Bochum. Erneut trafen sich Beschäftigte des Bahnzulieferers Wabtec in Bochum zu einer Betriebsversammlung. Die Rede ist auch von einem neuen Sozialplan.

Ruhig aber ungebrochen trafen sich rund 100 Beschäftigte des Unternehmens Wabtec-Faiveley am Donnerstag, 24. Februar, im Gewerkschaftssaal der IG Metall im Jahrhunderthaus. Weitere waren online zu der Versammlung geschaltet. Bei dieser außerordentlichen Betriebsversammlung vor dem Hintergrund der angekündigten Verlagerung der Produktion nach Italien und damit der Streichung von rund 200 der insgesamt 300 Jobs des Eisenbahnzulieferers in Bochum, ging es auch um jetzt nötige weitere Schritte.

OB wehrt sich gegen Verkürzung seiner Äußerung

Als Erstes sprach als geladener Gast Bochums Oberbürgermeister Thomas Eiskirch. Sein Auftritt hatte auch das Ziel, mit einem Missverständnis einer Verkürzung seiner Darstellung aufzuräumen, das nach seinem Gespräch mit der Geschäftsführung aufgekommen sei. „Ich hatte betont, dass eine neue Nutzung der Firmenfläche noch das kleinste Problem sei, ich mir aber sehr wohl große Sorgen um die Mitarbeiter und ihre Familien mache.“ Daraus sei gemacht worden, für ihn wäre das Unternehmen eigentlich gar nicht so wichtig, weil die Fläche schnell wieder vermietet werden könne.

Unverständnis über Ankündigung bleibt

Seit der Ankündigung des Unternehmens Wabtec vom November letzten Jahres, die Produktion aus Bochum komplett nach Italien zu verlagern, kommen die Beschäftigten nicht zur Ruhe. Der Betriebsrat hatte kurz nach dem Bekanntwerden dieser Absicht sein Unverständnis geäußert, da der Betrieb in Bochum noch im September für seine profitable Arbeit gelobt worden sei.Ein Gutachter hatte noch vor wenigen Wochen betont, dass es überhaupt keinen sachlichen Grund für die Kündigungen und die Verlagerung der Produktion gebe. Ganz im Gegenteil, eher müsste die Produktion aus Italien nach Bochum verlagert werden, weil hier die Produktivität und der Mehrwert größer sei.

Eiskirch äußerte sich enttäuscht, da das Unternehmen bekanntlich gerade erst einmal wenige Monate am neuen Standort produziere, nachdem es von Witten auf das neue Mark 51/7-Gelände gewechselt sei: „Ich glaube, dass die Produktion in Bochum eine gute Zukunft hat. Alles andere ist ein schwerer Schlag für die jetzt betroffenen Kolleginnen und Kollegen.“

IG Metall-Experte sieht eigentlich gute Marktlage

Betriebsratschefin Tanja zum Dohme, die selbst seit 22 Jahren in der Firma arbeitet, schildert, dass sich der Betriebsrat sogar direkt an die Unternehmensspitze in den USA gewandt habe, aber auch von dort nicht wirklich neue Nachrichten gekommen seien.

Während auf der Betriebsversammlung der IG Metall-Spezialist Thomas Kalkbrenner den Anwesenden die seiner Ansicht nach durchaus guten Entwicklungschancen des Unternehmens im Umfeld des gesamten Eisenbahnmarktes aufzeichnete, erläutert Tanja zum Dohme im Foyer des Jahrhunderthauses, was demnächst wohl auf die Beschäftigten in Bochum zukomme.

Neuer Sozialplan wird aufgelegt

Derzeit werden im Bochumer Werk noch Bremsscheiben oder Kupplungen für Eisenbahnwagen produziert. Diese Produktion soll komplett in das nach Angaben der Firmenleitung, so die Gewerkschafterin, produktivere Werk in Italien verlegt werden. „Dort sind die Lohnkosten einfach geringer. Letztendlich ist das aber eine willkürliche Entscheidung“, sagt Tanja zum Dohme

In diesen Tagen werde ein neuer Sozialplan aufgelegt, der regeln soll, wie es mit den 200 betroffenen Mitarbeitern weitergeht. Für die Beschäftigten sei es vor allem deshalb bitter, weil sie nun noch rund zwei Jahre weiter arbeiten sollen. Solange, bis die Produktion am neuen Standort in Italien komplett aufgenommen wird.