Bochum. Fridays for Future ist am Freitagnachmittag wieder durch Bochums Zentrum gezogen. Diese Forderungen richten die Jugendlichen an die Regierung.

„Innenstadt autofrei“ schallt der Hiphop-Protestsong über den Kurt-Schumacher-Platz. Mit der Musikbox auf dem Bollerwagen ziehen sie wieder vor den Hauptbahnhof: Schulkinder, Studierende und ältere Klima-Demonstranten, die dem Streik-Aufruf von Fridays for Future Bochum (FFF) gefolgt sind. Der erste Klimastreik 2022 – mit etwa 150 Teilnehmenden in nur mäßiger Stärke, doch mit nicht minder entschlossenen Forderungen.

Fridays for Future Bochum fordert: „Wir. Alle. Für 1,5 Grad!“

„Handeln statt Heucheln“, „We are unstoppable“, „Kein Grad weiter“ und „Olaf schummelt: 1,5 Grad nur ohne Gas“ steht auf den Bannern und Papp-Schildern, die die Jugendlichen in die Höhe strecken und dabei skandieren: „Wir. Alle. Für 1,5 Grad!“ Es sind die ganz aktuellen klimapolitischen Debatten, die die Demonstranten mit grünen Flaggen am Freitagnachmittag auf die die grauen, kühlen Straßen der Bochumer Innenstadt gezogen hat.

Anlass des Klimastreiks ist laut FFF-Sprecher Stefan Roth das Klimaschutz-Sofortprogramm von Wirtschafts- und Klimaschutzminister Robert Habeck – die Klimaschutz-Bewegung hatte für die ersten 100 Tage der neuen Bundesregierung sechs Forderungen formuliert, die die jungen Organisatoren des Klimaprotests in ihren Reden aufgreifen.

„Wir appellieren an die Bundesregierung, auf unsere Forderungen einzugehen“, erklärt Joris Scholl von FFF Bochum. „Weitere vier Jahre zögerliche politische Entscheidungen sind nicht mehr vertretbar – weder vor uns noch vor den uns nachfolgenden Generationen.“
„Wir appellieren an die Bundesregierung, auf unsere Forderungen einzugehen“, erklärt Joris Scholl von FFF Bochum. „Weitere vier Jahre zögerliche politische Entscheidungen sind nicht mehr vertretbar – weder vor uns noch vor den uns nachfolgenden Generationen.“ © FUNKE Foto Services | Socrates Tassos

„Die Verkehrs- und Mobilitätssituation ist jetzt schon eine große soziale Baustelle“, macht Carla Debbeler vor dem Hauptbahnhof Bochum den Anfang, „Denn Haushalte, die selbst im geringeren Maße zu den Emissionen beitragen – da sie seltener ein Auto besitzen – sind viel häufiger von Umweltbelastungen direkt betroffen, beispielsweise weil sie an vielbefahrenen Hauptstraßen wohnen.“

Forderung an die Politik: „Kümmert euch gefälligst darum!“

Es könne nicht sein, dass in den Innenstädten SUVs mehr Berücksichtigung fänden als der Fuß- und Radverkehr. Für die Studentin ist klar: Eine sozialgerechte Mobilitätswende sei die Aufgabe der Politik: „Also kümmert euch gefälligst darum!“

In Polizeibegleitung zieht der Klimaprotest über den Südring zum Bochumer Rathaus zur Zwischenkundgebung. FFF-Aktivist Joris Scholl ruft zwischendurch durch seine Maske ins Megafon: „Und wir zeigen heute, dass Demonstrieren auch coronakonform geht.“

Vor dem Rathaus macht Rednerin Verena J. die geplante Aufnahme von Atomkraft und Gas in die EU-Taxonomie zum Thema. „Wenn man einen Satz oft genug wiederholt, wird er irgendwann wahr: ,Gas ist eine Brückentechnologie, nachhaltig und wird einen wichtigen Beitrag auf dem Weg in eine klimaneutrales Deutschland leisten!’“, tönt sie über den Rathausplatz. Allein – dieser Satz sei eine Lüge. „Gas ist keine Brückentechnologie“, ruft die Jugendliche. Deutschland und die EU planten vielmehr einen „Gaseinstieg“.

Fridays-for-Future-Aktivist hält EU-Taxonomie für „Bullshit“

Auch für Joris Scholl liegt auf der Hand: Atomkraft und Gas zu „grünen Energiequellen“ zu machen „ist natürlich Bullshit“. Wieder setzt sich der Protestzug in Bewegung, zieht weiter zum Deutschen Bergbaumuseum – für eine letzte Rede auf dem Europaplatz.

„Mit dem bundesweiten Aktionstag haben wir heute in über 20 Städten ein Zeichen gegen das ,Greenwashing’ von fossilen Investitionen in der Taxonomie gesetzt“, bilanziert FFF-Sprecher Stefan Roth am Ende des Klimastreiks, „Trotz Kälte und Nebel haben sich alleine in Bochum etwa 150 Menschen für echte Klimagerechtigkeit in dem Klima-Sofortprogramm und der Taxonomie eingesetzt. Das ist großartig.“