Bochum-Nord. Drei Entwürfe für das Neubaugebiet „Gerthe-West“ in Bochum sind fertig. In allen ist die Bebauung reduziert. Viele Bürger bleiben aber skeptisch.
Das, was viele befürchtet haben, wird wohl nicht eintreffen. Die Anzahl der im Neubaugebiet „Gerthe-West“ anfangs vorgesehenen 800 Wohnungen ist geschrumpft. In allen drei Entwürfen für das Plangebiet, die die Stadt Bochum in Auftrag gegeben hat, ist die Menge an neuem Wohnraum geschrumpft. Gleichwohl ist sie immer noch ordentlich. Und das beschäftigt die Bürger aus Gerthe und Hiltrop, in deren Nachbarschaft „Gerthe-West“ entstehen wird. In welchem Ausmaß auch immer.
Bochum: Wie es mit dem Neubaugebiet „Gerthe-West“ jetzt weitergeht
Denn das steht noch immer nicht fest. Die Modelle der drei Planungsbüros sind zwar fertig, aber in dieser Form nicht umsetzbar. Das stellt Stadtbaurat Markus Bradtke zu Beginn der Präsentation im Ruhrcongress am Dienstagabend sofort klar. Nun müsse entschieden werden, welcher der beste Entwurf ist – „oder man pickt sich die Rosinen raus, um gemeinsam die beste Lösung zu finden“.
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Ende September wird das Begleit- und Empfehlungsgremium – bestehend aus Experten, zugelosten Bürgern und einem Vertreter der Bürgerinitiative – die drei Entwürfe noch einmal diskutieren und anschließend der Politik eine Empfehlung aussprechen. Wird dieser gefolgt, beginnt die finale Planung.
Markus Bradtke verspricht, dass „auch in den weiteren Verfahrensschritten die Bürger wieder beteiligt werden“. So wie bisher. Dieser Einsatz hat sich gelohnt und zu einigen Veränderungen in den einzelnen Planentwürfen geführt – allen voran zu einer Reduzierung der Wohneinheiten. Das Büro „Cityförster und Felixx“ sieht noch mit die meisten Wohnungen zwischen Kirmesplatz am Castroper Hellweg und Sodinger Straße vor: 560 plus optional 65. Das Büro Farwick + Grote hat auf 300 plus optional 180 Wohnungen reduziert, das Büro RMP liegt bei 410.
Weitere Beteiligung
Fast ein Jahr lang haben sich die drei Planungsteams mit dem Projektgebiet „Gerthe-West“ im Bochumer Norden beschäftigt. Zu verschiedenen Zeitpunkten konnten Bürgerinnen und Bürger ihre eigenen Wünsche, Anregungen und Ideen in den Prozess einbringen – so etwa bei der digitalen Planungswerkstatt im April.
Beteiligung ist auch weiterhin möglich. Auf www.plan-portal.de/gerthewest sind die Pläne abrufbar. Dort findet bis zum 19. September das sogenannte „Denkarium“ statt. Daran können die Bürgerinnen und Bürger auch über die Ausstellung im Amtshaus Gerthe, Heinrichstraße 42, teilnehmen. Sie ist noch bis Freitag, 17. September, jeweils von 10 bis 13 Uhr, geöffnet.
Weitere Informationen zum Projekt und Ansprechpersonen gibt es auf www.bochum.de/Amt-fuer-Stadtplanung-und-Wohnen/Aktuelles-zu-Gerthe-West .
Die anfängliche Zahl sei aus einer Wohnquartier-Analyse abgeleitet worden, erklärt Stadtbaurat Bradtke. „Es ist nicht schlimm, wenn diese Zahl nicht erreicht wird. Wichtig ist, dass guter Städtebau stattfindet.“ Er geht „erfahrungsgemäß“ davon aus, dass am Ende einer der drei Entwürfe als Sieger hervorgeht „und somit die Zahl der Wohnungen entsprechend niedriger als die 800 sein wird“. Es sei denn, der Rat entscheide anders.
Die Diskussion mit den Planungsbüros über die Entwürfe im Ruhr-Congress läuft sehr sachlich ab. Vielen Bürgern geht es vor allem um die zu erwartende verkehrliche Mehrbelastung, für die die Planer nicht immer eine Lösung parat haben. Sie gehen von weniger Autoverkehr aus, setzen auf möglichst autofreie Wohnquartiere und Quartiersgaragen an deren Rand. „Wir wollen die Autos ja raus haben aus der Stadt“, sagt Oliver Seidel von Cityförster. Dazu müsse man den Menschen Angebote machen. Etwa Car-Sharing. Eines von vielen geteiltes Auto ersetze zehn Stellplätze.
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Während bei aktuellen Planungen wie diesen stets davon ausgegangen wird, dass künftig weniger Autos auf den Straßen fahren, sind viele Bürger aus Gerthe und Hiltrop anderer Meinung. „Das werden wir in 20 Jahren nicht haben, dass der Autoverkehr zurückgeht“, sagt eine Stimme aus dem Publikum. Auch wird an die schlechte Anbindung des Nordens an den ÖPNV erinnert. Und daran, dass ja eine neue Pflegeschule kommt – und mit ihr zusätzlicher Verkehr. Antworten auf diese und einige weitere Fragen gibt es an diesem Abend im Ruhr-Congress nicht.
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Alle Anregungen würden aber aufgenommen und mit in die weiteren Planungen einbezogen, wird versichert. Lob gibt es auch, weil in allen Entwürfen sehr viel über Erhalt von Grün und Landschaft zu lesen sei und durchaus auch „luftiger“ geplant wurde. Dass am Ende trotz reduzierter Anzahl an Wohneinheiten in den Quartieren dennoch relativ dicht bebaut werde, erklärt Oliver Seibel so: „Lieber an zentralen Stellen dichter bauen, als an vielen Orten dünne Siedlungen bilden – das wäre eine ökologische Katastrophe.“