Bochum. Bald starten Hunderte Kröten ihre Wanderung. Eine Bochumer Hochschulgruppe hilft, damit sie sicher ankommen – und hat eine Bitte an Autofahrer.

Als im Februar die Temperaturen auch nachts konsequent über den Gefrierpunkt kletterten, hieß es beim Naturschutzbund (Nabu) in Bochum: Jetzt könnte es bald losgehen. Wenn der Frühling naht, regt sich das Leben in Wiesen und Wäldern. Paarungsbereite Molche, Kröten und Frösche begeben sich auf Wanderschaft zu den umliegenden Laichgewässern, um ihre Eier abzulegen. An welchen Tagen genau sie zu Hunderten aus ihren Winterquartieren strömen, hängt vom Wetter ab. Deshalb sollten Autofahrer einiges beachten.

Zum Schutz der Kröten: Autofahrer sollten an diesen Stellen sehr langsam fahren

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Für die Zeit der Krötenwanderung ist es laut Nabu enorm wichtig, dass Autofahrer in den Wandergebieten Sperrungen respektieren und sehr langsam fahren. Oft ist Tempo 30 angegeben, doch es gilt: umso langsamer, desto besser. „Der Luftdruck eines vorbeifahrenden Autos kann eine Kröte töten“, erklärt Alexandra Welp von der Nabu-Hochschulgruppe in Bochum.

Die Biologie-Studentinnen Franziska Fuchs (links) und Alexandra Welp setzen sich im Amphibienschutzgebiet ein. Franziska Fuchs trägt Schutzhüllen über den Schuhen, um die Salamanderpest nicht in andere Gebiete zu übertragen.
Die Biologie-Studentinnen Franziska Fuchs (links) und Alexandra Welp setzen sich im Amphibienschutzgebiet ein. Franziska Fuchs trägt Schutzhüllen über den Schuhen, um die Salamanderpest nicht in andere Gebiete zu übertragen. © FUNKE Foto Services | Alexa Kuszlik

Im Naturschutzgebiet Tippelsberg und Berger Mühle läuft auf beiden Seiten der Stembergstraße ein etwa 500 Meter langer und 50 Zentimeter hoher Schutzzaun entlang, der die Tiere vor der Straße stoppen soll. Alle fünf bis sechs Meter ist ein Eimer in die Erde eingelassen. Wenn die Kröten am Zaun entlanglaufen, plumpsen sie hinein. Insgesamt betreuen zehn bis zwölf Studierende bei Sonnenauf- und Sonnenuntergang den Zaun am Zillertaler Teich. Heute sind die Biologie-Studentinnen Alexandra Welp (29) und Franziska Fuchs (26) im Einsatz. Die Studentinnen sperren die Stembergstraße um 19 Uhr ab, weil die Amphibien bei Dämmerung und nachts wandern. Um sechs Uhr in der Früh öffnet die nächste Schicht die Schranke wieder.

Eine Kröte machte sich trotz Kälte schon auf den Weg

Der Kälteeinbruch im März führte dazu, dass es aktuell noch sehr ruhig ist. Seit Februar haben die Studentinnen nur eine einzige Kröte gefunden. „Doch auch für eine lohnt es sich, zu kommen. Sonst erfriert sie im Eimer“, sagt Fuchs. Die Spannung steigt: Denn wenn die Nachttemperatur auf etwa fünf Grad Celsius steigt und das Wetter feucht ist, geht es richtig los. Dann wimmelt es hier im Morgengrauen von Erdkröten, die an der Stembergstraße das Wandergeschehen bestimmen. Aber auch Grasfrösche, Bergmolche und Teichmolche sind am Zillertaler Teich unterwegs.

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Der Höhepunkt der Amphibienwanderung ist in der Regel Mitte März zu erwarten. Dann sammeln die Studierenden die Nachtwanderer eimerweise vom Zaun oder von der Straße ein, da die Tiere aus vielen Richtungen herbeiströmen. „Wir trennen in den Eimern Männchen und Weibchen, weil die Männchen Druck haben“, erläutert Welp. Insgesamt dauert das Hauptgeschehen drei bis vier Wochen an. „Im letzten Jahr hatten wir einmal 800 Kröten an einem Tag“, so die Studentin

Die Studierenden fassen die Amphibien nicht mit bloßer Hand an, sondern nur mit Handschuhen. „Sie haben eine sehr durchlässige Haut und nehmen ganz schnell Stoffe auf, die für sie giftig sein können, zum Beispiel Desinfektionsmittel“, erläutert Fuchs.

Studierende entlassen Kröten am Teichufer in die Freiheit

Am Teichufer lassen sie die Tiere wieder frei. Anders als Frösche können Kröten nicht schwimmen. Ebenso zu den Amphibien zählt der Feuersalamander, der aktuell große Gefahr fürchten muss. Er ist in seiner Existenz bedroht. Von der Eifel her verbreitet sich seit 2017 auch im Ruhrgebiet der Amphibienpilz „Batrachochytrium salamandrivorans“ (Bsal).

Feuersalamander sind durch die Salamanderpest bedroht. Auch darauf weisen die Bochumer Biologie-Studentinnen Franziska Fuchs (links) und Alexandra Welp hin.
Feuersalamander sind durch die Salamanderpest bedroht. Auch darauf weisen die Bochumer Biologie-Studentinnen Franziska Fuchs (links) und Alexandra Welp hin. © FUNKE Foto Services | Alexa Kuszlik

Feuersalamander melden

Wer kranke, tote, aber auch gesunde Feuersalamander findet, sollte diese melden und das Tier nicht anfassen. Die Ruhr-Universität bittet darum, ein Foto der Rückenseite mit Fundort und Datum per E-Mail zu verschicken:

Der Feuersalamander-Melder ist ein Kooperationsprojekt von: Stadt Bochum, Stadt Herne, Kreis Recklinghausen, Biologische Station Östliches Ruhrgebiet, Naturschutzbund Bochum und Ruhr-Universität Bochum.

Die Salamanderpest stammt vermutlich aus Asien und zerstört die Haut der Salamander, so dass die Tiere in wenigen Tagen an den Folgen der Wunden sterben. Am Naturschutzgebiet Tippelsberg und in anderen Naturgebieten in Bochum weisen Schilder auf die Gefahren für die Feuersalamander hin.

Um die langlebigen Pilzsporen nicht weiterzuverbreiten, ist es enorm wichtig, dass Wanderer ihre Schuhe und Fahrradfahrer ihre Reifen nach Ausflügen zum Beispiel mit 70-prozentigem Alkohol desinfizieren und Hundepfoten abwaschen. „Das Desinfektionsmittel sollte danach noch mit heißem Wasser entfernt werden, um dieses nicht in die Natur zu tragen“, so Franziska Fuchs.