Witten. Der gemütliche Kiosk „Al’s Dorado“ am Kemnade-Ufer in Witten hat einiges zu bieten – auch Live-Konzerte. Das steht ab Freitag auf dem Programm.
Mit einer schnöden Bude hat der See-Kiosk „Al’s Dorado“ am Südufer der Kemnade nichts gemein. Inhaber Markus Buscher hat hier, unweit des Stauwehrs im Städtedreieck Witten/Bochum/Hattingen, mit Lebensgefährtin Kathy Preusker eine Wohlfühloase geschaffen.
Spaziergänger können sich an diesem schönen Fleck des Südufers ebenso wie Fahrradfahrer oder Skater ausruhen. Dafür stehen Bänke aus Holzpaletten ebenso wie verschnörkelte Eisenstühlen neben Lampenschirmen und liebevoll ausgesuchten Deko-Details bereit. Ab dem kommendem Wochenende gibt’s auch wieder Live-Konzerte.
Schon in den letzten Jahren erklang bereits immer wieder Musik rund um den Kiosk, der sich eine treue Stammkundschaft aufgebaut hat. Betreiber Buscher ist selbst Vollblutmusiker. Er spielt den Kontrabass im „Blue Bros Trio“. Und damit fing alles an.
Denn 2019 probte die Band an einem Ruhetag des Kiosks am Ufer. „Und plötzlich saßen hier 40 oder mehr Menschen im Gras und haben uns zugehört“, erinnert sich der 52-Jährige. Die Idee für eine Konzertreihe am See war geboren.
Corona legte die See-Beats in Witten erst mal auf Eis
Corona machte der ersten Ausgabe im Jahr 2020 aber noch einen Strich durch die Rechnung. 2021 konnten die „See-Beats“ dann unter Auflagen zum ersten Mal an den Start gehen. „Das war unser Probelauf“, sagt Buscher. Mit vorheriger Anmeldung durften bis zu 70 Gäste die Konzerte im idyllischen Ambiente der Kiosk-Wiesen genießen. „Aber es kamen immer mehr als gewünscht und erlaubt“, so der Gastronom, der den Kiosk 2016 übernommen hat. „Mit so einer Wahnsinns-Resonanz hatten wir gar nicht gerechnet.“
Die Pandemie ist zwar nicht passé, die damit verbundenen Auflagen aber schon. Und die „See-Beats“ wollen jetzt voll durchstarten. Mit offizieller Genehmigung der Stadt Witten wird der kleine Kiosk nun zur Kulturstätte, über 100 Besucher sind zugelassen. Neun Bands treten ab dem kommenden Wochenende in unregelmäßigen Abständen immer freitags auf der selbst gezimmerten kleinen Bühne neben der Bude auf.
Diese Bands spielen bei den See Beats
Diese Bands sind am See zu hören: Boticelli Baby (27. Mai, 19 Uhr), Dean Newman (3. Juni, 19 Uhr), The Porters (1. Juli, 19 Uhr), Dr. Mojo (15. Juli, 19 Uhr), Harmonica Pete & the Blues Jukes (29. Juli, 19 Uhr), Das Rockgerät (19. August, 19 Uhr), Heart Devils (2. September, 18 Uhr), Nature’s Best (16. September, 18 Uhr), Musik for the Kitchen (30. September, 18 Uhr). Gespielt werden darf jeweils bis 21 Uhr.
Am Freitag startet das Vorprogramm um 16 Uhr mit Beats vom DJ Duo nordoff-robbins, ab 18 Uhr steht dann der Düsseldorfer Singer-/Songwriter Maxi Beyer auf der Bühne.
„Man muss schon verrückt sein, um Kultur im öffentlichen Raum anzubieten“
Die Konzertreihe hat das Paar schon einiges an Nerven gekostet. „Es ist wirklich schwierig, Kultur im öffentlichen Raum anzubieten“, sagt Markus Buscher. „Man muss schon verrückt sein, um das zu tun.“ Versicherung, Gema-Gebühren, zusätzliche Toilette und einiges mehr wollen organisiert und bezahlt werden. Kurzzeitig sah es auch so aus, als würde die Veranstaltung scheitern. „Das Zelt-Festival verbraucht wohl schon rund 90 Prozent der erlaubten Lärm-Emissionen.“ Schlussendlich konnte er die Stadt aber doch überzeugen.
Die Kiosk-Betreiber stemmen die Kosten der Konzerte aus der eigenen Tasche, Besucher müssen keinen Eintritt bezahlen. „Die Kultur ist hier frei, jede und jeder darf kommen.“ Denn es gebe immer weniger Orte, an denen Menschen Konzerte hören können. Diese seien zudem teils unbezahlbar geworden. Bei den „See-Beats“ soll das anders sein. „Von der Oma bis zum Hipster sind alle willkommen. Genau das macht diesen Platz auch aus.“
Schönster Arbeitsplatz der Welt
Trotzdem sollen die Bands eine faire Gage erhalten. Das ist dem Musiker Buscher eine Herzensangelegenheit. Auch sein eigenes Trio wird an dem ein oder anderen Abend als Begleitband mit von der Partie sein. Über Spenden wolle man versuchen, einen Teil der Ausgaben wieder reinzuholen.
Zum Auftakt am Freitag mit der Essener Jazzformation Boticelli Baby rechnet Markus Buscher mit bis zu 400 Gästen. Nur gut, dass auf den Wiesen am „Al’s Dorado“ jeder einen Platz finden wird. Seinen Namen verdankt der ungewöhnliche Kiosk übrigens dem Künstlernamen von Buscher, der als „Al“ auf die Bühne tritt. Und der Rest? Eine bewusste Anlehnung an das sagenumwobene Goldland „Eldorado“. Das liegt für Markus Buscher und Kathy Preusker nämlich nicht in Südamerika, sondern am Südufer des Kemnader Sees. „Denn einen schöneren Arbeitsplatz können wir uns nicht vorstellen“, sagt die 49-Jährige.
Al s Dorado ist eine herrlich skurrile Getränkebude
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