Bochum. Dinner oder Disco? In Bochum geraten Partys im „Showpalast Rouge“ wegen Corona ins Zwielicht. Die Gastrobranche hat noch manch andere Sorge.
„Come and feel great“ – Komm und fühl’ dich großartig: So wirbt der „Showpalast Rouge“. Treffen die Informationen Bochumer Gastronomen zu, wird an der Freudenbergstraße allzu ausgelassen gefeiert, während die meisten Clubs und Discos weiterhin verwaist sind. Am Wochenende kam es zu einem Polizeieinsatz. Die Betreiber weisen die Vorwürfe zurück.
2019 hatten Volker und Sandra Lebendig die ehemalige Diskothek „Taksim“ zu einer glamourös anmutenden Veranstaltungshalle um- und ausgebaut. Kurz nach dem Start kam Corona, seit Dezember 2021 mit der erneuten Schließung von Tanzbetrieben.
Bis zu 500 Menschen feiern am Wochenende an der Freudenbergstraße
In Clubs wie der „Zeche“, dem „Sachs“ oder „Riff“ bleibt’s seither dunkel. Mitbewerber wie das „Three Monkeyz“ am Südring haben auf Barbetrieb umgestellt und können öffnen. Das „Rouge“ sei niemals eine Diskothek gewesen, betont Volker Lebendig im WAZ-Gespräch. Als „Dinner-Shows“ bezeichnet er seine Formate. Anfangs in eigener Regie aufgezogen. Aktuell als Fremdvermietung, als „Musikveranstaltung mit Essen, vorwiegend an die Balkan-Community“, mit 2G plus samt Teststelle vor der Tür, für bis zu 500 Personen, bis 6 Uhr früh.
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Penibel achte man auf die Einhaltung aller Corona-Regeln, betont Lebendig. Wichtigste Vorgabe: Es darf nicht getanzt werden. „Das ist zu fortgeschrittener Stunde für unsere Security aber nur schwer zu kontrollieren. Er gibt Durchsagen. Wir drohen mit frühzeitigem Abbruch und haben auch schon einige Besucher nach Hause geschickt. Aber manche Leute stehen halt auf und zappeln.“
Videos zeigen Partystimmung im Laser-Licht
Auf Videos, die der WAZ vorliegen, bietet sich ein anderes Bild. Das „Rouge“ mutet darin wie eine Großraum-Disko im zuckenden Laser-Licht an. Volker Lebendig sagt: „Das sieht nur so aus. Es gibt ja gar keine Tanzfläche. Alles ist Corona-konform.“ Das hatte die Stadt zuletzt auf WAZ-Anfrage bestätigt. Die Polizei hat bei einer Kontrolle am vergangenen Samstag dennoch eine Ordnungswidrigkeitsanzeige erstattet.
Argwöhnisch beäugt die Bochumer Ausgehbranche das Geschehen im „Rouge“. Es gelte, strenger als bisher gegen Ungleichbehandlungen vorzugehen, lautet eine Forderung. Denn die Nöte der Gastronomie in der Pandemie sind anhaltend groß.
Gastronomie leidet unter massiver Personalnot
Zwar macht sich der Branchenverband Dehoga für Erleichterungen stark. Verlangt wird eine schleunige Rückkehr zur 3G-Regel. Doch nicht nur die Zurückhaltung bei vielen sorgenvollen Gästen, sondern auch die Personalknappheit bereitet den Betrieben zunehmend Sorgen.
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Vor allem Hilfs- und Teilzeitkräfte haben sich in den Lockdowns aus den Clubs und Lokalen verabschiedet und zukunftssichere Jobs angetreten, etwa im Handel. Kaum ein Gastrobetrieb, der davon nicht betroffen ist. Restaurants wie der „Livingroom“ setzen „ein sehr gutes Arbeitsklima und eine Kultur des offenen Wortes, maximal gute Bezahlung und flexible und familienfreundliche Arbeitszeiten“ dagegen, berichtet Geschäftsführer Lukas Rüger.
Viele Restaurants führen zusätzliche Ruhetage ein
Die Konsequenzen der Mitarbeiter-Flucht sind gleichwohl unübersehbar. Eine Dehoga-Umfrage ergab laut Sprecher Thorsten Hellwig im Herbst 2021, dass jedes zweite Lokal Maßnahmen in der Krise ergriffen hat. Dazu gehören das Eindampfen der Speisekarte und die Reduzierung der Sitzplätze.
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Lokal bedankt sich mit Paella
Das Restaurant „La Mesa“ an der Bessemerstraße hat dank der Treue und Unterstützung vieler Stammgäste die Corona-Zeit gut überstanden.
Dafür will sich Inhaber Werner Boxbücher bedanken: „Jetzt ist dafür der richtige Zeitpunkt.“
An den nächsten drei Montagen (ab 14. Februar) gibt’s Paella, mit Meeresfrüchten oder Hähnchen, jeweils ab 18 Uhr zum Dankeschön-Preis von fünf Euro.
Um telefonische Anmeldungen wird gebeten.
Am häufigsten wurden und werden zusätzliche Ruhetag eingeführt. Zum Montag gesellt sich nun vielerorts der Dienstag, mitunter auch der Mittwoch. Jürgen Löring hat in seinem Restaurant Gut Mausbeck im Januar die Reißleine gezogen und die Öffnungszeiten auf Freitag, Samstag und Sonntag beschränkt. Ab dem morgigen Mittwoch (9.) kehrt er in Gerthe zur Fünf-Tage-Woche zurück.
Viele der Wirte, die derzeit beim „Menue Karussell“ mitmachen, beobachten zudem ein „Phänomen“. Es wird so zeitig wie nie gegessen, gerne schon um 18 Uhr, wenn’s vermeintlich noch nicht so voll ist. Nach 21 Uhr herrsche kaum noch Betrieb. Da geht’s im „Rouge“ erst richtig los.