Bochum/Wattenscheid. Der Einzelhandel in Bochum und Wattenscheid-Mitte hat sich schwer verändert. Was nicht nur an Corona liegt. Es gibt Lob, aber auch Kritik.
Dass sich der Einzelhandel seit Jahren stark verändert hat, ist nicht nicht von der Hand zu weißen. Dazu reicht ein Gang durch die Fußgängerzone Wattenscheid, wie viele eingefleischte Bürger feststellen.
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In Wattenscheid-City hat sich viel verändert
Aber mit Corona habe dies nur bedingt zu tun, betont City-Managerin Marion Drewski. „Denn hier wirkt sich generell ein Wandel aus. Die Folgen wollen wir nicht nur abfedern, sondern ihn auch aktiv begleiten, um Leerstände zu vermeiden.“ Dafür sei Corona nicht die Ursache, womöglich habe die Pandemie alles nur beschleunigt. Es geht hier dabei auch um den Wandel der Bewohnerschaft in den letzten Jahren, viele Bürger mit Hartz 4- und Migrationshintergrund leben jetzt in der Innenstadt.
Einzelhandel im Wandel
Wer durch die WAT-City geht, bemerkt schnell, dass viele alte Geschäfte verschwunden sind. Billig ist die Devise. Zuletzt hat neben Zeeman auch der Büro- und Schreibwarenfachmarkt Askania in der Oststraße aufgegeben, nach der Insolvenz jetzt definitiv pleite; wie ein handgeschriebenes Plakat am Fenster verkündet, verfasst vom Askania-Team:
Askania-Team verabschiedet sich mit bewegenden Worten
„Liebe Kunden, wir haben gehofft, gebangt und gezittert. Doch all das nutzte nichts. … Wir schließen nun endgültig. Es tut uns wirklich sehr leid. Wir hatten mit Ihnen, liebe Kunden, so viele schöne Momente verbringen dürfen. Dies war nicht nur bloß ein Geschäft für uns gewesen, sondern es war ein Stück Zuhause, es war Familie. Wir bedanken uns von Herzen für diese wunderbare Zeit. Wir sind stolz, dass wir so viele besondere Menschen kennenlernen durften.“
Auch neue Läden in Wattenscheid-City
Was bleibt in Wattenscheid-City nach dem Fortgang der alten Fachläden, sind vor allem viele Imbissbuden, Friseure, Nagelstudios und Ein-Euro-Shops. Selbst Läden wie Woolworth und Tedi werden sich räumlich verändern, aber der WAT-City angeblich, aber kleiner, immerhin erhalten bleiben, so hört man: Neue Ladenlokale seien hier angedacht. Und im Gertrudiscenter ist nach dem Auszug des Dänischen Bettenmarktes und anderen Läden wohl noch genug Platz. Allerdings ist es dem Stadtteilmanagement durch vielfältige Unterstützungsmaßnahmen gelungen, größere Leerstände zu verhindern. Und es gibt auch Geschäfte mit hochwertigem Angebot.
Unterschiede in Bochum
Dass sich der Einzelhandel anpassen und kreativ sein muss, bestätigen andere Stadtteilzentren. So sei Weitmar-Mitte gut aufgestellt und habe sich in der Coronazeit behauptet, so Petra Borgsmüller von der dortigen Werbegemeinschaft; sie betreibt dort seit Jahren erfolgreich das Modegeschäft „Wäsche pur“ an der Hattinger Straße 342. „Es hängt auch davon ab, sich auf Kundennachfragen gut einzustellen.“
Nebenzentren wie Weitmar und Linden sind besser dran
Auch das ist Tenor von Frank Pätzold zur Einkaufsmeile in Linden an der Hattinger Straße. Viele Geschäfte, er hat u.a, das „Essich“ mit Feinkost etc. an der Hasenwinkeler Straße 185 (von Ökobrot bis zu hochwertigen Weinen), hätten sich nur deshalb behaupten können, weil sie sich mit Sortiment und der Flexibilität gut einstellen konnten auf veränderte Umstände. So funktioniere halt Marktwirtschaft.
Gutes hört man auch aus Langendreer, wo sich die Geschäftswelt behauptet habe, wie Karsten Höser vom WLAB betont. „Wir waren auch hier in der Coronakrise mit guten und kreativen Ideen erfolgreich und sind bisher gut durch diese nicht einfache Zeit gekommen.“