Bochum. Viele Angehörige und Freunde von Häftlingen besuchen die JVA Krümmede in Bochum. Jetzt gibt es Neuigkeiten. Warum die Möbel durchsichtig sind.

Der völlig neu konzipierte Besuchertrakt der Justizvollzugsanstalt Bochum nimmt in dieser Woche seinen Betrieb auf. Er ist Bestandteil des millionenschweren Gesamtkonzeptes des Neubaus der Sozialtherapeutischen Anstalt (Sotha) für psychisch erkrankte Straftäter und der Erneuerung von Teilen der alten „Krümmede“. Wenn voraussichtlich im November 2022 auch das Hafthaus 2 mit seinen 100 Hafträumen komplett saniert ist, wird das Projekt abgeschlossen sein. Das ist wichtig, denn in diesem Jahr wird das Gefängnis 125 Jahre alt.

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Zur Zeit sind 606 Häftlinge in der JVA Bochum untergebracht

Vor allem auch das Land Nordrhein-Westfalen wartet auf die Fertigstellung des Hafthauses. Wie der stellvertretende Leiter der JVA Bochum, Stefan Weber, erläutert, seien aktuell gerade einmal 606 Strafgefangene und Untersuchungshäftlinge in dem Gefängnis untergebracht. „Wenn die Sanierung des Hafthauses im November abgeschlossen ist, gibt es bei uns Platz für rund 750 Häftlinge.“

Andreas Lorenscheit (Bereichsleiter Außenkontakte) und Candida Tunkel (Pressesprecherin) stehen am Mittwoch, 09. Februar 2022 im neuen Besucherraum in der JVA Krümmede in Bochum.
Andreas Lorenscheit (Bereichsleiter Außenkontakte) und Candida Tunkel (Pressesprecherin) stehen am Mittwoch, 09. Februar 2022 im neuen Besucherraum in der JVA Krümmede in Bochum. © FUNKE Foto Services | Vladimir Wegener

Zum neuen Besuchertrakt führt ein rund 150 Meter langer unterirdischer Tunnel. Damit der Gang nicht zu kahl, zu deprimierend wirkt, hat der BLB, der als Immobilien-Unternehmen des Landes die JVA sozusagen vermietet, sich etwas einfallen lassen. Bunte Motive, etwa eine Comic-Hexe oder eine Bogestra-Bahn sind in Graffiti-Manier an die Wände gemalt.

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Getrennte Besuchsbereiche auf zwei Etagen

Was den Besuchern recht, ist den Bediensteten billig. Die Justizangestellten nutzen einen Paralleltunnel. Auch dieser ist mit Graffiti freundlich gestaltet. Hier sind es Bochum- und Bergbau-Motive. „Wir haben von den Kolleginnen und Kollegen bereits sehr positive Rückmeldungen zu der Gestaltung erhalten“, so JVA-Sprecherin Candida Tunkel.

Umbauten und Neubauen im Bereich der Krümmede

Vor zwei Jahren fertiggestellt wurd die „Sozialtherapeutische Anstalt für Gewalt und Sexualstraftäter“ (Sotha) auf dem Gelände, wo sich früher die Wohnungen von Justizbediensteten befanden. Insgesamt 74 Millionen Euro kostete der Bau. Zum Teil darin enthalten sind auch die Kosten der neuen gemeinsamen Pforte von Sotha und JVA.

Voraussichtlich noch in diesem Jahr abgerissen wird das Gebäude, in dem sich der alte Zugang zum Gefängnis befindet. Dieser Bereich soll zunächst eine Freifläche bleiben. Ein Teil des derzeit sich ebenfalls in diesem Bereich befindenden Parkplatz wird integriert und mit einer neuen Sicherheitsmauer umgeben.

Wenn die Besucher und Besucherinnen, die teils auch mit ihren kleinen Kindern zu den Inhaftierten kommen, den Besuchertrakt erreichen, stehen sie in einem Warteraum. Darüber befinden sich die voneinander getrennten Besuchsbereiche für die Strafgefangenen und Untersuchungshäftlinge.

Als Bereichsleiter ist dort Andreas Lorenscheit zuständig. Für die U-Häftlinge gibt es drei Besucherräume und zwei Räume, wo Gespräche mit den Anwälten stattfinden. In der Etage darüber können theoretisch bis zu 24 Häftlinge gleichzeitig Besuch empfangen. Außerdem sind zwei Eltern-und-Kind-Räume dort eingerichtet.

Durchsichtig und so schwer, dass sie kaum zu bewegen sind, sind Tisch und Stühle in den Besucherräumen: Dadurch soll die Arbeit für die Justizbediensteten vereinfacht und der Austausch von verbotenen Gegenständen erschwert werden.
Durchsichtig und so schwer, dass sie kaum zu bewegen sind, sind Tisch und Stühle in den Besucherräumen: Dadurch soll die Arbeit für die Justizbediensteten vereinfacht und der Austausch von verbotenen Gegenständen erschwert werden. © FUNKE Foto Services | Vladimir Wegener

Warum es überall gläsern-durchsichtige Tische und Stühle gibt? Lorenscheit erläutert: „So ist es für uns leichter, festzustellen, ob etwa versucht wird, in diesen Räumen verbotene Gegenstände zu überreichen.“ Denn gerade dies sei oft sehr schwer zu kontrollieren.

Veranstaltungen zum Jubiläum geplant

Denn eins ist klar: Die Besuche werden akribisch überwacht. In besonderen Fällen begleiten Polizeibeamte die Besucher. Vor allem bei den Untersuchungs-Häftlingen, wenn etwa Verdunklungsgefahr ein Haftgrund ist, werden auch diese Gespräche ganz genau verfolgt. Bei Bedarf werden dazu auch Dolmetscher angefordert. „Das ist schon eine Herausforderung. Aber jetzt haben wir nach dem Umbau viel bessere Möglichkeiten“, so Lorenscheit. Besucher und Häftlinge können in diese Räume gelangen, ohne wie bisher über den Hof gehen zu müssen.

In diesem Oktober plant die JVA eine Reihe von Veranstaltungen zum 125-jährigen Bestehen. Gebaut wurde es als „Königlich Preußisches Centralgefängnis“ und nach fünf Jahren Bauzeit 1897 eröffnet.