Bochum. Tag acht im Medican-Prozess: Vor dem Landgericht Bochum kam die Chefermittlerin zu Wort. In Lagern seien über drei Millionen Tests gefunden worden.
Verhandlungstag acht im Medican-Prozess: Vor dem Bochumer Landgericht ging es am Montag, 17. Januar, erneut um die Frage, ob der Hauptangeklagte (48) falsch und zu viele Corona-Schnelltests abgerechnet hat. Zu Wort kam diesmal die Chefermittlerin, eine Kriminalbeamtin der Polizei Bochum.
Rund vier Stunden lang berichtete die 46-Jährige vor der sechsten Wirtschaftsstrafkammer des Landgerichts von den Ermittlungen, für die Medienberichte am 27. Mai 2021 den Ausschlag gegeben haben. Journalisten hatten damals vor vier der Corona-Teststellen von Medican die Besucher gezählt und das mit Zahlen verglichen, die das Unternehmen schließlich zur Abrechnung genutzt hatte.
Medican-Prozess: Fast eine Million Tests zu viel abgerechnet?
Medican Bochum- Das sagt der Sohn zu den Betrugs-VorwürfenLaut Anklage soll die Firma falsch und viel zu viele Tests – fast eine Million – bei der Kassenärztlichen Vereinigung Westfalen-Lippe (KVWL) abgerechnet und so in nur zwei Monaten einen Schaden von 25,1 Millionen Euro angerichtet haben. Die Angeklagten bestreiten das. Der Hauptangeklagte (48) sitzt nun seit sieben Monaten in U-Haft. Sein 26-jähriger Sohn ist als eingetragener Geschäftsführer bei Medican mitangeklagt.
Eine wesentliche Frage bei der Verhandlung am Donnerstag war, wie viele noch vorhandene Tests die Polizei bei den Durchsuchungen letztendlich gefunden hat. Alleine am WTC in Wattenscheid, wo sich eine Drive-in-Teststelle befand, hätten die Ermittler rund 2,2 Millionen Schnelltests gefunden. Hinzu kämen weitere rund 1,4 Millionen Tests, die in einer nicht angemeldeten Werkstatt in Gelsenkirchen gefunden wurden. Zum Hintergrund: Die Angeklagten gaben in einer Vernehmung an, dass sie anhand der Differenz aus Einkauf und Lagerbestand berechnet haben, wie viele Test durchgeführt wurden.
Zudem geht es in dem Verfahren um die Summe, die Medican für die einzelnen Tests abgerechnet hat. Generell liegt diese bei 12 Euro, in Anwesenheit eines Arztes dürfen hingegen 15 Euro abgerechnet werden. Medican habe stets 15 Euro pro Test abgerechnet, der Angeklagte ist laut Vernehmungsprotokoll davon ausgegangen, dass es reiche, wenn ein Arzt im Unternehmen sei.
„Ärzte konnten nicht für Testdurchführung verantwortlich sein“
„Auf der Homepage waren zwei verantwortliche Ärzte angegeben, die allerdings im Klinikum Oldenburg tätig sind“, berichtet die Chefermittlerin vor Gericht. Sie spricht zudem von einem dritten Arzt, der ebenfalls in der niedersächsischen Stadt arbeitet. „Aus den Dienstplänen ging hervor, dass die Ärzte nicht für die Testdurchführung verantwortlich sind“, so die Polizistin.
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Weder der Hauptangeklagte noch sein Sohn äußerten sich am achten Verhandlungstag. Weiter geht es vor dem Landgericht am Mittwoch, 19. Januar. Ein Ende des Prozesses ist derzeit noch nicht in Sicht, Richter Michael Rehaag kündigte am Montag an, dass für die kommenden Termine noch einige weitere Zeugen vorgeladen wurden.