Bochum-Gerthe. Drei politische Gremien diskutieren über die Rahmenplanung für Gerthe-West. Gemeinsame Sitzung findet in der Jahrhunderthalle in Bochum statt.

Das geplante Wohnbaugebiet Gerthe-West soll am Donnerstag (2.) eine wichtige Hürde nehmen: In gemeinsamer Sitzung beraten die Bezirksvertretung Bochum-Nord, der Ausschuss für Planung und Grundstücke sowie der Strukturentwicklungsausschuss über das Vorhaben, wobei letzterer dann die Entscheidung treffen wird. Damit kann die Rahmenplanung städtebaulich konkretisiert werden.

Zudem geht es um den Beschluss zur Aufstellung des Bebauungsplans Nr. 1026 - Hiltroper Landwehr. Hier hat der Planungsausschuss wiederum das letzte Wort.

Vor drei Jahren hat der Rat die Verwaltung beauftragt, eine Rahmenplanung für das Projektgebiet „Gerthe-West“ zu erarbeiten. Drei Planungsbüros haben Details zur Rahmenplanung erstellt. Bürgerinnen und Bürger konnten sich mit ihren Ideen und ihrer Kritik einbringen, u.a. in einer digitalen Planungswerkstatt, in der die Büros ihre Zwischenergebnisse präsentierten.

Zahl der Wohnungen in Bochum stark reduziert

Allen Entwürfen ist gemein, dass sie die Zahl der Wohnungen drastisch reduzieren wollen. War ganz zu Beginn von 800 Wohnungen die Rede, sind nun – je nach Büro – zwischen 560 und 297 Wohneinheiten vorgesehen.

Dennoch: Viele Anwohnerinnen und Anwohner im Bochumer Norden lehnen das Bauvorhaben ab, allen voran die Bürgerinitiative „Gerthe-West – so nicht!“. Die Baugegner befürchten mehr Verkehr im Stadtteil und kritisieren die Versiegelung von Freiflächen. So gab es bereits im Januar 2019 Proteste, als NRW-Bauministerin Ina Scharrenbach zur Unterzeichnung der Fördervereinbarung ins Amtshaus Gerthe gekommen war.

Gremien in der Jahrhunderthalle

Die gemeinsame Sitzung der Gremien Bezirksvetretung Nord, Planungsausschuss und Stadtentwicklungsausschuss am 2.12. findet in der Turbinenhalle der Jahrhunderthalle statt. Beginn ist um 14 Uhr.Das Begleit- und Empfehlungsgremium hat in seiner Sitzung am 28. September eine Empfehlung zugunsten des Entwurfes von RMP Stephan Lenzen Landschaftsarchitekten (RMPSL.LA) mit entsprechenden Überarbeitungshinweisen für die weiteren Planungsphasen formuliert.Die Erarbeitung einer Rahmenplanung ist damit abgeschlossen und die sich anschließenden Planungs- und Beteiligungsschritte können eingeleitet werden.

Die Bürgerinitiativen „Gerthe -West - so nicht!“ und Kohlengräberland. e.V. werden vor Beginn der Beratung eine Kundgebung an der Jahrhunderthalle durchführen. Das Begleit- und Empfehlungsgremium – bestehend aus Experten, zugelosten Bürgern und einem Vertreter der Bürgerinitiative – hat aus den drei Entwürfen eine Empfehlung ausgesprochen. Diese favorisiert den Vorschlag des Architekturbüros RMP Stephan Lenzen, Landschaftsarchitekten aus Bonn und Köln, auf dessen Grundlage die weitere Planung erfolgen soll.

Zudem gab es Überarbeitungsempfehlungen. So sollen mehr Bäume erhalten und Grünschneisen verbreitert werden. In der Planung sollen die Relikte des Kriegsgefangenen- und Zwangsarbeiterlagers an der Dreihügelstraße Berücksichtigung finden, das Bauvorhaben soll noch enger verzahnt werden mit dem Schulzentrum über den Castroper Hellweg hinweg.

Die BI „Gerthe-West - so nicht!“ protestierte im Januar 2019 beim Besuch von NRW-Bauministerin Scharrenbach im Amtshaus Gerthe.
Die BI „Gerthe-West - so nicht!“ protestierte im Januar 2019 beim Besuch von NRW-Bauministerin Scharrenbach im Amtshaus Gerthe. © FUNKE Foto Services | Sebastian Sternemann

Das Büro sieht drei Bebauungsgebiete mit 378 Wohnungen und 280 Parkplätze vor. Laut Planung sollen die ersten Baumaßnahmen und die Vermarktung der Grundstücke ab dem 3. Quartal 2024 beginnen. Dazu gehört unter anderem auch die Verlagerung des bestehenden und vom BV Hiltrop genutzten Sportplatzes „Am Hillerberg“ zum Ersatzstandort an die Sodinger Straße. Erst danach kann die Wohnbebauung beginnen. Doch auch gegen den Umzug der Sportanlage regt sich Widerstand am neuen Standort.

Öffentlichkeit weiter beteiligen

In dem Erarbeitungsprozess des städtebaulichen Entwurfs soll die Öffentlichkeit weiterhin über verschiedene Beteiligungsformate eingebunden werden. Nach den Erfahrungen aus dem Rahmenplanprozess ist dabei die Konzeption und Durchführung dieser Formate erneut durch ein externes Moderationsbüro vorgesehen, ebenso wie die Einrichtung eines Begleitgremiums.

17,4 Millionen Euro sind über eine Landesbürgschaft abgesichert. So sollen der Ankauf der Flächen – nicht alle sind in städtischem Besitz –, Planungsleistungen, Erschließung und Vermarktung finanziert werden. Damit ist Bochum ins Landesprogramm „Kooperative Baulandentwicklung“ aufgenommen. „NRW. Urban“ wird die 13 Hektar große Fläche entwickeln.