Bochum. In Bochums Ausländerbüro gibt es 5000 offene Anträge. Das sorgt für Verzweiflung – wie bei einer Amerikanerin, die deshalb nicht arbeiten darf.

Brianna Gorman (27) ist vor fünf Jahren aus den USA nach Bochum gekommen, um hier zu studieren. Nach Abschluss des Studiums wollte sie im Mai im Ausländerbüro ihren Aufenthaltstitel umschreiben. Passiert ist das seitdem nichts, der Antrag wurde nicht bearbeitet. Ihr geht es wie vielen Frauen und Männer in Bochum. Es gibt einen Bearbeitungsrückstau, laut Stadt sind derzeit rund 5000 Antragsverfahren offen.

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„Schon vor Corona war die Situation schlimm, doch nun ist sie eine absolute Katastrophe“, schildert Gorman. Sie lebt seit September in Berlin, hat dort einen neuen Job. Den kann sie allerdings nicht antreten, weil sie keine gültige Aufenthaltserlaubnis hat. Ihr Visum war bis August gültig.

Antrag bei Ausländerbüro im Mai gestellt – noch immer keine Bearbeitung

Brianna Gorman (27) hat fünf Jahre in Bochum studiert. Weil die Bearbeitung beim Ausländerbüro so lange dauert, darf die US-Amerikanerin ihrem neuen Job nicht nachgehen.
Brianna Gorman (27) hat fünf Jahre in Bochum studiert. Weil die Bearbeitung beim Ausländerbüro so lange dauert, darf die US-Amerikanerin ihrem neuen Job nicht nachgehen. © . | Brianna Gorman

„Deswegen habe ich den neuen Antrag im Mai gestellt, eigentlich war genug Zeit.“ Im August hat sie zum ersten Mal Kontakt zu einer Sachbearbeiterin, denkt, es würde nun etwas passieren. „Letztendlich wurde der Antrag nicht bearbeitet. Mir wurde auch nichts dazu gesagt – bis es viel zu spät war“, so Gorman.

Auch wenn die junge Frau nun in Berlin lebt, ist sie auf das Ausländerbüro in Bochum angewiesen, da dass bis zum Umzug – also auch noch bei Ablauf des Aufenthaltstitels – für sie zuständig war. Ihr neuer Arbeitgeber in der Hauptstadt versuche derzeit ebenfalls, die Bochumer Behörde zu kontaktieren.

„Ich habe Glück, dass ich die letzten paar Jahre Geld gespart habe. Aber Berlin ist teuer, ich muss jetzt irgendwie von meinen Rücklagen leben“, schildert Gorman. Sie ist sich sicher, dass nicht jeder diese Möglichkeit hat. „Was machen diese Leute? Wir bekommen schließlich keine Hilfe vom Staat“, macht die US-Amerikanerin deutlich.

Brianna Gorman ist mit ihren Problemen nicht allein. Erst letztens konnte eine Freundin von ihr nicht zur Beerdigung ihres Opas außerhalb der EU fahren, weil sie ohne gültigen Aufenthaltstitel nicht wieder in Deutschland einreisen dürfte.

Stadt Bochum: 5000 offene Anträge im Ausländerbüro

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Eine weitere Bochumerin schildert unserer Redaktion: „Ich bin Altenpflegefachkraft und benötige noch einen Aufenthaltstitel um hier im Bochum arbeiten zu können.“ Seit sechs Monaten versucht sie das Ausländerbüro zu kontaktieren – erfolglos. „Vor ein paar Tagen konnte ich endlich per Telefon jemand erreichen, aber der hat nur kurz eine Minute mit mir telefoniert und dann einfach Schluss gemacht“, so die Bochumerin, die auch schon häufig versucht hat, eine Antwort per E-Mail zu bekommen.

„In der Tat kommt es im Ausländerbüro derzeit zu Verzögerungen, die Aufgaben zeitnah zu bewältigen“, bestätigt Stadtsprecherin Nina Christin Menken. Derzeit gebe es rund 5000 offenen Antragsverfahren. „Ein wesentlicher Grund liegt darin, dass sich durch die coronabedingte vollständige Schließung der Verwaltung (...) Neu- und Verlängerungsanträge auf Erteilung von Aufenthaltserlaubnissen zeitlich angestaut haben“, so Menken. Die Ursache: Kunden, die Anträge stellen, müssen anwesend sein, da biometrischer Daten wie Fingerabdruck und Lichtbild benötigt werden.

Grund für Bearbeitungsrückstau: Corona und Fluktuation bei Mitarbeitenden

Ausländerbüro schnell kontaktieren: Das empfiehlt die Stadt

Wer dringend Rückmeldung von der Stadt Bochum braucht, weil beispielsweise eine Aufenthaltsgenehmigung abläuft, sollte so vorgehen: „Auf der Internetseite des Ausländerbüros steht ein Online-Kontaktformular zur Verfügung. Dieser Onlinedienst kann für Anfragen und Nachrichten an das Ausländerbüro genutzt werden“, erklärt Nina Christin Menken für die Stadt Bochum

Ebenso sei dieses Kontaktformular an der Infotheke des Ausländerbüros und der Infotheke im Eingangsbereich des Rathauses (Ostflügel) zu erhalten. Die Rückgabe könne unmittelbar dort erfolgen.

Hinzu komme eine hohe Fluktuation von Mitarbeitenden in Publikumsbereichen des Ausländerbüros zum Beispiel aufgrund von Elternzeit oder Ausscheiden. Menken: „Ein weiterer Aspekt ist die in Einzelfällen längere Bearbeitungsdauer in einem Antragsverfahren.“ Gründe hierfür können sein: fehlende Unterlagen oder Identitätsnachweise, Prüfverfahren des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge oder laufende Straf- und Ermittlungsverfahren.

Um die offenen Anträge zu bearbeiten, seien unter anderem studentische Hilfskräfte eingestellt worden. Auch das Konzept, wie neue Mitarbeitende eingearbeitet werde, wurde verändert. Zudem gebe es Notfallansprechpartner und eine Öffnung des Büros für terminfreie Absprachen für Kunden mit abgelaufenem Aufenthaltstitel.