Bochum-Langendreer. In Teilen von Bochum wird die Post sehr unzuverlässig zugestellt. Das hat zum Teil böse Auswirkungen. Die Post räumt ein, Probleme zu haben.

„Keine Post ist gute Post“ heißt es im Volksmund. Denn dann flattert auch keine Rechnung ins Haus. In Teilen von Bochum jedoch bleiben die Zustellungen viel länger aus als gewünscht. In Langendreer dauert es bisweilen mehrere Tage wenn nicht gar Wochen, bis die Briefe ihr Ziel erreichen. Die Auswirkungen sind nicht ohne.

Bochum: Briefe kommen mit viel Verspätung – das sagt die Post

Manfred Bindemann hat sich fast schon dran gewöhnt, dass der Briefkasten leer ist, wenn er nach der Post schaut. Dabei wartete er auf ein wichtiges Schreiben von der Krankenkasse, die eine Operation seiner Frau genehmigen muss. Und das schon seit Wochen. „Dass die Post ein paar Tage länger braucht, ist ja fast schon normal, aber dass sie über Wochen gar nicht kommt...“, ärgert sich der frühere Polizist.

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Der Brief von der Krankenkasse kam inzwischen an. „Zusammen mit einem Berg weiterer Briefe“, erzählt Bindemann. Eine Frau habe sie ihm gebracht. „Die Post wurde an eine falsche Adresse geliefert...“

Bochum: Keine Rechnung bekommen – plötzlich klingelt der Gerichtsvollzieher

Schon regelrecht verzweifelt ist Anja Schröder. Sie führt in Langendreer die Firma Waldschrat (Baumdienst & Gartenpflege). Da fällt auch viel Schreibkram an. Doch den kann die 55-Jährige nur bedingt erledigen. Auch bei ihr kommt ein Teil der Post nicht an. „Briefe, die ich selbst aufgebe, ebenfalls nicht.“ Das hat Folgen.

Anja Schröder leitet die Firma Waldschrat in Bochum. Sie hat große Probleme, weil die Post so unzuverlässig zugestellt wird.
Anja Schröder leitet die Firma Waldschrat in Bochum. Sie hat große Probleme, weil die Post so unzuverlässig zugestellt wird. © Gernot Noelle

Denn neulich stand der Gerichtsvollzieher auf der Matte und wollte für eine Krankenkasse Geld eintreiben. Die Firma Waldschrat habe die Rechnung nicht beglichen. „Dabei haben wir die nie erhalten“, sagt Anja Schröder. Auch die Abmeldebescheinigung für den Hund, den sie Mitte November einschläfern lassen musste, sei noch immer nicht da.

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Schröder zieht daraus nun die Konsequenzen und stellt alles an Korrespondenz, was geht, auf E-Mail um. „Ich kann mich auf die Post einfach nicht mehr verlassen.“ Doch ganz ohne wird es nicht gehen. „Wir arbeiten viel für die Stadt und warten oft auf Ausschreibungen. Die sind zeitlich befristet.“ Rezepte holt Anja Schröder inzwischen persönlich ab. „Sicher ist sicher. Aber das ist mit viel Fahrerei verbunden.“

Hoher Krankenstand: Post räumt Probleme in Bochum ein

Sowohl Manfred Bindemann als auch Anja Schröder haben sich natürlich an die Beschwerdestelle der Post gewandt, mehrfach sogar. „Da hieß es immer, man werde sich kümmern und die Probleme sofort abstellen“, sagt Bindemann. „Verbessert hat sich aber nichts.“

Keine Haftung bei Verzögerungen

55 Millionen Briefe werden durch die Deutsche Post AG täglich befördert, sagt Unternehmenssprecher Rainer Ernzer. Im Normalfall seien mehr als 90 Prozent am nächsten Tag am Ziel, mehr als 99 Prozent am übernächsten Tag.

Bleibt erwartete Post aus, bliebe als einziger Weg ein Nachforschungsantrag. „Den macht der Absender. In Marburg gibt es eine Sammelstelle, wo alle Briefe landen, die aus unterschiedlichen Gründen nicht zugestellt werden konnten.“

Für Verzögerungen haftbar gemacht werden könne die Post nicht, erklärt Ernzer, zumindest nicht bei gewöhnlichen Sendungen, die keine bestimmte Laufzeit haben. Anders verhalte es sich bei zeitdefinierten Sendungen (Express/Einschreiben).

Die Deutsche Post AG räumt ein, derzeit speziell in Bochum-Langendreer Probleme zu haben. „Durch erhebliche Personalausfälle kommt es leider in dem Bereich zu Zustellverzögerungen, für die wir uns ausdrücklich entschuldigen“, teilt Unternehmenssprecher Rainer Ernzer auf WAZ-Anfrage mit. Die personelle Lage sei weiter angespannt, der Krankenstand nach wie vor hoch. „Die Lage scheint sich aber langsam zu entspannen“, hofft Ernzer auf schnelle Rückkehr in die Normalität.

Post kann sich enorme Verzögerungen nicht erklären

Zu der würden solche enormen Verzögerungen wie die geschilderten nicht gehören. Dies sei aus Sicht der Post auch nicht erklärbar. Es komme aktuell noch vereinzelt zu Abbrüchen der Arbeit, „aber es ist sichergestellt, dass am nächsten Tag dort angefangen wird, wo am Vortag abgebrochen wurde“, so Ernzer. Er versichert: „Die Briefe, die beim Zusteller morgens für einen Empfänger vorliegen, werden am gleichen Tag zugestellt. Bei eventuellen Abbrüchen am Folgetag.“ Verzögerungen könnten aber auch im Vorfeld, also vor dem Eintreffen beim Zusteller, vorkommen.

Probleme mit der Zustellung gibt es laut Post vor allem im Bochumer Osten, vor allem in Langendreer und an der Stadtgrenze zu Dortmund. Irgendwann könne man den Krankenstand nicht mehr kompensieren, sagt Rainer Ernzer. Natürliche gebe es Vertreter, aber auch dort sei die Personaldecke endlich. Leid täten ihm nicht nur die verärgerten Post-Kunden, sondern auch die Kollegen vor Ort, die versuchen, die Lücken zu schließen. „Die haben es auch nicht leicht.“