Bochum. In einigen Bochumer Briefkästen liegen derzeit Info-Flyer zum Zensus. Doch stammen diese tatsächlich von den offiziell beauftragten Interviewern?

Bei etwa jedem zehnten Deutschen flattert in diesen Tagen ein Anschreiben in den Briefkasten. Zensus-Interviewer kündigen darin ihren Besuch zur Befragung an. Einige Bochumer Bürger macht das Schreiben stutzig.

Zensus-Anschreiben eine Betrugsmasche? Die Stadt Bochum entwarnt

So auch Peter Scholz, den die dort eingetragenen Kontaktdaten des Interviewers irritierten. Handschriftlich ist der Haushalt, der Termin sowie der Interviewer mit Handynummer vermerkt. Daraus schloss Scholz: Um ein „offizielles amtliches Schreiben“ könne es sich nicht handeln.

Irritationen löst bei angeschriebenen Bochumern dieses Kästchen aus, in das die Interviewendenden handschriftlich den Termin sowie ihre Kontaktdaten eintragen.
Irritationen löst bei angeschriebenen Bochumern dieses Kästchen aus, in das die Interviewendenden handschriftlich den Termin sowie ihre Kontaktdaten eintragen. © Unbekannt | WAZ Bochum

Der Bochumer befürchtet, „einen solchen Wisch“ könne jeder erstellen „und sich so Zutritt zur Wohnung verschaffen“. Die Stadt habe ihm mitgeteilt, beim Amt 33/ Zensus könne er sich der Richtigkeit des Schreibens vergewissern.

Blindtext in Anschreiben irritiert Bürger

Fragezeichen standen auch Dirk Dziabel auf der Stirn. Auf seinem Zensus-Anschreiben findet sich statt der Kontaktdaten der Stadt ein unausgefüllter Blindtext. „Name der Erhebungsstelle, Telefon: 00 00 00, musteremail@erhebungsstelle.de“ ist dort zu lesen. Zweifeln ließ ihn auch eine GMX-Adresse, die dort handschriftlich vermerkt wurde.

„Diese Terminankündigungen sind Nachdrucke der Erhebungsstelle, da die zur Verfügung gestellten Karten nicht ausreichend waren“, versichert ein Stadtsprecher auf Anfrage. Es bestehe kein Grund zum Misstrauen.

An der Stelle, wo sonst Kontaktdaten der Stadt angegeben sind, findet sich dieser Blindtext.
An der Stelle, wo sonst Kontaktdaten der Stadt angegeben sind, findet sich dieser Blindtext. © Unbekannt | WAZ Bochum

Er stellt klar: Die Interviewenden sind ehrenamtliche Bürgerinnen und Bürger, „die zunächst Befragungstermine per Ankündigungskarte“ bei den ausgewählten Haushalten einwerfen – etwa eine Woche vor dem Besuch. Falls der Termin nicht eingehalten werden kann, können die angeschriebenen Bewohner Kontakt zum Interviewenden aufnehmen.

NRW stellt keine Kontakt-Adressen: Interviewer kreieren selbst Mail-Accounts

Da das Land NRW keine Mail-Zugänge oder sonstige Kontaktmöglichkeiten zur Verfügung stellen könne, würden die Interviewenden eigenständig E-Mail-Adressen oder Nummern kreieren. „Im Einzelfall kann die E-Mail-Adresse vielleicht unseriös wirken, da es keine Vorgaben in diese Richtung gibt“, so der Sprecher.

„Bisher ist weder in Bochum noch in den Kommunen, mit denen ich im Austausch stehe, eine Betrugsmasche bekannt.“ Betrüger könnten Daten schließlich auf weniger aufwendige Weise erlangen. Im Zweifelsfall lohne ein Anruf bei der Erhebungsstelle.

Wie die Haushaltsbefragung abläuft, ist unter www.zensus2022.de nachzulesen. Am angegebenen Termin ermitteln die Interviewer, wie viele und welche Personen in einer Wohnung wohnen und müssen sich selbst mit ihrem Interviewerausweis sowie amtlichen Lichtbildausweis ausweisen.

Schreiben dieser Art versendet die Stadt Bochum bzw. das Amt Zensus derzeit.
Schreiben dieser Art versendet die Stadt Bochum bzw. das Amt Zensus derzeit. © Unbekannt | WAZ Bochum