Bochum. Die Premiere am Donnerstag im Schauspielhaus Bochum besticht durch ein ungewöhnliches Bühnenbild. Gezeigt wird: das Schauspielhaus selbst.

Auf eines der ungewöhnlichsten Bühnenbilder seit langer Zeit können sich die Besucher von „Lorenzaccio“ in Bochum freuen: Das selten gespielte Drama von Alfred de Musset und George Sand feiert am Donnerstag, 31. März, um 19.30 Uhr im Schauspielhaus Premiere. Und das Schöne: Auf der Bühne sieht es genauso aus wie im Theatersaal.

Die braunen Sessel, die 50er-Jahre-Lampen, die typische Holztäfelung: Das komplette Ambiente des Schauspielhauses hat Bühnenbildner Raimund Orfeo Voigt detailgetreu nachgebaut. Die Zuschauer sitzen während der Aufführung sowohl im Saal als auch auf der Bühne selbst. Überall (auch mitten in den Reihen) wird nach Corona-Regeln gespielt. In der Mitte steht ein riesiger Glaskasten, der während der etwas über zwei Stunden (ohne Pause) zum Zentrum der Aufführung wird.

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„Lorenzaccio“ ab Donnerstag im Schauspielhaus Bochum

Das Stück auf die Bühne bringt die Regisseurin Nora Schlocker, die zum ersten Mal in Bochum arbeitet und trotz der langen und schwierigen Probenphase begeistert ist. „Das hat extrem viel Spaß gemacht“, sagt sie. „Das Ensemble ist total offen und bereichernd. Wir haben viel musiziert und improvisiert.“

Bereits vor einem Monat sollte „Lorenzaccio“ zur Aufführung kommen und musste wegen diverser Corona-Fälle mehrmals verschoben werden. Die Premiere am Donnerstag scheint aber sicher zu sein. Erzählt wird eine Geschichte, die zwar im Florenz des Jahres 1537 angesiedelt ist, aber eine Menge aktueller Bezüge aufweise: „Wir haben nichts aktualisiert, doch die Parallelen in unsere Zeit sind unübersehbar“, sagt die Dramaturgin Susanne Winnacker. Das reiche von der Rolle der Kirche über den Bruch der Generationen bis zum Sinn und Zweck eines Tyrannenmords.

Szene aus „Lorenzaccio“ mit Elsie de Brauw (rechts) und Risto Kübar.
Szene aus „Lorenzaccio“ mit Elsie de Brauw (rechts) und Risto Kübar. © Schauspielhaus Bochum | Birgit Hupfeld

Die Besetzungsliste ist üppig: Gleich elf Personen teilen sich die Bühne, darunter Stefan Hunstein, Marius Huth und Elsie de Brauw. Ingo Tomi ist erstmals als Gast dabei. Dazu werden drei Sänger (Bariton, Tenor, Sopran) zu erleben sein, die das Geschehen a cappella begleiten.

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Aktuelle Bezüge, dekadente Kostüme

So aktuell die Geschichte auch sei, atmen die Kostüme die Dekadenz vergangener Tage: „Diesen Prunk und Protz der Welt von damals wollen wir unbedingt zeigen“, meint Nora Schlocker. „Wir sind alles total verknallt in die Kostüme.“

Einen Tipp für die Zuschauer hat die Regisseurin: Wer die Möglichkeit dazu hat, solle sich besser auf die Bühne setzen statt in den Saal. „Dort ist man einfach viel näher dran und wird unmittelbar ins Spiel mit einbezogen. Aber keine Sorge: Niemand muss mitspielen.“

Weitere Termine: 7., 8., 23. und 24. April. Karten: 0234 33 33 55 55.