Bochum. Die Folgen einer nächtlichen Spritztour mit 130 km/h werden einen Bochumer (19) wohl Jahrzehnte begleiten. Am Mittwoch wurde er verurteilt.

Dieser Unfall und die Konsequenzen eignen sich für die „Crash-Kurse“, die die Polizei Bochum regelmäßig in Schulen gibt, um vor Raserei zu warnen. Ein damals 18-Jähriger hatte bei einer nächtlichen Spritztour einen äußerst schweren Unfall gebaut. Dafür wurde er am Mittwoch vom Amtsgericht verurteilt.

In der Nacht des 10. Juni 2021 (Donnerstag) war der Bochumer mit einem Kumpel (19) und einer 17-Jährigen zu einer Spritztour mit dem gut motorisierten SUV seines Onkels aufgebrochen. Dieser wusste von nichts. Einen Führerschein hatte der 18-Jährige (heute 19) auch nicht – er hatte nur die Theoriestunden in der Fahrschule hinter sich.

Mit 130 km/h auf der Bochumer Wasserstraße überholt

„Es war kein Auto auf der Straße, da hat man sich sicher gefühlt“, sagte der Angeklagte. Als er damals aber um 4.24 Uhr von der Hattinger Straße in die Wasserstraße einbog, änderte sich das. Dort fuhr dann doch ein Pkw vor ihm her. Dann eskalierte alles.

Bochum- Mit 200 km/h geflüchtet – Haftstrafe für AutofahrerMit Tempo 130 (so die Anklage) überholte der Angeklagte das Auto und fuhr dabei verbotener Weise auf der Gegenspur links an einer Mittelinsel vorbei. Beim Wiedereinscheren nach rechts in Höhe „Am Gosepötken“ verlor er die Kontrolle über seinen SUV und prallte mit voller Wucht gegen das Heck eines rechts geparkten Peugeot-Transporters.

Sowohl der Beifahrer als auch die Jugendliche auf dem Rücksitz wurden so schwer verletzt, dass sie vier bzw. sieben Tage stationär im Krankenhaus lagen. Der Fahrer wurde leicht verletzt. Es war pures Glück, dass niemand starb.

„Er wird das sein Leben lang abbezahlen müssen“

Der Sachschaden ist gewaltig. Für beide Fahrzeuge fallen rund 100.000 Euro an. Hinzu kommt Schmerzensgeld von geschätzt 20.000 Euro. „Er wird das sein Leben lang abbezahlen müssen“, sagte sein Verteidiger.

In den nächsten drei Jahrzehnten werde er wohl gepfändet, hieß es. Somit würde er nur knapp 1300 Euro Lohn im Monat für sich behalten können. Zurzeit ist der Angeklagte Praktikant.

Die Richterin sprach von einer „Wahnsinns-Aktion“. „Sie wollten vor Ihren Freunden angeben.“

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Der Angeklagte sagte, er habe beim Erblicken des Autos vor ihm „Panik“ bekommen, weil die Fahrt ja verboten war, und wollte nur so schnell wie möglich weg. Das glaubte ihm die Richterin aber nicht.

Urteil des Amtsgerichts Bochum: 50 Sozialstunden

Polizeihubschrauber suchte Unfallopfer

Die damals 17-Jährige war trotz ihrer schweren Verletzungen vom Unfallort verschwunden.

Ein Notarzt schloss nicht aus, dass sich die Jugendliche in Lebensgefahr befand. Die Polizei suchte sie, sogar mit Hilfe eines Hubschraubers.

Sie wurde zeitnah im Bereich Schloßstraße entdeckt und sofort stationär ins Krankenhaus gebracht.

Das Gericht verurteilte den 19-Jährigen zu 50 Sozialstunden und stellte ihm eine Betreuungsperson zur Seite. Zudem bekam er eine einjährige Führerscheinsperre.

Der Staatsanwalt wollte sechs Monate Jugendstrafe auf Bewährung, der Verteidiger ein Wochenendarrest.

Der Angeklagte: „Es tut mir unfassbar leid.“ Er bereue den Unfall „jeden Tag aufs Neue“.