Bochum-Langendreer. Blickfänge und Botschaften bereichern die Alte Bahnhofstraße. Bochumer Geschäftsfrau: „Die Kinder sollen ein Gefühl für die Heimat entwickeln.“

Die Blicke der beiden älteren Herrschaften bleiben an der Hecke hängen, die wirklich überraschen kann. „Der sieht richtig nett aus“, sagt Willi Berndt (89) zu seiner Frau und meint eine Biene, die zwischen den Zweigen hervorlugt. Die gestreifte Sympathieträgerin hat den Körper einer Blechdose und ist umringt von Tintenfischen aus Pfeifenreinigern. Diese Szene ist aktuell nur einer von vielen Blickfängen auf der Alten Bahnhofstraße rund um die Christuskirche. Bei der Aktion „Kunst im Dorf“ in Bochum-Langendreer bastelten zahlreiche Kinder und einige Senioren aus dem Stadtteil künstlerische Objekte, die für Heiterkeit bei den Passanten sorgen.

Bochumer Geschäftsfrau setzt die Idee um

Geschäftsfrau Ivana Rolovic brachte ihre Idee für die Aktion bei Bezirksbürgermeisterin Andrea Busche ins Gespräch, die gleich begeistert gewesen sei, so die Inhaberin des Schreibwaren-, Bastel- und Geschenkegeschäfts „Tintenklecks“. Schnell mit von der Partie war auch das Seniorenbüro Ost, das einige dekorative Basteleien von betagten Menschen aus Langendreer beisteuerte.

Schon die ganz Kleinen haben ihren Spaß an der Kunstaktion: Sie werden begleitet von Deborah Stalling, Waldorfpädagogin der Kindergruppe Dörfli, links und Georgina Tawiah, Sozialpädagogin, rechts.
Schon die ganz Kleinen haben ihren Spaß an der Kunstaktion: Sie werden begleitet von Deborah Stalling, Waldorfpädagogin der Kindergruppe Dörfli, links und Georgina Tawiah, Sozialpädagogin, rechts. © FUNKE Foto Services | André Hirtz

„Die Senioren konnten sich bei uns Material abholen wie die CD-Rohlinge und zu Hause basteln. Sie hatten total viel Spaß“, schildert Fabienne Barouch vom Seniorenbüro. Jetzt hängen die fantasievoll bemalten Silberlinge an einem Baum und schillern in der Morgensonne.

Ergebnisse können den Betrachter verblüffen

Ivana Rolovic selbst spendete einige Materialien für die Aktion, doch rief bewusst zur Improvisation auf. „Ich habe gesagt, bastelt mit Dingen, die sonst weggeschmissen würden oder die sowieso da sind“, so die 48-Jährige. Die Ergebnisse verblüffen mitunter: Ein optisches Highlight auf der kleinen Kunstmeile ist der vielfarbige Fadenvorhang, hergestellt aus Trinkflaschenverschlüssen und zerschnittenen Strohhalmen. Das Material erkennt der Betrachter erst beim zweiten Blick, wenn das Staunen abebbt. Diese Bastelarbeit stammt von den Klassen 3 c und 4 c der Michael-Ende-Schule, die sich sehr rege beteiligte.

Dauer der Aktion

Geschäftsfrau Ivana Rolovic verfolgte die Idee zu „Kunst im Dorf“ bereits seit Januar. Bis Ende Februar trudelten die Werke bei ihr ein und noch hängt nicht alles. Insgesamt soll die kleine Kunstmeile sechs bis acht Wochen bestehen bleiben.

Die Stadt musste den Dekorationen im öffentlichen Raum zustimmen. Ivana Rolovic selbst reinigte die Beete von Hinterlassenschaften der Hunde und von Müll, um die Kunst angemessen präsentieren zu können.

In der Klasse 3 a bemalten Kinder kleine Fläschchen, die jetzt am Abend, mit einer Lichterkette umwickelt, für ein Strahlen sorgen sollen. „Ich habe versucht, Wolken und Himmel zu malen, weil nachts keine Wolken zu sehen sind, und um die Leute zu erinnern, wie die Wolken am Tag aussehen“, erläutert Timur (9) sein Konzept.

Waldorf-Schüler beschäftigen sich mit den Elementen

Zum Nachdenken regt der Beitrag der 6 b der Rudolf-Steiner-Schule an, in dem sich die Schüler mit den vier Elementen beschäftigten. „Wasser ist wild oder ruhig, warm oder kalt, hart oder weich“, heißt es da auf einer der laminierten Zettelbotschaften, die als Kette an der Hecke der Christuskirche entlanglaufen.

Mit der Natur verbanden sich auch die Kinder der evangelischen Kindertagesstätte Rasselbande, die bemalte Steine beisteuerten. Die jüngsten Künstler befassten sich mit Wollfäden, die sie feinsäuberlich um Stöcke wickelten.

Deborah Stalling und Georgina Tawiah, Tagesmütter der Kindertagespflegestelle Dörfli, hatten bei der Bastelaktion die Feinmotorik und die Interaktion ihrer zweieinhalb- bis dreijährigen Schützlinge im Blick. „Der eine hält den Faden fest, der andere den Stock und dann wird gedreht“, schildert Stalling. So erschufen die Kinder flauschige Stäbchen, die jetzt dem Stamm eines Baumes schmeicheln.