Bochum. Die Deutsche Bahn reagiert auf den VRR-Stationsbericht. Der stellt besonders einem Bochumer Bahnhof ein miserables Zeugnis aus. Ein Ortsbesuch.

Der finstere Aufgang an der Alleestraße verschluckt die Fußgängerin, die zur Regionalbahn die Treppen von Bochums hässlichsten Bahnhof hinauf hastet. Die Frau sprintet an den offenen Wänden vorbei, weicht dem Hundehaufen am Treppenabsatz aus und erreicht den Bahnsteig.

Nun heißt es warten am Bahnhof Bochum West, dem der VRR-Stationsbericht jüngst ein verheerendes Zeugnis geschrieben hatte. „Unzureichend“ sei die Aufenthaltsqualität, heißt es dort. Auch die Barrierefreiheit sei ein Problem: „Erhöhten Handlungsbedarf“ sieht der VRR. Ein Besuch vor Ort bestätigt den Gesamteindruck.

Hässlichster Bahnhof in Bochum – die Deutsche Bahn möchte etwas ändern

Graffiti sind auf eine Mauer geschmiert. Das Glas an der Brücke über die Alleestraße ist an einigen Fenstern herausgebrochen und gibt den Blick über die Alleestraße und den Ring bis zum Einkaufszentrum City Point frei. Der Bahnsteig ist mit Taubenkot verschmiert. Im Gleisbett liegen ein kaputter Regenschirm und eine Männerhose. An einigen Lampen hängen Kabel herunter.

Neun von zehn Bahnhöfen mit befriedigendem Zeugnis

Der Stationsbericht 2021 des Verkehrsverbundes Rhein-Ruhr (VRR) stellt neun von zehn Bahnhöfen und Stationen zumindest ein befriedigendes Zeugnis aus.

Nur die Qualität des Bahnhofs West an der Alleestraße wird als „unzureichend“ bezeichnet.

Während der VRR in der Vergangenheit bei seiner Bewertung immer viel Wert auf das Entfernen von Graffiti gelegt hatte, habe er zuletzt verstärkt auf Ausstattungsmängel und bauliche Mängel geachtet. Beurteilt werden dabei unter anderem die Verschmutzung, Geruchsbelästigung und auch Schmierereien an Wänden und Böden.

Der Bahnhof Bochum West von der Alleestraße aus gesehen.
Der Bahnhof Bochum West von der Alleestraße aus gesehen. © FUNKE Foto Services | Vladimir Wegener

Die Deutsche Bahn will nun zumindest mit kleineren Arbeiten auf das Zeugnis des VRR reagieren. „Wir haben einige kleinere Maßnahmen geplant“, sagt ein Bahnsprecher auf Nachfrage. Eine langfristige Verbesserung sei aber nicht geplant.

Andere Bahnhöfe im Verbreitungsgebiet sind schlechter dran

„Das ist noch nicht einmal ein starker Problembahnhof“, beschwichtigt ein Bahnsprecher auf Nachfrage. „Wir haben nur gelegentlich mit Vandalismus und Graffiti zu tun. Das ist woanders deutlich schlimmer.“

Der Aufgang zum Bahnhof ist in einem schlechten Zustand.
Der Aufgang zum Bahnhof ist in einem schlechten Zustand. © FUNKE Foto Services | Vladimir Wegener

Ab Ende April seien Instandhaltungsarbeiten an den Treppen und den „Treppenwangen“, also den bisher unverputzten Wänden der beiden Aufgänge geplant. Bereits in diesen Tagen verputzen zwei Arbeiter die Mauer am Bahnsteig. „Wir werden auch prüfen, ob wir Bahnsteigausstattung erneuern können“, heißt es von der Deutschen Bahn weiter. Dabei gehe es um Sitzbänke, Vitrinen und Abfallbehälter. Hinweisschilder seien bereits erneuert worden.

Langfristige Verbesserungen sind erst einmal nicht geplant

Weitere Maßnahmen seien erst einmal nicht geplant, langfristig soll sich der Bahnhof Bochum West also erst einmal nicht verändern. Die gute Nachricht: Im Jahr zuvor war das Zeugnis für die Bochumer Bahnhöfe deutlich schlechter ausgefallen. Insgesamt erhielten Bochums Bahnhöfe befriedigende bis ausreichende Noten.

Der Gesamtzustand des Hauptbahnhofs sowie der Bahnhöfe Langendreer, Langendreer-West und Wattenscheid wird als „ordentlich“ bezeichnet – die zweitbeste Kategorie hinter „ausgezeichnet“. Immerhin nur als „entwicklungsbedürftig“ werden die Stationen Dahlhausen, Ehrenfeld, Hamme, Riemke und Höntrop genannt.