Bochum. In Bochum besteht die Sorge, dass das teilweise abgebrannte Reifenlager an der A 40 erneut brennen könnte. Jetzt äußerte sich der Chef der Firma.

Der Verkehr auf der A 40 in Bochum rollt seit Dienstag wieder. Trotzdem bestehen erhebliche Bedenken, dass bald wieder alles von vorn losgehen könnte mit einer Vollsperrung.

Es geht um das große Altreifenlager an der Robertstraße in Hamme. Dort sind massenhaft Reifen weiterhin direkt an der A 40 gelagert.

A 40 in Bochum war zwölf Wochen lang gesperrt

Auf dem Firmengelände waren im vorigen August Tausende Reifen vollständig verbrannt. Die Auswirkungen waren gewaltig, sie betrafen Hunderttausende Kraftfahrer: Zwölf Wochen Vollsperrung der A 40, weil die immense Hitze die unmittelbar benachbarte Stützwand der A 40 zerstört hatte.

Ganz rechts im Bild sind die Reifenstapel des Bochumer Reifenlagers direkt an der A 40 zu sehen. Im weiteren Verlauf (im Bild nicht zu sehen) nimmt die Anzahl der dort gelagerten Reifen erheblich zu. In der linken Bildhälfte die neue Stützwand der A 40.
Ganz rechts im Bild sind die Reifenstapel des Bochumer Reifenlagers direkt an der A 40 zu sehen. Im weiteren Verlauf (im Bild nicht zu sehen) nimmt die Anzahl der dort gelagerten Reifen erheblich zu. In der linken Bildhälfte die neue Stützwand der A 40. © FUNKE Foto Services | Alexa Kuszlik

Die Kripo geht von Brandstiftung aus, wie schon bei einem ähnlichen Großbrand an selbiger Stelle vor exakt einem Jahr. Bisher wurde der Täter oder die Täterin aber nicht ermittelt. Ob er oder sie erneut zuschlagen könnte, ist zwar reine Spekulation. Trotzdem würde ein erneuter Brand, aus welchem Grund auch immer, auch die A 40 wieder lahmlegen können.

Feuerwehrchef Simon Heußen sagt, dass die Lagerung der Reifen direkt an der A 40 „nicht der ideale Ort“ sei – wegen der großen Folgen. Die Feuerwehr ist zwar keine Aufsichtsbehörde; ihre Aufgabe ist das reine Löschen. Dennoch wird die Abteilung „vorbeugender Brandschutz“ darüber informiert.

Umweltbehörde will die Situation vor Ort jetzt prüfen

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Zuständig für dieses potenzielle Sicherheitsproblem ist das Umweltamt Hagen als „gemeinsame Untere Umweltschutzbehörde der Städte Bochum, Dortmund und Hagen“. Ein Sprecher erklärte, dass man dem Hinweis auf die Reifen direkt an der Autobahn-Wand jetzt nachgehen werde. Auch das Bochumer Bauordnungsamt ist beteiligt.

Die Reifenfirma (35 Festangestellte) will aber bereits ihrerseits Vorkehrungen treffen, obwohl so, wie es jetzt sei, alles genehmigt sei. „Uns ist selbst daran gelegen, dass die Situation geändert wird“, sagte Geschäftsführer Mahmoud Daouk am Donnerstag zur WAZ. Sorgen von Anwohnern und Politik könne er nachvollziehen. Er habe bereits Pläne, wie die Reifenstapel von der A 40-Wand wegverlagert und zusätzlich gesichert werden können. Außerdem überlegt er, ob der schmale versteckte Fußweg zwischen A 40-Fahrbahn und dem Gelände dauerhaft gesperrt werden könne, damit nichts mehr heimlich auf das Betriebsgelände geworfen werden kann.

Daouk ist sicher, dass für beide Großbrände dieselbe Person verantwortlich ist. Für ihn selbst seien die Brände „traumatische Erlebnisse“ gewesen. Überwachungsmaßnahmen am Gelände seien bereits massiv verstärkt worden.

CDU Bochum fordert die Verwaltung zu besonderen bauaufsichtlichen Kontrollen auf

In den Fall eingeschaltet hat sich die Bochumer CDU. Sie erinnert an die Schließung verschiedener Schulen infolge des Brandes sowie „massive Geruchsbelästigungen und Ascheregen“. „Die Verwaltung dürfte sich durch die Brände, die auf Vorsätzlichkeit schließen lassen, zu genauen bauaufsichtlichen Kontrollen unter besonderer Berücksichtigung des Brandschutzes veranlasst sehen“, erklärt die Bezirksvertreterin Susanne Dewender von der CDU-Hamme-Hofstede.

6000 Tonnen Altreifen pro Jahr verarbeitet

Die Reifenfirma gibt es eigenen Angaben zufolge seit 2004 in Bochum. Sie hat sich auf die fachgerechte Entsorgung und Verwertung von Altreifen spezialisiert.

In Bochum verfügt die Firma über eine Lagerfläche von rund 20.000 Quadratmetern; jährlich werden dort mehr als 6000 Tonnen Altreifen verarbeitet. Sie will hier weiter investieren.

Zur Belohnung für Hinweise, die zur Ergreifung des Brandstifters führen, will das Unternehmen 20.000 Euro zahlen. Hinweise an die Kripo: 0234/909 4106.

„Die A 40, aber vor allem nahestehende Wohnhäuser in dem dicht bebauten Bereich werfen die Frage nach der Geeignetheit des Gewerbebetriebs an genau dieser Stelle auf. Wenn der Reifenhändler dort unverändert weitermacht, ist das eine latente Gefahr für die Anwohnerinnen und Anwohner.“

CDU: Für die Bochumer Reifenfirma soll ein neuer Standort gesucht werden

Die CDU hält es für „unverständlich“, dass die Auflagen für den Brandschutz nach den beiden Großbränden bislang nicht verändert worden seien. Auch nach Freigabe der A 40 solle die Verwaltung „jetzt nicht einfach wieder zur Tagesordnung übergehen. Ein weiterer Großbrand kann an dieser Stelle nicht ausgeschlossen werden und sollte daher unter allen Umständen vermieden werden“, sagt Susanne Dewender.

Und weiter: „Hier ist die Wirtschaftsförderung gefragt, aktiv auf den Reifenhändler zuzugehen und ihm bei der Umsiedlung seines Betriebs zu einem geeigneteren Standort zu helfen. Zumindest muss aber die bisher praktizierte offene Lagerung der Reifen beendet werden.“