Bochum-Werne. Auf dem Gelände der früheren Zeche Amalia am Harpener Hellweg in Bochum wird viel Erdaushub angeliefert. Die Straßen sind oft verschmutzt.
Die wechselhafte Geschichte des Geländes haben selbst die direkten Nachbarn im äußersten Osten Bochums an der Grenze zu Lütgendortmund nur noch ungefähr vor Augen. Aktuell fallen ihnen mehr die Kipplaster auf, die im dichten Takt den Harpener Hellweg entlang fahren. „Wenn das ein Freizeitgelände wird, kann ja niemand was dagegen haben“, meinen Ursula und Horst Schmiedeberg, die im Bereich Holte/Kreta an der Limbeckstraße wohnen.
Ein bisschen lästig sei es schon, merkt Horst Schmiedeberg an, „wenn man gerade mit dem Auto aus der Waschanlage kommt, und zu Hause ist der Wagen dann schon wieder dreckig, weil die mit dem Saubermachen der Straße schließlich kaum nachkommen.“ Immerhin fahre mehrmals am Tag eine große Kehrmaschinen über den Harpener Hellweg.
Viele Materialtransporter auf Bochums Straßen
„Aber allein vorhin habe ich nacheinander fünf Lkw gesehen“, berichtet der Anwohner. Das Gelände wird mit riesigen Mengen von Erdmaterial neu gestaltet, es entstehen regelrechte Hügel. Beim Spazierengehen am letzten Wochenende haben die Schmiedebergs schon einen neu angelegten, kleinen Teich entdeckt.
„Es ist auch schon eine ganze Reihe von jungen Bäumen gepflanzt worden“, beschreiben sie weiter, „leider hat die Witterung aber auch einige schon wieder kaputt gekriegt, die sind eingegangen. Hoffentlich wird da nachgepflanzt.“
In den Blickpunkt des Interesses weit über die beschauliche Nachbarschaft hinaus geriet das Areal vor „rund 20 Jahren“, kramt Horst Schmiedeberg, „als überlegt worden ist, da eine Müllverbrennungsanlage hinzubauen. Die ist dann allerdings in Essen gebaut worden.“
Erinnerungen an die Geschichte des Geländes
„Wir haben damals eine Bürgerinitiative gegründet und uns nach Kräften gewehrt, haben sogar eine Menschenkette mit Fackeln rund um das Gelände gebildet.“ Davor, meint Schmiedeberg, war hier viel früher die Zeche Amalia, dann sei es eine Kokerei gewesen, eine Altölaufbereitungsanlage. Nun würden seit „wieder bestimmt 15 Jahren“ immer wieder Planungen oder Vorhaben präsentiert, hier eine kleine oder eine große Golfanlage zu bauen, zuletzt einen 18-Loch-Platz. Dazu gab es auch eine Informationsveranstaltung für die Nachbarn vor über zwei Jahren.
Bei der Stadtverwaltung ist der letzte Sachstand, dass das Gelände der „Golfsportanlage Amalia“ im östlichen Teil des rechtskräftigen Bebauungsplanes Nr. 620 N liegt. Die Fläche ist demnach Eigentum der Gesellschaft für Vermögensverwaltung (ehemals Harpen AG, aktuell RWE). Die umfangreichen Erdarbeiten zur Oberflächenmodellierung des zukünftigen Golfplatzes sind demnach im Rathaus auch bekannt.
Verwaltung überwacht die Arbeiten
„Die Erdarbeiten werden seit Januar 2019 durchgeführt“, listet das Protokoll auf, „Es wird eine Geländeoberfläche modelliert, in die typische Golfplatzelemente wie z.B. Abschläge, Spielbahnen, Grüns, Hindernisse etc. integriert werden.“ Und weiter: „Vor Anlieferung der Böden sind diese zusammen mit der zugehörigen Deklarationsanalyse nach vorhergehender Prüfung durch den baubegleitenden Fachgutachter bei der Unteren Bodenschutzbehörde anzumelden. Die Bodenschutzbehörde prüft ebenfalls die Herkunft des Materials und die vorgelegte Deklarationsanalytik und gibt bei Feststellung der Eignung den Boden zur Anlieferung frei. Die Böden werden grundsätzlich erst nach Freigabe durch diese Behörde an der Baustelle angeliefert.“
Vorkehrungen
Grundsätzlich sei der Investor bemüht, schildert die Stadtverwaltung in einer Mitteilung von 2019, die Belästigungen durch die Bauarbeiten und den Schwerlastverkehr gering zu halten. Ein Wasserwagen fahre demnach bei Trockenheit die Baustraßen ab um den Staub zu binden. Unabhängig davon werde die Nörenbergstraße mindestens zweimal täglich von einem Reinigungsfahrzeug befahren.
Beschwerden seien umgehend an die örtliche Bauleitung und/oder an den in der Regel ebenfalls vor Ort anwesenden Investor weitergeleitet worden. Sofern die getroffenen Maßnahmen zur Staubbindung und Reinigung der Straße nicht ausreichen, sei der Lieferverkehr entweder ganz eingestellt worden (so bereits geschehen am 26.6.2019) oder es seien zusätzliche Reinigungsfahrten durchgeführt worden.
Das Umwelt- und Grünflächenamt stellt fest, die Arbeiten seien baurechtlich genehmigt und würden im Rahmen der Festsetzungen des Bebauungsplanes durchgeführt. Der Bereich des Bebauungsplanes Nr. 620 N – Golfsportanlage Amalia – ist durch den Nord-Süd verlaufenden Harpener Bach zweigeteilt. Der Teilbereich westlich des Harpener Baches sei im städtischen Eigentum und wurde zum Zeitpunkt dieser Auflistung landwirtschaftlich genutzt.
Der östlich des Harpener Baches gelegene Teilbereich umfasse das Gelände der ehemaligen Zeche und späteren chemischen Betriebe Amalia und sei demnach im Besitz der Gesellschaft für Vermögensverwaltung (GfV, ehemals Harpen AG, aktuell RWE).
Die Erdarbeiten fänden ausschließlich auf der im Besitz der GFV befindlichen Fläche statt. Einzelheiten zu den Miet-/Pachtverhältnissen, die das Gelände der GFV betreffen, sind der Verwaltung nicht bekannt. Es handelt sich um ein privatrechtliches Vertragsverhältnis.