Bochum. Die Corona-Lage in ist besorgniserregend. Wo sich die Bochumer infizieren, wer besonders gefährdet ist und was das für den Weihnachtsmarkt heißt.

Die Corona-Entwicklung in Bochum wird immer bedrohlicher. Die Inzidenz könnte noch in dieser Woche den bisherigen Höchstwert von Weihnachten 2020 übertreffen. In den Kliniken werden die Intensivbetten knapp. Die Stadt reagiert mit neuen Regeln und zusätzlichen Impfstellen. Ein Überblick über die aktuellen Zahlen, Einschätzungen und Angebote.

Wo liegt die Inzidenz in Bochum?

Bei 226,6 – nicht mehr weit entfernt vom bisherigen Spitzenwert 236,1 vom 23. Dezember 2020. Binnen eines Monats hat sich die Inzidenz in Bochum vervierfacht. Allein am Dienstag meldete die Stadt 107 Neuinfektionen (insgesamt 22.380). Derzeit sind 1235 Ansteckungen bestätigt.

Gibt es Hotspots?

Nein, sagen die Gesundheitsbehörden. Das Infektionsgeschehen sei „weiterhin diffus und lässt sich auf die mannigfaltigen Kontakte zurückführen“, erklärt Stadtsprecherin Charlotte Meitler. Auffällig seien allein die jüngsten Corona-Ausbrüche in Altenheimen sowie die Infektionsrate bei Kindern und Jugendlichen. Die ist mit mehr als 600 erheblich höher als bei älteren Bürgerinnen und Bürgern. Keine Ausbrüche seien in der Gastronomie bekannt.

In Bochum sind aktuell noch neun Intensivbetten frei

Wie ist die Lage in den Kliniken?

Angespannt. 55 Covid-Patienten müssen stationär behandelt werden. 16 Schwerkranke werden auf den Intensivstationen versorgt, 13 mit künstlicher Beatmung. Laut Intensivmediziner-Vereinigung Divi sind aktuell 176 der 185 Intensivbetten in Bochum belegt. Es mangelt nicht nur an Behandlungsplätzen, sondern auch an Personal. „Die qualitative Versorgung der Patienten ist meines Erachtens zur Zeit mit den Vorgaben der Aufsichtsgremien nicht gewährleistet“, schlägt ein Bochumer Klinik-Mitarbeiter, der anonym bleiben will, in einem Schreiben an die WAZ Alarm.

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Was bewegt sich beim Impfen?

Nach monatelanger Stagnation gibt es wieder deutlich mehr Erstimpfungen. 680 waren es seit Wochenbeginn. Ein Plus von 25 Prozent beim ersten Pieks verzeichnet Dr. Eckhard Kampe, Bezirksleiter der Kassenärztlichen Vereinigung. Hauptgründe: die Einführung der 2G-Regel ab Mittwoch im gesamten Freizeitbereich und die Testpflicht für ungeimpfte Arbeitnehmer. Die Impfquote steigt von 70,9 auf 71,2 Prozent.

Auf dem Weihnachtsmarkt in der Innenstadt gilt 2G, nachgewiesen u.a. durch ein Bändchen. Ein Abbruch des Festmarktes droht derzeit nicht.
Auf dem Weihnachtsmarkt in der Innenstadt gilt 2G, nachgewiesen u.a. durch ein Bändchen. Ein Abbruch des Festmarktes droht derzeit nicht. © FUNKE Foto Services | Alexa Kuszlik

Impfzentrum im Ruhrcongress geht am Mittwoch an den Start

Wo steht Bochum beim Boostern?

26.136 Menschen haben bisher eine Booster-Impfung erhalten. „Wir niedergelassenen Ärzte haben allein in der vergangenen Woche 8000 Booster-Impfungen vorgenommen“, berichtet Kampe. Die Nachfrage ist riesig, die Wartezeiten sind lang. Die jüngst verkündeten Mengenbeschränkungen bei Biontech erschwerten die Arbeit in den Praxen zusätzlich, schildert Kampe.

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Wie reagiert die Stadt?

Seit Dienstag gilt von 9 bis 22 Uhr wieder die Maskenpflicht in weiten Teilen der Innenstadt (darunter die gesamte Fläche des Weihnachtsmarktes). Ab Mittwoch (24.) wird der Ruhrcongress erneut als Impfzentrum genutzt. Öffnungszeiten sind montags bis freitags von 11 bis 19 Uhr, samstags von 9 bis 17 Uhr (nicht am 27. November). Mit zwei Impfstraßen gehe es los, eine Ausweitung auf bis zu zehn Impfstraßen werde in den nächsten Tagen umgesetzt, verspricht Dr. Cordula Kloppe, Leiterin des Gesundheitsamtes.

Anmeldungen für Impfungen auf dem Stadt-Portal

Sind jetzt auch wieder Anmeldungen für die Impfungen möglich?

Die Stadt schaltete am Dienstag das Terminportal auf www.bochum.de/corona frei. Allerdings hieß es am späten Nachmittag: „Aktuell keine freien Impftermine.“ Über das Portal sollen auch Termine für die drei Impfstellen vergeben werden, die – mit Unterstützung der Bundeswehr – in den nächsten Tagen an den Start gehen: am Donnerstag (25.) im Gesundheitsamt am Westring, am Freitag (26.) im Rathaus Wattenscheid und am 1. Dezember in der Bezirksverwaltungsstelle Süd im Uni-Center. Ohne Voranmeldung wird täglich von 17 bis 21 Uhr an der Huestraße 17 (ehemals WAZ-Leserladen) geimpft.

Seniorennachmittag ist abgesagt

Der Seniorennachmittag, der am 14. Dezember im Ruhrcongress geplant war, fällt aus. Das teilt die Bochumer Veranstaltungs-GmbH (BOVG) mit, die damit einer dringenden Empfehlung des Corona-Krisenstabes der Stadt folgt.

„Der Schutz der Besucher steht an erster Stelle“, betont die BOVG, die ein weihnachtliches Programm u.a. mit den Bochumer Symphonikern vorbereitet hatte. Eintrittskarten können an der jeweiligen Vorverkaufsstelle zurückgegeben werden.

Droht ein Abbruch des Weihnachtsmarktes?

Derzeit nicht. Erst ab einer Hospitalisierungsrate über 9 sind Absagen von Großveranstaltungen vorgesehen. Derzeit liegt der Wert in NRW bei 4,22. „Das Gesundheitsamt hat keine Möglichkeit, einen Abbruch des Weihnachtsmarktes zu initiieren“, betont die Stadt, zumal die 2G-Kontrollen zumindest an den Glühweinständen nach ersten Beobachtungen sorgfältig befolgt werden.