Bochum. Die Welle war erst für den Herbst erwartet worden. Doch die Corona-Lage bereitet schon jetzt Sorgen. Die aktuellen Zahlen und Entwicklungen.

Die Corona-Inzidenz in Bochum hat sich innerhalb einer Woche mehr als verdoppelt. Die Kliniken warnen vor einer Überlastung. Derweil herrscht in den Testzentren vielerorts Verwirrung. Die Corona-Lage im Überblick.

Wie sehen die aktuellen Zahlen aus?

Mit 765 hat die Sieben-Tage-Inzidenz am Freitag den höchsten Stand seit Ende April erreicht. Eine Woche zuvor lag der Wert noch bei 309,8. Die Gesamtzahl der Infektionen kletterte seither von 96.227 auf 98.933. Das heißt: Täglich stecken sich knapp 400 Menschen neu an. 2634 Bochumerinnen und Bochumer (+307) sind aktuell infiziert. Und das sind nur die durch PCR-Tests bestätigten und an das Gesundheitsamt übermittelten Fälle. Die Dunkelziffer dürfte weitaus höher liegen.

Corona in Bochum: Kliniken behandeln 85 Covid-Patienten

Wie ist die Situation in den Kliniken?

Negativ: Es müssen wieder deutlich mehr Covid-Patienten stationär behandelt werden. Derzeit sind es 85. Das sind 21 mehr als vor einer Woche und 49 mehr als vor zwei Wochen. Weiterhin sterben Menschen an oder mit Corona. Am Freitag meldete die Stadt einen neuen Todesfall (insgesamt jetzt 432). Positiv: Die Erkrankten müssen nur noch selten auf die Intensivstation. Zwei sind es aktuell in Bochum, einer wird künstlich beatmet. Laut Intensivmediziner-Vereinigung Divi waren am Freitag 32 der 168 Intensivbetten in Bochum frei.

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Bedeutet das: Entwarnung für die Intensivstationen?

Keineswegs. Das Katholische Klinikum Bochum (KKB) berichtet von hohen Personalausfällen durch Corona-Quarantänen und weitere Erkrankungen. Gleichwohl würden im St.-Josef-Hospital regelmäßig Patienten auch von anderen Kliniken übernommen, die ihre Intensivpatienten aus Personalmangel nicht mehr versorgen könnten, schildert Sprecher Jürgen Frech. „Wir schöpfen alle Möglichkeiten unserer internen Springer-Pools aus und nutzen Personaldienstleister, um die Versorgung auf den Stationen möglichst vollumfänglich sicherzustellen“, heißt es im Bergmannsheil. Trotz der angespannten Personalsituation sei es „stets gelungen, eine adäquate medizinische und pflegerische Versorgung auf unseren Intensivstationen sicherzustellen“, betont auch das Knappschaftskrankenhaus.

Hoffnung auf neue Impfstoffe

Wie hoch die Impfquote in Bochum ist, ist nach wie vor unbekannt. Die Kassenärztliche Vereinigung gibt ihre Daten nicht mehr an die Stadt weiter. Die Impfquote stagniert daher seit Wochen bei 77,2 Prozent.

Das Gesundheitsamt betreibt nur noch eine Impfstelle in seinen Räumen am Westring 28. Bald könnten die Impfzentren in den Bezirken (zunächst Wattenscheid und Querenburg) reaktiviert werden.

„Zuversicht geben die neuen Impfstoffe zum Schutz gegen die jüngsten Omikron-Varianten“, erklärt Christoph Hanefeld, Chef des Katholischen Klinikums.

Weiterer Anstieg wird nach den Sommerferien befürchtet

Was wünschen sich die Bochumer Kliniken mit Blick auf den befürchteten Corona-Herbst?

„Vulnerable Bevölkerungsgruppen benötigen besonderen Schutz. Dass dabei Masken in geschlossenen Räumen helfen, ist inzwischen weithin anerkannt“, sagt KKB-Chef Prof. Christoph Hanefeld. „Aller Wahrscheinlichkeit nach werden wir nach den Ferien einen weiteren Anstieg der Infektionen sehen. Wünschenswert sind daher sinnvolle Hygienemaßnahmen, umfangreiche Testangebote und eine neue Kampagne zur Steigerung des Impfschutzes“, erklärt das Bergmannsheil. Prof. Kirsten Schmieder, Ärztliche Direktorin des Knappschaftskrankenhaus, sieht „das Wichtigste darin, keine Panik zu verbreiten, Maske zu tragen und normal in der Gesellschaft zu leben“. Trotz Personalknappheit und Mehrbelastung sei die Versorgung der Patienten gewährleistet.

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Eine Rückkehr zur Maskenpflicht, zumindest in Innenräumen, könnte es spätestens im Herbst geben. © FUNKE Foto Services | Vladimir Wegener

Neue 3-Euro-Regelung sorgt für Verwirrung in Corona-Testzentren

Was passiert seit Donnerstag in den 298 Testzentren in Bochum?

Nach WAZ-Recherchen sorgt die neue Drei-Euro-Regel für erhebliche Unsicherheit. „Der Beratungsbedarf ist groß. Viele Menschen wissen nicht, wann ein Test jetzt kostenpflichtig oder weiterhin kostenlos ist“, heißt es zum Beispiel im Bermuda-Testzentrum an der Viktoriastraße. Empfohlen wird, Bescheinigungen etwa von Altenheimen, Kliniken, pflegebedürftigen Angehörigen oder Konzertkarten als Nachweise mitzubringen. Ohne jeden Anlass werden hier pro Test zehn Euro fällig. Vielfach falle die Reaktion harsch aus. Ein Mitarbeiter: „Die Leute drehen sich um und gehen wieder raus.“

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