Bochum. In Bochums Freibädern sind mehr Sicherheitskräfte unterwegs. Es gibt Pläne für Bodycams und stichhemmende Westen. Doch Alltag ist ein anderer.

Bochums Freibäder haben die Zahl ihrer Sicherheitskräfte kräftig aufgestockt. Hatte die Betreiber-Gesellschaft Wasserwelten im vergangenen Jahr für die fünf städtischen Freibäder noch insgesamt 18 Sicherheitskräfte beauftragt, achten in diesem Jahr mit 34 Menschen fast doppelt so viele auf Sicherheit und Ordnung. „Wir erleben, dass die Menschen aggressiver werden“, sagt Uwe Dannat, Chef der beauftragten Firma Resus aus Wattenscheid.

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Es ist voll an diesem heißen Montagnachmittag, die Schlange an der Freibad-Kasse in der Südfeldmark reicht bis auf die Straße. Kinderkreischen dringt in die Siedlung. Bei knapp 35 Grad haben die Wartenden Gummitiere, Handtücher und entspannte Stimmung im Gepäck. Dass sich das schnell ändern kann, das weiß man an der Kasse. Die Kassiererinnen kennen ihre „Pappenheimer“, wissen, wie schnell die Stimmung kippen kann und wer von den Jugendlichen drinnen wohl heute für Ärger sorgen könnte.

Randale im Freibad Hofstede hat Konsequenzen

Zuletzt hatte es im Freibad Hofstede Mitte Juni Probleme mit randalierenden Jugendlichen gegeben. Wie es von Polizei und Bad-Personal heißt, waren 15 bis 20 junge Menschen vom Rand ins Becken gesprungen, hatten „rumgepöbelt“, andere Schwimmer mit Poolnudeln geschlagen und schließlich einen Rettungsschwimmer bedroht. Als die vom Bademeister alarmierte Polizei kam, flüchteten die Jugendlichen. Die Wasserwelten teilten nach dem Vorfall mit, dass sie den Sicherheitsdienst in den Freibädern verstärken wollen.

In Südfeldmark schlendern an diesem Montag Kevin Horky (30) und Roman Brembreuker (27) an Liegewiese, Spielplatz und den Becken vorbei. Seit zwölf Jahren gibt es einen Sicherheitsdienst in Bochums Freibädern, der zunächst nur nachts kontrollierte und später auch tagsüber eingesetzt wurde.

Peter Lauenburg im Gespräch mit Kevin Horky (rechts): Das Lösen von kleineren Problemen ist der Alltag im Sicherheitsdienst.
Peter Lauenburg im Gespräch mit Kevin Horky (rechts): Das Lösen von kleineren Problemen ist der Alltag im Sicherheitsdienst. © FUNKE Foto Services | Klaus Pollkläsener

Am Rand des Wellenbeckens spricht ein Badegast die Männer im dunkelblauen T-Shirt an, er hat Probleme an der Kasse. Das ist die Regel, nicht die Ausnahme: kleinere Probleme, kleinere Streitereien, die die Männer in Blau gelassen und ruhig lösen. „Deeskalation ist bei uns ganz wichtig“, sagt Chef Uwe Dannat.

Blick auf Taschendiebe und möglichen Ärger

Sie haben einen Blick auf mögliche Taschendiebe, wenn das zurückgelassene Handy allzu offensichtlich auf dem Badetuch liegt („Einmal haben Diebe die Beute hinten über den Zaun geworfen“), aber selbst das komme nicht besonders häufig vor. Wenn das Wetter nicht gut ist, dann sei der Job ab und an sogar „langweilig“, sagt Roman Brembreuker.

Und trotzdem sorgt sich der Chef um seine Mitarbeiter, die tagtäglich erleben, dass der Respekt ihnen gegenüber abnimmt. Wenn das Bad schließe, dann machen sich längst nicht mehr alle von alleine auf den Heimweg, heißt es. „Wir haben erlebt, wie Eltern ihre Kleinkinder ohne Windel laufen lassen und das ‘Geschäft’ auf der Wiesen liegenbleibt, wie Jugendliche ausgerechnet in der Kleinkind-Ecke mit dem Lederball Fußball spielen. Wir erkennen einen Trend“, sagt Uwe Dannat. Trotzdem sei die Lage alles andere als dramatisch.

Bis zu 30 Menschen brechen pro Nacht ins Freibad ein

Roman Brembreuker kann sich an keine Situation erinnern, in der er selbst angegriffen wurde, sein Kollege spricht von einem Mal, das lange zurückliegt. Viel häufiger habe das Team mit Sachbeschädigung zu tun. Da seien einmal die riesigen Palmen gewesen, die samt schwerer Töpfe im Wellenbecken lagen, die zersprungenen Bierflaschen auf der Liegewiese oder gerade wieder der zerschnittene Stacheldrahtzaun am Freibad-Eingang.

Recht entspannt sieht man bei Resus Sicherheit übrigens die regelmäßigen Nacht-Einsätze in den Freibädern. „In warmen Nächten liegt die Chance, dass hier Leute einsteigen, bei 100 Prozent“, sagt Chef Uwe Dannat. Bis zu 30 Badende erwischen seine Mitarbeiter pro (Sommer-)Nacht im Freibad – sie würden dann „rausgeschmissen“. „Solange nichts kaputtgeht, sehen wir das aber entspannt.“