Bochum-Wiemelhausen/Werne. Professionelle Künstler entwickeln mit Schülern in Bochum eine Tanztheater-Performance. Die Musik wird exklusiv für das Projekt komponiert.

Die Proben laufen auf Hochtouren. Die ganze Woche über wird im Theater total an der Königsallee in Bochum geübt. Gesamt- und Grundschüler fiebern ihren zwei Auftritten am Wochenende entgegen, wenn sie ihre Tanztheater-Performance aufführen. Das Besondere: Den Schülerinnen und Schülern stehen dabei Studierende der Ruhr-Universität Bochum und professionelle Künstler aus den Bereichen Tanz und Theater zur Seite.

Bochum: Besonderes Tanz-Projekt entführt ins Wunschmuseum

Paula läuft den ganzen Tag im Schlafanzug herum und findet das okay. „Konzentriert euch, damit nicht soviel gemeiner Müll über eure Lippen kommt“, rät sie allen, die andere beurteilen. Simon möchte die Zeit zurückspulen können, um Taten ungeschehen zu machen. Und Carmen will nicht mehr soviel weinen müssen. Aber eigentlich wünscht sie sich, dass die anderen sie einfach weinen lassen.

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„Es ist doch mutig, seine Gefühle zeigen zu können“, findet die 15-Jährige. Beim neuen Tanztheater-Projekt „next stop“ der Willy-Brandt-Gesamtschule und der Amtmann-Kreyenfeld-Grundschule in Werne geht es gefühlsmäßig zur Sache. Denn die Wünsche der Jugendlichen und Kinder sind Basis für das Stück.

Tanz-Projekt: Schüler überraschen in Gesprächen bei der Vorbereitung

Gemeinsam mit dem Schauspieler, Autor und Regisseur Alexander Steindorf und dem Tänzer und Choreograph Michael Hess entwickelten 20 Schüler zwischen acht und 15 Jahren in Tanztheater-AGs der beiden Schulen eine eigene Geschichte. „Wir haben Interviews und Gespräche mit den Schülern geführt. Die Antworten waren überraschend komplex und tiefgreifend“, schildert Alexander Steindorf, der das Stück anschließend federführend schrieb.

Petra Winkler, Lehrerin der Willy-Brandt-Gesamtschule in Bochum-Werne, leitet die besondere Tanztheater-Performance schon seit 2012.
Petra Winkler, Lehrerin der Willy-Brandt-Gesamtschule in Bochum-Werne, leitet die besondere Tanztheater-Performance schon seit 2012. © FUNKE Foto Services | Vladimir Wegener

Kurz zusammengefasst: Es geht um ein geheimes Wunschmuseum, in das sich Paula (gespielt von Paula Kuhlmann) zurückzieht, weil sie in einer Mobbing-Situation dazwischen gegangen ist und damit nun selbst schlecht zurechtkommt. Im Wunschmuseum sind die Wünsche der Kinder und Jugendlichen versammelt. Außerdem helfen possierliche Wunschwesen, dargestellt von den Grundschülern, Wünsche zu verfolgen – und so das eigene Selbst werden zu können.

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„Es gab den Moment, da haben wir gemerkt, sie wollen über ihre Bedürfnisse und Wünsche reden. Es ging darum, Gedanken äußern zu können, ohne von Corona überrollt zu werden“, sagt Choreograph Michael Hess. Ein Blick in das Stück offenbart mitunter ernsthafte Passagen: „Ich wünschte, ich wäre blind und taub. Dann müsste ich nicht sehen und hören, was Gutes oder Schlechtes in den nächsten Tagen passiert. Ich könnte in meine Fantasie hineingehen und nichts könnte mich ablenken“, heißt es da.

Vielfach gefördertes Projekt

Das Projekt wird gefördert durch das Projekt „ChanceTanz“ des Bundesverbandes Tanz in Schulen auf Basis des Programms „Kultur macht stark – Bündnisse für Bildung“ des Bundesministeriums für Bildung und Forschung sowie seitens der Ruhr-Universität durch das Programm „Forschendes Lernen“.

Ziel des Projektes ist, Schüler und Studierende mit künstlerischer Bildung in Kontakt zu bringen, Schule und Universität miteinander zu vernetzen und persönliche Entwicklungsprozesse zu fördern.

Außer faszinierender Texte erwartet das Publikum am kommenden Freitag und Samstag „eine Performance, ein Wunschkonzert, ein Wunschmuseum und wir erleben die Schüler außerhalb ihres normalen Umfelds“, fasst Petra Winkler zusammen. Die Lehrerin der Willy-Brandt Gesamtschule setzt das Tanztheater-Projekt mit professioneller künstlerischer Leitung seit 2012 um – zum achten Mal also. Zum zweiten Mal findet es in Kooperation mit der Amtmann-Kreyenfeld Grundschule statt, wobei die Tanzperformance 2021 Corona bedingt nur als Video produziert werden konnte.

Eintritt zur Tanztheater-Performance ist frei

Dieses Jahr darf sich das Publikum wieder auf das Live-Erlebnis des energiegeladenen Tanztheaters freuen. Die Musik dazu liefert der professionelle Komponist Tim Kienecker extra für die Performance. Die Premiere findet statt am Freitag, 1. April um 18 Uhr, eine weitere Vorstellung am Samstag, 2. April um 18 Uhr auf der Bühne von Theater Total, Königsallee 171. Der Eintritt ist frei. Plätze können reserviert werden per E-Mail an petra.winkler@189935.nrw.schule .