Bochum/Witten. Müssen die Bad-Besucher in Bochum bald bibbern? Die „Wasserwelten“ als Betreiber haben eine erste Entscheidung zur Wassertemperatur getroffen.

Die Besucher in den Bochumer Schwimmbädern müssen vorerst nicht bibbern. Bei den „Wasserwelten“ gebe es aktuell keine Pläne, die Wassertemperatur zu senken, erklärt Sprecher Christian Seger auf WAZ-Anfrage. Im Freizeitbad Heveney indes gibt es eine erste Reaktion auf die explodierenden Energiekosten: Zwei Saunen werden erst am Nachmittag angeheizt.

Zuletzt hatte es die Bochumer 2010 kalt erwischt. Um jährlich 130.000 Euro zu sparen, hatte die Stadt die Wassertemperatur in allen Bädern von 27,5 auf 26,5 Grad, an Warmebadetagen von 31 auf 30 Grad gedrosselt. Zahlreiche, vor allem ältere Badegäste beschwerten sich über das „Frösteln“ in den Becken.

Bäder in Bochum: Durchschnittstemperatur liegt bei 28 Grad

Längst sind die Regler wieder hochgefahren. Bei 28 Grad liege die Durchschnittstemperatur in Linden, Hofstede und Langendreer, bei 27 Grad im Uni-Bad Querenburg, erklärt Wasserwelten-Sprecher Christian Seger. 30 Grad sind es an den Warmbadetagen samstags und sonntags.

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Dabei werde es zunächst auch bleiben, versichern die „Wasserwelten“, schränken aber ein: „In Abstimmung mit der Deutschen Gesellschaft für das Badewesen prüfen wir vorbereitend verschiedene Maßnahmen, um einen Bäderbetrieb aufrechtzuhalten, falls die Energieversorgung in Deutschland in Folge des Ukraine-Krieges reguliert werden sollte. Dazu könnte auch die Absenkung der Wassertemperatur gehören.“ Dann könnte jedes Grad weniger zählen: Der Gesamtenergiebedarf der „Wasserwelten“ liegt bei jährlich 10,6 Millionen Kilowattstunden.

Freizeitbad Heveney will möglichst schnell in neue Technik investieren

Jährlich 1,3 Millionen Euro Energiekosten schluckt das Freizeitbad Heveney am Kemnader See. Aktuell wirken sich die hohen Energiepreise zwar noch nicht aus, da es feste Verträge mit den Stadtwerken in Witten und Bochum gibt. Doch schon jetzt kündigt Geschäftsführer Jürgen Hecht von der Freizeitmetropole Ruhr (FMR) an, den Energieeinkauf neu auszuschreiben.

Gleichzeitig sieht er großen Bedarf, in erneuerbare Energien zu investieren, um sich vom Gas möglichst unabhängig zu machen. „Wir wollen das so schnell wie möglich anpacken. Abwarten und Tee trinken geht gar nicht“, sagt Hecht. Allein für das Bad in Heveney handele es sich um eine „riesige Summe, die wir investieren müssen“. Handlungsbedarf sieht er innerhalb von zwölf Monaten, gerade bei der Photovoltaik.

Im Freizeitbad Heveney wird der Eintritt im Juni 50 Cent teurer.
Im Freizeitbad Heveney wird der Eintritt im Juni 50 Cent teurer. © FUNKE Foto Services | Dietmar Wäsche

Eintrittspreis im Bad steigt zum 1. Juni um 50 Cent

Auf die Eintrittspreise oder Wassertemperaturen soll sich das aktuelle Geschehen noch nicht auswirken. Nachdem zum 1. Januar der Eintritt für die Sauna um einen Euro erhöht wurde, zieht das Bad zum 1. Juni mit 50 Cent nach. Die Preisanstiege haben aber noch nichts mit dem Krieg zu tun.

Betreiber setzt auf Energiesparen

Die „Wasserwelten“ betonen, schon in den vergangenen Jahren in die Energieeffizienz investiert zu haben. Beispiel: das Unibad Querenburg mit Umrüstung der Hallenbeleuchtung auf LED und stromsparender Beckenwasserhydraulik.

Auch das neue Bäderkonzept sehe Umwelt-Investitionen bei allen Neu- und Umbauten vor.

Sparen lässt sich in der Sommersaison. Ab Mai entfallen die Warmbadetage. Die Freibadbecken in Langendreer, Hofstede und Linden werden nicht beheizt. In Werne und Südfeldmark wird das Wasser über Solarabsorber auf 24 Grad erwärmt.

In der vergangenen Woche wurde in Heveney das Außenbecken geöffnet. Dort ist das Wasser laut Betreiber 26 bis 28 Grad warm, im Inneren circa 29 Grad. „Wir planen Lösungen, aber schränken nicht das Angebot ein“, versichert Geschäftsführer Jürgen Hecht und verweist auf die laufenden Verträge mit den Energieversorgern. Gleichzeitig prophezeit er mit Blick auf die künftigen Kosten: „Ab nächstem Jahr lässt sich das alles nicht mehr darstellen.“

Schwitzhütten öffnen wochentags erst um 15 Uhr

Ein Beispiel, dass den Kostendruck am Kemnader See anschaulich macht: Ein Quadratmeter beheiztes Wasser im Außenbereich kostet nach Angaben des Freizeitmanagers „so viel Energie wie ein Einfamilienhaus im ganzen Jahr“.

Einen ersten Spar-Schritt hat das Freizeitbad im Saunabereich unternommen. Zwei Schwitzhütten werden laut Aushang neuerdings erst um 15 Uhr, also sechs Stunden nach Öffnung des Bades, in Betrieb genommen. Diese Regelung gelte zunächst nur montags bis freitags, heißt es in Heveney.

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