Bochum-Griesenbruch. Das Bochumer Westend startet eine Veranstaltungsreihe. Dabei stehen Schmetterlinge im Fokus. Für einen Flug war es den Faltern am Montag zu kalt.

Geflogen ist keiner. Den 30 Schmetterlingen, die am Montagmorgen zum Startschuss der Aktionen im Westend aus ihrer Pappschachtel freigelassen werden sollten, war es schlicht zu kalt. Auch das bereitstehende Obst konnte sie nicht locken. „Der Züchter hatte uns schon gewarnt, dass das passieren könnte“, sagt Dorte Huneke-Nollmann von der Stadtteilkoordination.

Die Idee für den Veranstaltungsreigen „Das Westend entdecken – Schmetterlinge überall“ hatte Diakon Winfried Rottenecker von der Propsteipfarrei St. Peter und Paul. „Ich kam darauf, weil das Westend sich lebendig, fröhlich und bunt präsentiert, eben wie Schmetterlinge.“

Bochumer Senioren legen Hochbeete an, Kinder malen

Die Bewohner des Albert-Schmidt-Hauses wollen Hochbeete anlegen, andere Protagonisten werden Schmetterlingshäuser bauen, werden nähen, kneten und sticken. Kinder beteiligen sich an Schmetterlings-Malaktionen oder basteln. Das nötige Material kann über den Westend-Fonds finanziert werden. Insgesamt sind die katholische und evangelische Kirchengemeinde, zwei Grundschulen, Kitas, die IFAK und das Seniorenbüro Mitte beteiligt.

Der Flug der Distelfalter sollte an diesem Vormittag eigentlich im Beisein von Kindern der Arnold-Grundschule den symbolischen Auftakt bilden. Das Netzwerk Westend hatte sie von einem Züchter in Bayern gekauft; sie kamen gekühlt in Bochum an. „Wir haben uns extra beim Nabu erkundigt, dass die Aktion nicht tierwohlgefährdend ist“, betont Sabine Timmer von der AG Westendfest. Sie hatte bis zuletzt vergeblich versucht, den Faltern Wärme einzuhauchen. Doch nun werden sie samt Karton an einen geschützten Ort gebracht, bis ihnen die Temperaturen zum Flattern hoch genug sind.

Westendfest fiel zwei Jahre lang aus

„In den letzten zwei Jahren haben wir uns in die Organisation für das Westendfest gestürzt und mussten zum Schluss wegen Corona absagen. Da dachten wir uns: Diesmal machen wir es ganz anders“, erklärt Dorte Huneke-Nollmann. So sind die Vorbereitungen diesmal schon Teil der Veranstaltung.

Bewohnerinnen und Bewohner des Albert-Schmidt-Hauses und Kinder der Arnoldschule beim Auftakt der Veranstaltungen im Westend.
Bewohnerinnen und Bewohner des Albert-Schmidt-Hauses und Kinder der Arnoldschule beim Auftakt der Veranstaltungen im Westend. © FUNKE Foto Services | Dietmar Wäsche

Dirk Sälzer, Sprecher des Netzwerks: „Uns geht es nicht allein um das Westendfest im September; vielmehr wollen wir alle Akteure und Institutionen stärken und die Bewohner mit ins Boot holen.“ Damit sollen die sozialen Ziele, die ehedem durch das Integrierte städtebauliche Entwicklungskonzept (ISEK) für Griesenbruch, Stahlhausen und Goldhamme angestrebt wurden, nun in den Händen der Menschen im Westend liegen – ohne offizielles Programm. Das Netzwerk wurde 2019 ins Leben gerufen, nach zwölf Jahren Stadtumbau.

Drei Stadtteile wuchsen zusammen

Zum „Westend“ sind die Stadtteile Griesenbruch, Stahlhausen und Goldhamme zusammengewachsen.

Seit dem Jahr 2005 wurde in den drei Stadtteilen, in denen einst die Stahlwerke ansässig waren, das erste „Integrierte Städtebauliche Entwicklungskonzept“ (ISEK) für Bochum entwickelt und umgesetzt.

16 Jahre und 18,4 Millionen Euro von Bund, Land und Kommune wurden in den Stadtumbau investiert.

Das Netzwerk Westend startet diese Schmetterlingsaktion zum Mitmachen. Die schönsten Aktionen werden von einer Westend-Jury auf dem Westendfest im September prämiert. Zur Jury gehört auch Gabi Spork, Bezirksbürgermeisterin Bochum-Mitte. Auch sie wird poetisch: „Das Westend hat sich aus der Raupe ISEK entpuppt.“

Feuerspektakel auf dem Springerplatz

In diesem Jahr setzen alle darauf, dass das Westendfest am 10. September auf dem Springerplatz tatsächlich stattfinden und mit Konzert und Feuerspektakel den krönenden Abschluss der Schmetterlingsaktion bilden kann. „Sollte das Fest jedoch erneut abgesagt werden müssen, wird der Stadtteil bis dahin in Bewegung und in Verbindung gewesen sein. Zudem möchte das Netzwerk Westend hiermit zum Klimaschutz beitragen“, so Dorte Huneke-Nollmann.