommen. Möglicherweise ziehen etliche Schulabsolventen aus Sorge vor weiteren Online-Semestern aktuell Alternativen wie ein freiwilliges soziales Jahr vor. Trotz wieder steigender Tendenz hat Corona überdies zu einem Einbruch bei ausländischen Studienanfängern geführt. Die Hochschulen zeigten sich jedoch zuversichtlich, dass sich die Zahl der Studienanfänger in NRW schnell wieder auf dem gewohnt hohen Niveau einpendeln werden.
Zwei Drittel aller Lehrveranstaltungen wieder in Präsenz
Rund zwei Drittel aller Lehrveranstaltungen sollen ab sofort wieder in Präsenz stattfinden. Die Hochschulen gehen davon aus, dass mittlerweile rund 80 Prozent der Studierenden und bis zu 90 Prozent des Lehrpersonal geimpft sind. Eine genaue Erhebung gibt es aus Gründen des Datenschutzes nicht.
Das Land erwartet nur Stichproben-Kontrollen der 3G-Regeln im Hochschulbetrieb. Wie der Impf- oder Teststatus genau überprüft wird, ist nicht festgelegt. Die Modelle reichen von Handy-Apps über Studentenausweis-Aufkleber bis hin zu Armbändern. Man wolle strikte Einlasskontrollen mit Schlangen vor den Seminarräumen oder Hörsälen nach Möglichkeit vermeiden, so die Rektoren. „Wenn sich jemand einschleicht, drohen Konsequenzen“, erklärte Wissenschaftsministerin Isabel Pfeiffer-Poensgen (parteilos). Wer ohne 3G-Nachweis im Seminarraum sitzt, riskiert neben dem Ausschluss aus dem Lehrbetrieb bis zu 25.000 Euro Strafe wegen der Ordnungswidrigkeit.