Bochum/Witten. Am Kemnader See wurde Kahlschlag betrieben. Ein Hang hinterm Stranddeck steht nun komplett blank da. das sind die Gründe für den Radikal-Schnitt.

Der Kemnader See hat eine kahle Stelle. Eigentlich ist es rund um die Erholungs-Oase schön saftig-grün. Nicht so hinterm Stranddeck am Hafen Heveney in Bochum. Hier wurde am Hang ein Radikal-Schnitt betrieben, was viele Besucher des Kemnader Sees verwundert.

Bochum: Kahlschlag am Kemnader See – das steckt dahinter

So auch auch WAZ-Leser Gerhard Keller aus Witten-Herbede. „Hier wurde der Hang großflächig von jeglichem Baumbewuchs einschließlich des Wurzelwerks befreit. Es klafft ein riesiges Loch in der Botanik. Die Baumstämme und Äste liegen noch vor Ort“, berichtet Keller. „Als Laie befürchte ich, dass bei Starkregen der Hang ins Rutschen geraten könnte, weil die Wurzeln das Erdreich nicht mehr halten.“

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Schon einmal war auf dieser Seite des Sees, ein paar Meter weiter in Richtung Oveney, der Radweg lange Zeit gesperrt gewesen. Damals wegen drohenden Steinschlags.

Dicke Stämme von Bäumen, die vor ein paar Tagen noch am Hang des Kemnader Sees in Bochum standen, liegen nun gestapelt auf dem Grün zwischen Rad- und Inliner-Weg..
Dicke Stämme von Bäumen, die vor ein paar Tagen noch am Hang des Kemnader Sees in Bochum standen, liegen nun gestapelt auf dem Grün zwischen Rad- und Inliner-Weg.. © Gernot Noelle

Hier stellt sich die Sachlage jetzt allerdings anders da, heißt es von der verantwortlichen Freizeitgesellschaft Metropole Ruhr mbH. „Es haben in dem Bereich verkehrssichernde Maßnahmen stattgefunden, jedoch wurden keine Bäume gerodet. Die Wurzeln sind im Boden verblieben und die Eichen auf Stock gesetzt“, teilt Betriebsleiterin Sandra Blat y Bränder auf WAZ-Anfrage mit. Sie spricht in diesem Zusammenhang auch von einem „Pflegeschnitt“.

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Die Buchen in diesem Bereich des Kemnader Sees seien „nicht kalkulierbar, waren trocken und deshalb statisch nicht belastbar“, erklärt die Sprecherin der Freizeitgesellschaft. „Trocken- und Alterungsschäden machten ein Eingreifen erforderlich, es bestand die Gefahr, dass die Buchen irgendwann brechen würden.“

Bochum: Regelmäßige Baumkontrollen am Kemnader See

Laut Sandra Blat y Bränder finden am Kemnader See regelmäßig Baumkontrollen statt. „Und bei der letzten Prüfung durch einen externen Baumbeschauer zeigte sich hier Handlungsbedarf.“ Kahl soll der Hang nicht bleiben. „Es wird sich hier eine Spontanvegetation entwickeln“, sagt die Sprecherin.

Brüchiger Gesteins-Mix

2018 war der Radweg zwischen Stranddeck und nächster Abzweigung über Monate wegen der Steinschlag-Gefahr gesperrt.

Professor Frank Wisotzky vom Geologie-Institut der Ruhr-Universität erklärte damals, warum es am Kemnader See Probleme mit Steinschlag gibt: „Die Hänge dort bestehen vor allem aus Sand-, Ton- und Kohlegestein.“ Dieser Mix habe an steilen Hängen ein erhebliches Potenzial, abzubrechen, so der Geologe.

Da unter dem Hang der Radweg verläuft, wollte man bei der Freizeitgesellschaft kein Risiko eingehen. Daher sei der unterhalb verlaufende Radweg aus Sicherheitsgründen während der Arbeiten gesperrt worden. „Die Rest- und Aufräumarbeiten werden in den kommenden Tagen abgeschlossen und der Radweg dann wieder freigegeben“, kündigt Sandra Blat y Bränder an. „Da die Wurzeln im Hang verblieben sind, ist eine zusätzliche Sicherung nicht notwendig.“

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In der Vergangenheit – im Jahr 2018 – gab es laut Freizeitgesellschaft an anderer Stelle eine Felskante, die durch Frostschäden in Mitleidenschaft gezogen wurde. „Hier wurde ein Gutachter mit der Prüfung beauftragt, es wurden Sicherungsmaßnahmen umgesetzt und in dieser Zeit der Radweg aus Sicherheitsgründen gesperrt“, erinnert Sandra Blat y Bränder. „Die Freigabe erfolgte dann nach Abnahme durch den Gutachter.“

Die Verkehrssicherungspflicht habe für die Freizeitgesellschaft oberste Priorität. „Und die Bäume sind für die Radfahrer nicht in Gänze ersichtlich“, so Sandra Blat y Bränder. Sie betont noch einmal, dass diese nicht gerodet, sondern „auf Stock gesetzt“ wurden. „Das bedeutet, dass ein Gehölz bis circa 20 Zentimeter über dem Boden abgeschnitten wird, damit es später wieder gut austreiben kann.“