Bochum. Die Kosten für das „Haus des Wissens“ explodieren. Wieder einmal. Soll Bochum die Reißleine ziehen? Ein Kommentar von Thomas Schmitt.

Private Bauherren kennen das: Die Preise am Markt explodieren zurzeit schneller als der Mörtel hart wird. Wer keine wasserdichten Verträge hat, zahlt drauf. Oder speckt ab. So mancher Traum vom eigenen Kamin, hochwertigen Klinker oder der Doppelgarage platzt.

Ganz anders bei der Stadt. Da blühen die Träume ungeachtet der Preisentwicklung. Eine Fahrradgarage hier, ein Regenrückhaltedach dort und teure Bohrungen für die Geothermieanlage obendrauf, das Steuersäckel ist halt ein Quell der Glückseligkeit. Die Zeche zahlen die Bürgerinnen und Bürger.

Millionenspiel ist noch lange nicht zu Ende

Man darf sich zudem nichts vormachen. 64, 90, 153 – Das Millionenspiel mit dem „Haus des Wissens“ ist noch nicht zu Ende. Wenn Bücherei, VHS und Markthalle wirklich Ende 2026 einziehen sollten, dann dürfte eine ganz andere Summe unter dem Strich stehen. Mit einer 1 am Anfang wird das sicher nichts.

Oberbürgermeister Thomas Eiskirch (SPD) kämpft ungeachtet der Kostenexplosion energisch für das Projekt, nennt es gar das wichtigste seiner Amtszeit. Da liegt der Verdacht nahe, dass sich hier jemand ein Denkmal setzen will. Ein ordentlicher Baufortschritt und positive Schlagzeilen rechtzeitig zu den Kommunalwahlen 2025 wären ja so schlecht nicht.

Stadt sollte trotz Kostenexplosion am Projekt festhalten

Trotz alledem: Die Politik sollte beim Haus des Wissens nicht die Reißleine ziehen. Nicht nur, weil der „Point of no Return“, wie es so schön neudeutsch heißt, überschritten ist, sondern auch, weil die Idee hinter dem „Großen Ganzen“ durchaus ihre Reize hat. Bochum kann mit dem „Haus des Wissens“ und der Umgestaltung seiner Innenstadt weit über das Ruhrgebiet hinaus eine besondere Strahlkraft entwickeln.

Die Aufgabe der Politik wird in den kommenden Jahren darin bestehen, ein sehr strenges Baucontrolling und insbesondere die Wirtschaftlichkeit der geplanten Markthalle einzufordern. Wenn diese floppt, ist das tolle Konzept nur die Hälfte wert.

Unser Bericht zum Thema.