Bochum-Bergen. Das ehemalige Arbeiterlager an der Bergener Straße in Bochum soll als Denkmal saniert werden. Auch als Wohnraum bleiben so die Baracken erhalten.
Als aktive Gedenkstätte soll die unscheinbare Siedlung an der Bergener Straße die Erinnerung an die Zwangsarbeiter lebendig halten. Zunächst soll das Gebäude im Eingangsbereich, die ehemalige Kommandantur, wieder hergerichtet werden. Auf den Beschluss des Kulturausschusses stellt das Liegenschaftsamt ausführlich das weitere Vorgehen dar.
Die Arbeiten zur Sanierung der Baracken, bei denen in dem kleinen Haus eine Gedenkstätte mit Museum entstehen soll, betreut das Stadtarchiv/Bochumer Zentrum für Stadtgeschichte. Dazu soll umfassend eine thematische Aufarbeitung der Zwangsarbeit mit einem Ausstellungskonzept gehören.
Grundsätzlich soll die Wohnnutzung in der Siedlung erhalten bleiben. Dazu ist eine Sanierung auf einfachem Niveau vorgesehen, auch um eine spürbare Steigerung der Mietkosten möglichst zu vermeiden.
Stadtarchiv Bochum betreut die inhaltliche Ausarbeitung
Ob dazu Leistungen der Bewohner in Eigeninitiative überhaupt möglich sein könnten, soll vor den anstehenden Sanierungsarbeiten geprüft werden. Denn diese Arbeiten müssten eine Modernisierung im Sinne der anerkannten Regeln der Technik und der angestrebten Sanierungsqualität erfüllen Zur Gründung einer Genossenschaft für den Wohnungsbestand kann, so sieht es die Verwaltung, eine Option sein, sie zeichne sich jedoch für einen frühen Zeitpunkt der Planungen noch nicht ab.
Die Zentralen Dienste der Stadt verwalten und bewirtschaften die Gebäude und seien entsprechend auch Adresse für die Belange der Bewohner der Siedlung. Die bewohnten Baracken würden von den Zentralen Diensten so betreut, dass eine Nutzung weiterhin gewährleistet bleibe. Alle notwendigen Maßnahmen würden durchgeführt. „Die nicht mehr bewohnten Einheiten werden im Hinblick auf eine bevorstehende Teilsanierung zurückhaltender behandelt“, erklärt Holger Ernst für die Liegenschaftsverwaltung. „Eine Vermietung dieser Wohnungen ist vor dem Beginn der Sanierungsarbeiten nicht mehr vorgesehen.“
Einzelne Ateliers oder Büros möglich
Zusätzlich zu einer zukünftigen Wohnnutzung seien in einzelnen Einheiten auch Nutzungen durch Künstlerateliers denkbar. Weitere freie Einheiten könnten auch an Künstler oder wissenschaftliche Mitarbeiter aus der Forschung vermietet werden.
Die Untere Denkmalbehörde hält es für machbar, dass der Standort des ehemaligen Kriegsgefangenen- und Zwangsarbeiterlagers Bergener Straße am Tag des offenen Denkmals schon am 11. September 2022 beteiligt wird. Hier wird unter der Schirmherrschaft der Deutschen Stiftung Denkmalschutz die Bedeutung des baukulturellen Erbes bundesweit erlebbar gemacht.
Kosten und Förderung
Die Sanierungskosten für einen beispielhaft untersuchten Block der Siedlung liegen nach einer ersten Machbarkeitsstudie des Bochumer Liegenschaftsamtes bei ca. 1,19 bis 1,26 Millionen Euro, für das Einzelgebäude bei ca. 280.000 bis 291.000 Euro. Dies allerdings noch vor dem rasanten Anstieg der Baukosten im Zusammenhang mit dem Ukraine-Krieg. Hochgerechnet auf die gesamte Siedlung ergibt sich ein Gesamtbetrag von ca. 10,1 Millionen Euro.
Die Bauverwaltung erklärt, ein Förderprogramm des Bundes von 2020 umfasse 30 Millionen Euro, für „Maßnahmen an national bedeutsamen oder das kulturelle Erbe mitprägenden unbeweglichen Kulturdenkmälern“. Eine Förderung ist demnach beantragt und muss überprüft werden.
Eine Entscheidung, ob eine regelmäßige Beteiligung am jährlich stattfindenden Tag des offenen Denkmals durchgeführt werden sollte, könnte auch davon abhängen, wie das Interesse an diesem ersten möglichen Termin würde.
Gemeinsam im Pfad der Erinnerung
Das ehemalige Lager an der Bergener Straße soll, beabsichtigt die Verwaltung, möglichst gemeinsam mit anderen Erinnerungsorten wie etwa dem Nordbahnhof, den „Sauren Wiesen“ in ein Gesamtkonzept zur Erinnerungskultur eingebunden werden. Dazu müsste auch Personal bereit gestellt werden. So würde nicht nur die Entwicklung und Betreuung des Gedenkortes Bergener Straße gewährleistet werden können, sondern auch das Thema der Erinnerungskultur im gesamten Stadtgebiet, das sich gerade erst entwickele.
Grundsätzlich wolle die Verwaltung auch für alle weiteren Maßnahmen in der Siedlung untersuchen, ob Zuwendungen aus Förderprogrammen in Frage kämen. Für die anstehende Sanierung des einzelnen Gebäudes Bergener Straße 116 i, die ehemalige Kommandantur, und das anstehende Museumskonzept für die Gedenkstätte, sei das gelungen.