Rotterdam/Bochum. Weil die niederländischen Kliniken wegen der Coronalage unter großem Druck stehen, nimmt NRW Infizierte auf. Erster Patient nach Bochum verlegt.
Unter dem Druck steigender Patientenzahlen verlegen niederländische Krankenhäuser erneut Covid-19-Patienten in Kliniken in Nordrhein-Westfalen. Der erste Krankenwagen sei am Dienstagmorgen aus Rotterdam abgefahren, teilte eine Sprecherin der nationalen Organisation für die Verteilung von Patienten mit. Der Patient sei ins Universitätsklinikum Bergmannsheil in Bochum verlegt worden. Zuvor wurde er auf der Intensivstation in einem Krankenhaus in Rotterdam behandelt.
Der 59-Jährige sei mit einem Intensivtransportmobil unter maschineller Beatmung nach Bochum transportiert worden, teilte das Universitätsklinikum Bergmannsheil auf Anfrage mit. „Er wird jetzt durch das ärztliche und pflegerische Team der internistischen Intensivstation des Bergmannsheils versorgt. Die Verlegung wurde über die Koordinierungsstelle am Universitätsklinikum Münster angefragt, die die Verteilung von Patientinnen und Patienten mit COVID-19 aus den Niederlanden auf Kliniken in Nordrhein-Westfalen vermittelt.“
Krankenhäuser in den Niederlanden an der Belastungsgrenze
Aktuell werden im Bergmannsheil eigenen Angaben zufolge 13 Patientinnen und Patienten mit COVID-19 behandelt. Vier davon befinden sich in intensivmedizinischer Versorgung. „Die Situation ist aktuell für unsere Behandlungsteams sehr anspruchsvoll“, sagt Sprecher Robin Jopp. „Als überregionales Trauma- und Notfallzentrum hat das Bergmannsheil regelmäßig eine hohe Auslastung. Die Versorgung unserer Patientinnen und Patienten ist aber gewährleistet.“
„Wir prüfen bei jeder ausländischen Anfrage die aktuelle Belegungssituation“, so Robin Jopp weiter. „Wenn unser Krisenstab und unsere Intensivkoordination zu dem Schluss kommen, dass wir einer Anfrage entsprechen und einen Behandlungsplatz anbieten können, so setzen wir dies entsprechend um. Diese Möglichkeit war in der aktuellen Situation gegeben.“
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Das Bergmannsheil habe seit Beginn der Pandemie vier niederländische Patientinnen und Patienten mit COVID-19 aufgenommen und behandelt. Die Gesamtzahl aller seit Beginn der Pandemie behandelten Patientinnen und Patienten mit COVID-19 - also inländische und ausländische zusammen - beträgt 560.
„Es ist für das Bergmannsheil ein Zeichen der Solidarität, unseren europäischen Nachbarn zu helfen, wenn wir es ermöglichen können.“ Aktuell seien aber keine weiteren Aufnahmen aus den Niederlanden geplant. In Krankenhäusern in Nordrhein-Westfalen soll Platz für insgesamt 20 Patienten aus den Niederlanden sein. Die Patienten werden in speziell ausgestatteten Krankenwagen (Mobile Intensive Care Units), transportiert und jeweils von einem Arzt und einer Pflegekraft begleitet.
Die Coronalage im Nachbarland ist alarmierend: Durch die schnell steigenden Infektions- und Patientenzahlen sind die Krankenhäuser in den Niederlanden überlastet. Sie warnen bereits vor dem Notzustand. Vielfach wurden notwendige Operationen auch von Krebs- oder Herzpatienten verschoben, weil Pflegepersonal fehlt. Bereits bei den ersten Corona-Wellen im vergangenen Jahr waren Covid-Patienten nach Deutschland verlegt worden. Die Sieben-Tage-Inzidenz liegt in den Niederlanden inzwischen bei mehr als 880. (red./dpa)