Bochum. Im Kampf gegen Aids gibt es derzeit auch in Bochum Schwierigkeiten. Die Zahl der HIV-Tests ist zurückgegangen. Woran es genau liegt.

Die Corona-Pandemie erschwert den Kampf gegen Aids. Die Zahl der HIV-Tests sei um die Hälfte zurückgegangen, berichtet Arne Kayser, Geschäftsführer der Aidshilfe Bochum, aus Anlass des Welt-Aids-Tages am 1. Dezember.

HIV ist längst kein Todesurteil mehr. 91.400 Männer und Frauen in Deutschland leben mit der Immunschwäche. Die allermeisten ohne Einschränkungen. Wie das Robert-Koch-Institut mitteilt, sind 96 Prozent der Behandelten mit Medikamenten so gut eingestellt, dass sie keine anderen Menschen anstecken können.

Achtsamkeit bleibt ein wichtiger Punkt

Vorsicht und Achtsamkeit sind dennoch lebenswichtig. Denn allzu oft bleibt eine HIV-Infektion unentdeckt: in Corona-Zeiten mutmaßlich häufiger als sonst. Dass 2020 bundesweit „nur“ 2000 positive Diagnosen gestellt wurden, führt Arne Kayser auf die deutlich geringeren Testungen zurück. „Normalerweise gibt es jährlich mehr als 3000 bestätigte Neuansteckungen.“

Es sei zu befürchten, dass die Zahlen bald wieder höher ausfallen. Denn die Kontakte hätten sich wegen der monatelangen Schließung der Clubs vielfach auf Dating-Portale und den Privatbereich konzentriert: „mit kurzem Weg zum Schlafzimmer.“

Für Gesundheitsamt steht Corona im Zentrum

In der Tat seien die Gesundheitsbehörden 2020 überwiegend mit der Corona-Pandemie beschäftigt gewesen, bestätigt Janet Wach, Aids-Koordinatorin beim Bochumer Gesundheitsamt, wo in normalen Jahren bis zu 2500 Tests im Jahr vorgenommen werden. Dabei kennen sexuell übertragbare Krankheiten keinen Lockdown. Bei bakteriellen Krankheiten wie Syphilis oder Tripper sei sogar ein leichter Anstieg zu verzeichnen, berichtet Dr. Adriane Skaletz-Rorowski, Geschäftsführende Leiterin des „Walk in Ruhr“-Zentrum (WIR) am Katholischen Klinikum Bochum.

„Safer Sex 3.0“: So werben die Experten für die sperrige Bezeichnung Präexpositionsprophylaxe, kurz: PrEP. Dabei nehmen HIV-Negative ein Medikament (gibt’s auf Rezept) ein, um sich vor einer Ansteckung mit Aids zu schützen. Allein das WIR-Zentrum verzeichnet aktuell 500 PrEP-Nutzer. Gleichwohl würden Aids-Erkrankte nach wie vor diskriminiert, sagt Arne Kayer. „55 Prozent berichten von Ausgrenzungen und Stigmatisierungen. HIV war und ist leider immer auch eine soziale Infektion.

Aidshilfe besonders dringend auf Spenden angewiesen

e Aidshilfe Bochum steuert dagegen – und ist dabei dringender denn je auf Spenden angewiesen. Wer die Arbeit unterstützen will: Am Dienstag und Mittwoch beziehen die Mitarbeiter das „Haus der guten Tat“ auf dem Weihnachtsmarkt in der Innenstadt. Infos: aidshilfe-bochum.de.