Bochum. Urbanatix im Schauspielhaus: Das gab’s noch nie. Jetzt gastiert das Streetart-Festival hier mit einem Film- und Live-Mix. So lief die Premiere.
Gefeierte Premiere für Urbanatix im Bochumer Schauspielhaus: 400 Besucher bedachten die Uraufführung am Mittwochabend mit stehenden Ovationen. Regisseur Christian Eggert zeigte sich überglücklich: „Großartig, dass wir überhaupt wieder spielen dürfen!“
2020 und auch im vergangenen November musste das Streetart-Festival in der Jahrhunderthalle wegen Corona abgesagt werden. Die jungen Wilden der Straße nutzten die Auszeit für den 20-Minuten-Film „Urbanatix Home“, der als Hommage an Bochum im August beim Fiege-Open-Air-Kino vorgestellt wurde.
Filmszenen und Live-Darbietungen wechseln sich ab
Zum Jahresende gelingt es nun doch, Urbanatix zurück ins Scheinwerferlicht zu holen. Nicht im Westpark, sondern erstmals seit dem Start im Kulturhauptstadtjahr 2010 im Schauspielhaus, dessen Großer Saal unter Pandemiebedingungen zur Hälfte besetzt werden darf.
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Was Christian Eggert und sein Team innerhalb weniger Wochen geschaffen haben, ist weit mehr als eine Notlösung. „Urbanatix Home – on Stage“ funktioniert als Bühnenadaption des Films hervorragend. Ausschnitte, die auf der XXL-Leinwand eine intensive Wirkung entfalten, wechseln mit Live-Darbietungen der Extraklasse.
Tänzerinnen und Tänzer genügen höchsten Ansprüchen
Dafür haben die Urbanatix-Macher zwar vier internationale Profi-Artisten engagiert, u.a. die schwindelerregende „Company Volantes“ auf dem Schleuderbrett, der kraftstrotzende Oskar Skrypko am Chinesischen Mast und Guillaume Karpowicz, der als Diabolo-Virtuose mit seinem filmischen Ebenbild brilliert.
Tragende Elemente der Show sind aber die fünf Urbanatix-Tänzerinnen und -Tänzer, die längst höchsten Ansprüchen genügen. Joanna Mae Escobar, Felix Küpper, Paul Davis Newgate, Solomon Quaynoo und Nuria Salgado-Mages verkörpern den Dreiklang des Bochumer Festivals: anmutig, authentisch, ambitioniert. Livemusik mit Jonas Wilms am Schlagzeug und Johanna Stein am Cello verleihen der Tanz-Performance eine ureigene Dynamik und Ausdrucksstärke.
T.K. erzählt dem Publikum seine Geschichte
Der Star jedoch ist Hauptdarsteller Takudzwa Madaka, kurz: T.K. Der in Simbabwe geborene Tänzer erzählt, unmittelbar dem Publikum zugewandt, in ergreifenden Worten seine Geschichte, die ihn ins Ruhrgebiet führte. Eine Region, die er längst als sein neues Zuhause betrachtet. „Warum“, fragt der 27-Jährige nicht zuletzt die Ausländerbehörden, „gebt ihr mir das Gefühl, dass ihr mich hier nicht haben wollt?“
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Natürlich fehlt die ganz große Bühne wie in der Jahrhunderthalle. Natürlich fehlen die fliegenden Biker, die Triker und weitere Streetart-Künstler. Natürlich fehlt die Interaktion zwischen Hobby- und Weltklasse-Artisten, die Urbanatix in normalen Jahren so einmalig macht. Und doch ist Urbanatix 2021 auch in der Rumpfversion ein großartiges Schau-Spiel. Jammerschade, wenn bei den weiteren Vorstellungen auch nur einer der viel zu wenigen Plätze leer bliebe.
Weitere Shows am 9., 13., 14. und 15. Dezember, jeweils um 19.30 Uhr. Es gilt 2G. Karten (ermäßigt 23, regulär 37 Euro) auf tickets.schauspielhausbochum.de. Den Shortcut des Urbanatix-Films gibt’s hier!