Bochum-Querenburg. Wann besuchten über 2000 Schüler die Erich-Kästner-Schule? Wie fand sie ihren Namen? Die 50-jährige Schulgeschichte hält spannende Fakten bereit.
Die erste Meldung in der WAZ war relativ kurz: „Die Universitätsstadt Bochum hat am 1.8.1971 eine integrierte Gesamtschule errichtet. Diese Schule umfasst zur Zeit neun Klassen des fünften Schuljahres und wird als Ganztagsschule (Fünf-Tage-Woche) geführt“ heißt es darin. 18 Lehrerinnen und Lehrer aller Schulformen und Fachrichtungen würden gesucht. Damit war die Gründung der ersten Gesamtschule Bochums bekanntgegeben. 51 Jahre ist das nun her. „Neun- oder zehnzügig sind die Klassen heute definitiv nicht mehr“, sagt Erich-Kästner-Schulleiter Ludger Jonischeit und lacht. Heute lernen rund 1400 Schüler an der Gesamtschule – deutlich weniger als zu Hochzeiten 1979, als die Schülerzahl 2040 betrug.
Bochum: Erste Gesamtschule der Stadt wird 50
Auch sonst hat sich einiges getan: „So sahen früher die Computer-Arbeitsräume aus“, sagt Jonischeit und zeigt eine historische Aufnahme mit dicken Röhrenmonitoren. Auch „Knusperstube“ und Klassenräume haben sich mächtig verändert. „Anfangs gab es noch flexible Klassenräume mit schiebbaren Türen“, sagt Jonischeit. Seit dem Schulneubau von 2008 bis 2010 ist die Erich-Kästner-Schule (EKS) von einzelnen Jahrgangsgebäuden geprägt.
Als die EKS ihren Betrieb aufnahm, hieß sie allerdings noch ganz nüchtern „Gesamtschule Bochum“. Ende der 70er begann dann aber eine Diskussion über einen neuen Namen. In Konkurrenz zu Schriftsteller Kästner traten NS-Widerstandskämpfer Martin Niemöller und Schriftsteller Kurt Tucholsky.
„Ausschlaggebend für die Wahl Erich Kästners war wohl, dass er Werke für Kinder, Jugendliche und Erwachsene verfasst hat, die immer schon eine wichtige Rolle im Unterricht und im Schulleben spielen“, heißt es in der Chronik zum 40. Jubiläum. Jonischeit kann zumindest bestätigen: „Ein Werk von Kästner hat am Ende der Schulzeit hier wirklich jeder gelesen.“ Zusätzliche gäbe es Projektwochen und Bildnisse von Kästner im Schulgebäude.
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Wenn Jonischeit, der seit 2003 in verschiedenen Funktionen an der Schule ist, gefragt wird, was seine Schule auszeichnet, dann antwortet er: „Der außergewöhnlich freundliche Umgang in der Schulgemeinde“. Das sei von Gästen immer wieder zurückgemeldet worden.
Bochums erste Gesamtschule: Mit kreativen Konzepten gegen die Konkurrenz bestehen
Und die gibt es allerhand: Ob als zigfacher Gewinner des Schulentwicklungspreises, als Ausbilderin für Medienscouts, als Erasmus-Schule oder als Kooperationspartner des VfL Bochum – jedes Jahr empfängt die EKS dutzende Gäste. „Besonders stolz sind wir darauf, als Schule der Demokratie 2012 den Deutschen Schulpreis gewonnen zu haben“, betont Jonischeit.
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Aber auch Krisenzeiten hat es für die EKS gegeben: „Als die Anmeldezahlen durch Konkurrenz von anderen Gesamtschulen und Schulformen zurückgingen, mussten wir uns kreative pädagogische Konzepte einfallen lassen“, sagt Jonischeit. Schon vor 15 Jahren habe man deshalb „Notebook-Klassen“ eingeführt und damit die Digitalisierung angestoßen.
Aufgabe für die kommenden Jahrzehnte bleibt das trotzdem: „Das ist die größte Herausforderung, wir haben immer noch kein vernünftiges W-Lan. Die Entwicklung wurde auf politischer Ebene verschlafen“, ärgert sich der Schulleiter.
Kästner-Rap zum Jubiläum
Der Erich-Kästner-Abend in der Erich-Kästner-Gesamtschule findet am Donnerstag, 27. Januar, statt, Einlass ist ab 17.30 Uhr. Von Ehemaligen der EKS gibt es eine künstlerisch-biographische Betrachtung Kästners, außerdem präsentieren Achtklässler ein eigenes Lied mit Klavier.
Ebenso im Programm: Trailer eines Theaterstücks, Kästner-Rap und Kästner-Lebensweisheiten. Eine Anmeldung über die Website www.eks-bochum.de ist ebenso Pflicht wie 2 G und Mund-Nasenschutz.
Zusätzlich habe die Corona-Pandemie die Schule pädagogisch um Jahre zurückgeworfen. „Alle jahrgangsübergreifenden Projekte mussten ausfallen“, erinnert der 61-Jährige. Die größte pädagogische Herausforderung für die Zukunft sei außerdem, das eigenverantwortliche Lernen in den Fokus zu stellen.
Bochum: EKS holt Jubiläumsfeiern jetzt nach
Nun steht aber erst einmal das Feiern des Jubiläums im Mittelpunkt – wegen Corona ein Jahr später als ursprünglich geplant. „Neben einer Vernissage von unserem Kunst- und Kulturzweig ist für Ende Januar ein Erich-Kästner-Abend geplant“,verrät Jonischeit. Im Sommer soll es außerdem eine große Projektwoche zur Geschichte der Schule mit anschließendem Festakt geben. „Und wenn alles glatt läuft, dann fahren wir zu Beginn des kommenden Schuljahrs mit allen Schülern auf Schulfahrt in die Nähe von Amsterdam“, kündigt Jonischeit an.