Bochum. Auf der Großbaustelle Hattinger Straße werden bald die großen Rigolen fertig. Sie helfen vor allem bei Starkregen und haben noch andere Vorteile.

Mitten im Fahrbahnbereich der Hattinger Straße in Bochum wird seit rund sechs Wochen modernste Entwässerungstechnik in der Tiefe verbaut. Es handelt sich um große Mittelinsel-Rigolen, die sehr nützlich bei Starkregen und Hitze sind.

Noch sind sie im Erdreich offen zu sehen. Im Laufe des Juli werden sie aber unter einer Rasenmulde verschwinden und dann im Untergrund wichtige Dienste für die Bewältigung der Klimaprobleme leisten.

Rigolen sorgen auch für Kühlung im Bochumer Stadtgebiet

Rigolen sind spezielle Rinnen oder Gräben. Sie speichern Niederschlagswasser und entlasten damit das öffentliche Abwassernetz – vor allem, wenn es heftig regnet. Sie sorgen außerdem für (Verdunstungs-)Kühlung bei hohen Temperaturen, reinigen das verschmutzte Regenwasser, das vorher über den Asphalt geflossen ist, und versorgen die Wurzeln von Straßenbäumen.

Im Laufe des Juli werden die Rigolen nicht mehr von der Straße aus zu sehen sein.
Im Laufe des Juli werden die Rigolen nicht mehr von der Straße aus zu sehen sein. © FUNKE Foto Services | Klaus Pollkläsener

Für Marko Siekmann, Abteilungsleiter Entwässerung beim Tiefbauamt, ist diese Technik absolut zukunftsträchtig. „Dass wir Regenwasser im Starkregenfall speichern und für Trocken- und Hitzezeiten in der Stadt behalten, ist eine wichtige Zukunftsaufgabe zur Klimaanpassung“, sagte er am Donnerstag auf der Baustelle in einem WAZ-Gespräch.

Die Rigolen werden im Zusammenhang mit der seit Mitte 2020 laufenden Neugestaltung der Hattinger Straße zwischen Schauspielhaus und Kulmer Straße in die Erde gebracht. Sie liegen aber nur auf dem etwa 200 Meter langen Abschnitt zwischen Bessemerstraße und dem Mundloch der U-Bahn weiter südwestlich.

Neue Fahrbahn der Hattinger Straße wird mit Gefälle zur Fahrbahnmitte gebaut

Zu sehen ist zurzeit eine mächtige, zwischen zwei und vier Meter breite Betonrinne, die parallel zum fließenden Verkehr mittig im Erdreich der Fahrbahn liegt. Unten in der Betonrinne liegen ganz viele Kunststoffgerüste, die leeren Getränkekisten ähneln. In diesen Hohlräumen wird das Regenwasser gespeichert.

Damit es überhaupt in die Rinne fließt, werden die neuen Fahrbahnen rechts wie links mit einem kleinen Gefälle zur Straßenmitte hin gebaut.

Die Rigole an der Hattinger Straße/Bessemer Straße in Bochum in Nahaufnahme.
Die Rigole an der Hattinger Straße/Bessemer Straße in Bochum in Nahaufnahme. © FUNKE Foto Services | Klaus Pollkläsener

Das Regenwasser fließt aber nicht von der Straße direkt auf den Grund der Rigole. Vorher sickert es durch ein spezielles, mit einer Rasenmulde begrüntes Erd-Sand-Gemisch und ein Vlies im oberen Bereich der Rigole. Beide Schichten dienen als Schmutzfilter – „wie eine Kläranlage“, wie Siekmann sagt.

Außerdem sind in der Rigole in Längsrichtung mehrfach Stufen eingebaut, damit das gespeicherte Regenwasser nicht so schnell abfließt, sondern langsam absickert. Das verhindert, dass es im Marbach-Bereich zu Überschwemmungen kommt. Gleichzeitig sorgt eine verlangsamte Regenwasser-Abgabe für mehr Kühlung.

Tiefbauamt Bochum prüft weitere Einbauten von Rigolen

Gesamtbaustelle dauert bis Frühjahr 2023

Die gesamte Baustelle Hattinger Straße – Kanal, Straße, Radverkehrsanlagen – soll im Frühjahr 2023 fertig sein.

Das sind sechs Monate länger als geplant. Unter anderem gab es Probleme mit Altleitungen, die keinem Versorger zugerechnet werden konnten. Außerdem hat der technisch aufwändige Bau der Rigolen länger gedauert als geplant.

Bisher hat das Tiefbauamt schon an weiteren Stellen im Stadtgebiet solche Pufferspeicher im Erdreich verbaut oder wird sie verbauen, um Regenwasser aufzunehmen, etwa an der Wasserstraße (Rigolen unter Bäumen – „Baumrigolen“) oder an der Castroper Straße.

„Das Thema prüfen wir bei allen City-Radialen und allen großen Maßnahmen, die wir angehen“, sagt Siekmann. Die Stadt Bochum sei beim Thema Rigolen im nationalen Städtevergleich vorne mit dabei.