Bochum. Das Cocktail-Taxi wird in Bochum immer beliebter. Die Drinks werden vor der Haustür der Kunden gemixt und serviert. An Silvester geht noch was.

Aus der Lautsprecherbox dröhnt chilliger Electro-Pop. Lichteffekte erhellen die Bar, an der Jan mit geübter Hand den silbernen Shaker schwingt. Trinkhalme, Eiswürfel und Limetten liegen griffbereit neben den Spirituosen. Willkommen in einer Cocktailbar? Nicht ganz. Hier werden die Drinks im Auto gemixt und serviert: im „Cocktail-Taxi“, das in Bochum nicht nur zu Silvester auf Erfolgskurs ist.

„Ich liebe meine Arbeit! Wohin wir auch kommen: überall strahlende Gesichter“, schwärmt Olaf Westerweck. Der 57-Jährige ist Chef des wohl feucht-fröhlichsten Taxiunternehmens, das in Bochum unterwegs ist. Vor sechs Jahren hatte der Lkw-Fahrer umgesattelt. Sein Sohn Kai hatte sich beim damals ersten Cocktail-Service in Wuppertal als Fahrer ein paar Euros hinzuverdient. „Das könnte auch etwas für mich sein“, sagte Westerweck und baute den Lieferdienst in Dortmund auf. Seit 2018 stillt er in Bochum, inzwischen auch in Herne und Gelsenkirchen den Durst auf Mixgetränke.

Caipi, Mojito und Co. sind nach wie vor die Cocktail-Bestseller

Zehn Wagen sind im Einsatz: Renault Kangoos und VW Caddys, die mit wummernden Musikboxen, Lightshow und einer Stufentheke für die Spirituosen zu rollenden Cocktailbars umgerüstet werden. Heckklappe auf. Mucke an. Und beim Kunden verwandelt sich die Straße, die Garageneinfahrt oder der Gehweg in einen coolen Szene-Treff.

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Jan ist einer der bis zu 25 Fahrer, die in Spitzenzeiten auf Tour sind. Zwei, drei Minuten benötigt er für einen Cocktail. Mucke, Moves und flotte Sprüche des Barkeepers auf Rädern inklusive. „Spaghetti Ice mit Wodka und weißer Schokolade geht bei den Mädels am besten. Der ist supersüß. Die meisten Männer stehen auf Zombie“, verrät Jan. Sein Chef hat den Gesamtüberblick und weiß: Die Klassiker sind nach wie vor die Bestseller, Sex on the Beach und Pina Colada ebenso wie Caipi und Mojito.

Olaf Westerweck versorgt mit seinem Cocktail-Taxi die Städte Bochum, Gelsenkirchen und Herne. Zehn rollende Cocktailbars sind unterwegs.
Olaf Westerweck versorgt mit seinem Cocktail-Taxi die Städte Bochum, Gelsenkirchen und Herne. Zehn rollende Cocktailbars sind unterwegs. © FUNKE Foto Services | Gero Helm

Im Sommer werden bis zu 1000 Getränke pro Woche ausgeliefert

Rund 60 Cocktails sind im Angebot, vielfach auch als alkoholfreie Variante. Im Lager (anfangs an der Alleestraße, später an der Zechenstraße, jetzt in Gelsenkirchen) werden die Lieferwagen mit sämtlichen Zutaten bestückt. So können die Drinks im 0,4- oder 0,5-Liter-Becher auch noch vor Ort geordert oder verändert werden.

Cocktailtaxi: Silvester geht noch was

Das Cocktail-Taxi kann für mindestens zwei Getränke bestellt werden. Es gelten Pauschalpreise: Ein 0,4-Liter-Becher kostet sieben Euro, ein 0,5-Liter-Becher acht Euro.

Hinzu kommen zwei Euro für die Anfahrt, unabhängig vom Bestellwert.

Für Silvester sind nach 20 Uhr nur noch wenige Termine frei. Vor 20 Uhr gibt’s noch reichlich Platz auf dem Taxi-Fahrplan.

Alle Infos und Bestellungen auf mycocktailtaxi.de.

Wie läuft das Geschäft mit den mobilen Muntermachern? „Das ist ein Wachstumsmarkt“, sagt Olaf Westerweck. Von Paaren, die sich zum Feierabend etwas gönnen wollen, bis zu Privat- und Betriebsfeiern und sogar Messen reichen die Bestellungen. Hauptsaison sei der Sommer, wenn bis zu 1000 Cocktails pro Woche ausgeliefert werden. Im Winter sind’s deutlich weniger. Ausnahme: Silvester. „Dann brummt’s richtig.“

Taxi-Chef schwärmt vom „Event vor der eigenen Haustür“

Klar, das Cocktail-Taxi profitiert von Corona. In Zeiten, in denen Clubs und Bars wieder schließen müssen, sind die Drinks für daheim gefragter denn je. Es gehe aber nicht nur um den Trinkgenuss, betont Westerweck. Siehe oben: „Wenn wir kommen, ist das immer ein kleines Event vor der eigenen Haustür. Das lieben die Leute.“

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