Bochum-Hiltrop. Die Verwaltung wollte in Bochum-Hiltrop neue Verkehrsführung ohne politischen Beschluss vorbereiten. Anwohner stellten sich Bagger in den Weg.

Da staunten Anwohner der Straße Im Hagenacker nicht schlecht: An der Einmündung zur Dietrich-Benking-Straße konnten sie Fahrbahnarbeiten beobachten und stellten sich dem Bagger in den Weg. „Da sollten vollendete Tatsachen geschaffen werden, um das Linksabbiegen in den Hagenacker zu unterbinden. Dabei gibt es dazu gar keinen politischen Beschluss“, erbost sich CDU-Ratsmitglied Roland Mitschke. Die Maßnahme konnte vorerst gestoppt werden, hat aber ein politisches Nachspiel.

Zwar hatte die Verwaltung in der jüngsten Sitzung der Bezirksvertretung Bochum-Nord die Vorlage für die Änderung der Verkehrsführung im Dorf Hiltrop zurückgezogen. Darin schlägt sie vor, das Linksabbiegen künftig zu verhindern, weil es oft zu langen Rückstaus kommt. Zoff gab’s aber trotzdem. Bezirksbürgermeister Henry Donner: „Die Entscheidung der Verwaltung war eigenmächtig. Ich habe gegenüber dem Tiefbauamt meinen Unmut deutlich gemacht. Dies wäre entgegen der Bezirksentscheidung passiert.“

Heftige Kritik an der Stadtverwaltung Bochum

Inzwischen sei ihm zugesichert worden, dass nach Ende der Kanalbaustelle der alte Zustand wiederhergestellt werden soll. Zudem drängen die Bezirksvertreter seit Jahren auf den Bau eines „Schlaufen“-Kreisverkehrs an den Einmündungen Dietrich-Benking-, Frauenlob-, Hiltroper Straße und Im Hagenacker. Donner: „Immer wurde uns gesagt, das wäre technisch nicht möglich. Doch in Recklinghausen etwa funktioniert so ein Kreisel wunderbar, wurde sogar prämiert.“

Vor zwei Jahren sei angekündigt worden, eine Machbarkeitsstudie für einen Kreisverkehr zu erstellen, „jetzt erfuhr ich: Es ist nichts passiert“, sagt der Bezirksbürgermeister. Die CDU pflichtet ihm bei. Hubert Wegener: „Es ist eine Summe von Peinlichkeiten, was die Verkehrsplanung im Bochumer Norden betrifft. Vor der Wahl 2020 haben wir die Verwaltung aufgefordert, den Knotenpunkt Hiltroper-/Bergener Straße zu entzerren. Jetzt wird die dortige Ampel bald beseitigt, und es hat sich nichts getan.“

Politik im Bochumer Norden fordert Kreisverkehr

Philipp Welsch, SPD-Ratsmitglied, geht noch weiter zurück: „2015 gab’s den Beschluss, die Aufstellflächen für Linksabbieger zu erweitern, um lange Staus zu reduzieren. Der wurde nie umgesetzt. Zuerst hatte die beauftragte Baufirma keine Zeit, dann ging sie 2017 pleite. Den Linksabbieger jetzt wegzunehmen wäre eine ganz falsche Entscheidung.“

Restarbeiten dauern an

Die Kanalbaustelle im Dorf Hiltrop hat sich immer wieder verzögert. Eigentlich hätte schon zu Weihnachten wieder freie Fahrt herrschen sollen, doch Restarbeiten dauern an.

Es gab Probleme beim unterirdischen Vortrieb: Kontaminationen im Boden, die zum Stillstand der Baustelle führten. An der Straße Im Brennholt stießen die Tiefbauer auf Giftstoffe der ehemaligen Zeche Constantin X in einem nicht zu erwarteten Ausmaß.

Für den Bezirk stehen einmütig alle Zeichen auf einen Kreisverkehr. Die CDU beantragt, zunächst einen provisorischen anzulegen, parallel die Planungskosten zu ermitteln und bereitzustellen und 2022 mit dem Bau zu beginnen. Die Grünen schlagen eine Übergangslösung vor: Bis zum Bau sollte die Linksabbiegespur vergrößert werden, damit mehrere Fahrzeuge Platz finden. Damit würde der Geradeaus-Verkehr nicht mehr behindert.

Henry Donner: „Ich erwarte, dass bis zur nächsten Sitzung am 1. März die Verwaltung uns mitteilt, ob sie die Machbarkeitsstudie in Auftrag gegeben hat. Zudem hatte Christoph Matten vom Tiefbauamt vorgeschlagen, die Planung gleich mit in Auftrag zu geben. Das spart einige Monate Zeit zwischen Studie und Planung.“