Bochum. Der Busfahrer in Bochum, auf den ein Fahrgast eingestochen hatte, hatte den Täter aufgefordert, seine Maske aufzusetzen. War dies das Tatmotiv?
Nach der potenziell lebensgefährlichen Attacke auf einen Busfahrer hat sich eine Zeugin gemeldet. Sie saß bei dem Verbrechen im Bus, als der Täter zustach.
Am Samstag, 13. November, 14.20 Uhr, stieg die ältere Dame an der Haltestelle Eppendorf-Mitte in den Gelenkbus ein. Als sie im vorderen Bereich Platz nahm, war der Busfahrer, ein 48-jähriger Dortmunder, bereits von Fahrgästen informiert worden, dass im hinteren Teil des Busses ein Fahrgast (32) mit einer Schere die Inneneinrichtung beschädigt.
„Muss ich da jetzt hingehen? Ich habe so was noch nicht gemacht“
Der Fahrer, so die Zeugin, habe die Zentrale angerufen und sinngemäß gefragt: „Hinten im Bus schneidet einer. Muss ich da jetzt hingehen? Ich habe so was noch nicht gemacht.“
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Von der Zentrale sei eine energische und bestimmte Anweisung zurückgekommen: „Natürlich gehst du da jetzt hin!“
Der Busfahrer habe verunsichert gewirkt, sagt die Zeugin. Trotzdem sei er in den hinteren Bereich zu dem Fahrgast gegangen. „Ich hörte ihn sagen: ,Setzen Sie Ihre Maske auf!’ Und dann nahm das dramatische Geschehen seinen Lauf.“
Busfahrer der Bogestra Bochum blutete am Kopf und am Arm
Das hat die Zeugin dann nicht mehr selbst gesehen. Laut Polizei stach der Fahrgast, ein Bochumer, auf den Busfahrer ein. „Ich sah den Mann noch einmal, an Kopf und Arm blutend. Das sah sehr blutig aus“, sagt die Zeugin. Kurz darauf kamen schon die Polizei und ein Notarzt. Das Opfer wurde leicht verletzt. Wie es ihm jetzt psychisch geht, ist unbekannt.
Bogestra will sich bei mutigen Helfern bedanken
Mutig war das Verhalten einiger Fahrgäste in dem Bus. Sie hielten den Täter fest, bis die Polizei kam.Deshalb hat die Bogestra eine Bitte: Das Unternehmen möchte sich für ihre Zivilcourage bedanken; sie mögen sich bitte per Mail melden unter presse@bogestra.de.
Dem Angreifer wird versuchter Totschlag vorgeworfen; er sitzt in U-Haft. Zur Tatzeit war er alkoholisiert. Warum er aber so brutal auf den Busfahrer reagiert hatte, ist weiterhin rätselhaft. War es nur der Alkohol oder war es wütender Trotz wegen der Aufforderung, die Maske zu tragen?
Beschuldigter aus Bochum ist bisher nicht vorbestraft
Zwar ist er polizeibekannt, vorbestraft ist er aber nicht, wie Staatsanwältin Svenja Große-Kreul auf WAZ-Anfrage sagte. Die Laborwerte zu seinem genauen Alkoholpegel liegen noch nicht vor.
Alle Fahrer, sagt Bogestra-Sprecherin Sandra Bruns, bekommen ein Deeskalationstraining, basierend auf Schulungen bei der Polizei. Auch Umschüler werden für brenzliche Situationen unterwegs auf der Strecke ausgebildet. Stiche wie in diesem Fall sind zwar eine absolute Ausnahme. Trotzdem haben Fahrerinnen und Fahrer immer mal wieder mit Fahrgästen zu tun, die alkoholisiert, aggressiv, uneinsichtig und beleidigend sind. Manchmal auch alles zusammen.
Bochumer Bogestra-Sprecherin: „Es ist härter geworden“
Die Anzahl von Übergriffen habe zwar nicht zugenommen, sagt Sandra Bruns. Aber es sei schon so, dass sich in den vergangenen Jahren die Art der Gewalt verändert habe – von verbaler zu körperlicher. „Es ist härter geworden.“ Auch der Umgangston unter Fahrgästen selbst sei rauer geworden.