Bochum. Für eine Premiere arbeiten das Schauspielhaus Bochum und die Musikschule gemeinsam. Gespielt wird der Oberstufen-Schreck „Nathan der Weise“.

So vielfältig die Bochumer Kulturszene auch sein mag: Kooperationen der einzelnen Einrichtungen untereinander sind eher selten. Daher ist es durchaus eine bemerkenswerte Nachricht, dass das Junge Schauspielhaus jetzt erstmals mit der Musikschule zusammenarbeitet. Der Titel des gemeinsamen Projekts trägt einen sinnfälligen Titel: „Passt!“

Die bunte Truppe von „Passt!“ besteht aus den jungen Nachwuchsschauspielern einer Theaterbande des Schauspielhauses sowie aus drei Musikern, die das Spiel an Geige, Klarinette und Percussion live begleiten. Die musikalische Leitung liegt bei Norbert Koop, dem Chef der Musikschule, der sich über die fruchtbare Zusammenarbeit überaus freut: „Ich denke, da wird in Zukunft noch viel mehr möglich sein“, meint er.

Beim Jungen Schauspielhaus ist eine Menge los

Die Premiere von „Passt!“ steigt am Donnerstag, 17. Februar, um 19 Uhr im Theaterrevier an der Prinz-Regent-Straße 50-60 (ausverkauft). Wieder am 18., 19. und 20. Februar. Wegen der Corona-Beschränkungen gibt es nur 28 Plätze pro Vorstellung.

Beim Jungen Schauspielhaus wird den Teilnehmern in unterschiedlichen Banden regelmäßig eine Menge geboten. So gibt es gerade eine Tanztheater-Bande, die unter dem Titel „Rückkehr zu den Sternen“ eine Performance vorbereitet. Wer mitmachen möchte: Infos zu den Banden gibt es unter theaterrevier.de

Junges Schauspielhaus und Musikschule arbeiten erstmals gemeinsam in Bochum

Sein Haus stärker nach außen zu öffnen, ist ein erklärtes Ziel des Musikschulleiters, was ja mit dem Umzug ins geplante „Haus der Musik“ direkt neben dem Musikforum eines Tages einen großen Schritt weiter vorangetrieben werden könnte.

Bis voraussichtlich 2027 soll aus dem früheren Landesbehördenhaus am Marienplatz der neue Standort der Musikschule mit ihren etwa 8000 Schülerinnen und Schülern werden. Einige von ihnen würden gern öfter mal auch auf Theaterbühnen mitmischen, erzählt Koop: „Wir haben zum Beispiel einige ausgezeichnete Bands. Da gäbe es viele Möglichkeiten.“

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Ein Literaturklassiker, der schon manchem das Fürchten lehrte

Seit Ende August stecken die jungen Schauspieler mitsamt der Musikschule und X-Vision Ruhr in den Vorbereitungen für ihre neue Produktion. Das Brisante daran: „Passt!“ basiert auf einem Literaturklassiker, der schon manchem Oberstufenschüler das Fürchten lehrte – und auch innerhalb der Theaterbande war die Skepsis zunächst groß. Denn gespielt wird Lessings „Nathan der Weise“.

Kissenschlacht inklusive: Auf der Bühne von „Passt!“ fliegen schonmal die Fetzen. (V.l.) Luca, Gürkan und Nils sind mit Eifer dabei.
Kissenschlacht inklusive: Auf der Bühne von „Passt!“ fliegen schonmal die Fetzen. (V.l.) Luca, Gürkan und Nils sind mit Eifer dabei. © FUNKE Foto Services | Bastian Haumann

„Der Schulstoff gilt als langweilig und komplett verstaubt, da hatte überhaupt niemand Lust drauf“, erzählt die Theaterpädagogin Susanne Scheffler, die das Stück gemeinsam mit den jungen Leuten auf die Bühne bringt. Erst ein ehrenwertes Versprechen löste die offenkundige Ablehnung: „Als ich ihnen geschworen habe, dass sie nicht eine Zeile aus dem kleinen, gelben Reclamheft lesen müssen, kamen wir ins Geschäft.“

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Zeitlos aktuelle Themen in moderne Form gebracht

Und so machten sich die jungen Leute denkbar frei ans Werk. „Wir wollten alles, nur nicht langweilig und spießig sein“, sagt die Teilnehmerin Rhyanne (16), die die Recha spielt. Zwar sei die Geschichte, die Lessing vor weit über 200 Jahren beschrieb, weiterhin auf der Bühne zu erkennen: „Es geht darin ja auch um zeitlos aktuelle Themen. Aber wir haben die Handlung etwas modernisiert und in eine moderne Sprache gebracht.“ Einzig die Hauptfigur Nathan, gespielt von dem 15-jährigen Luca, spricht weiterhin im Lessing-Deutsch: „Das ist eine coole Idee“, meint er.