Bochum. Die Familien Knipprath und Holtmann aus Bochum haben fünf Kinder. Sie berichten vom turbulenten und schönen Alltag – der selten langweilig wird.

Um 6 Uhr klingelt bei Familie Knipprath in Bochum-Bergen morgens der Wecker. Mama Anja weckt nach und nach die Kinder, fünf Brotdosen werden befüllt, dann geht es los: Sie und Mann Florian machen drei Kinder fertig für die Schule oder Kita. Dann macht sich das Ehepaar auf den Weg zu Arbeit. Der Start in den Tag einer Großfamilie, der zwar häufig chaotisch sein kann, dafür aber meist umso schöner ist.

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Die Knippraths haben fünf Kinder: Jamie (12), Emily (8), Nick (7), Alessia (3) und Nina (2). Dass sie einmal so viele Kinder bekommen würden, haben Anja und Florian Knipprath, die ursprünglich aus Herne kommen nicht geplant. Das bestätigen die beiden. Missen möchten sie das turbulente Familienleben aber keinesfalls Seit elf Jahren sind die beiden ein Paar, Mutter Anja hat Sohn Jamie mit in die Beziehung gebracht, dann folgten vier Geschwister. „Die Familienplanung ist nun abgeschlossen“, versichern die Eltern.

Bochumer Familie mit fünf Kindern: „Man hat immer jemanden zum spielen“

„Es ist nie langweilig und gut, dass man immer jemanden zum spielen hat“, findet Tochter Emily (8), zweitältestes Kind in der Familie. Auch wenn sie es manchmal blöd findet, dass sie nie so ganz ihre Ruhe hat, wenn ihre Freundinnen zum spielen zu Besuch sind. Auch der älteste – Jamie – findet es gut, gleich vier Geschwister zu haben – „auch wenn sie manchmal nervig sind“, meint der Zwölfjährige. Er unterstützt seine Eltern auch mal dabei, auf die jüngeren Geschwister aufzupassen.

Seit sieben Jahren wohnt die Familie in Bergen, im selben Haus wie Mutter und Stiefvater von Florian Knipprath. Sehr zur Freude ihrer Enkel, die die Oma beim Interview gleich in Beschlag nehmen, als diese nach Feierabend nach Hause kommt.

Bochum- Freundschaft währt seit 85 Jahren – Wer bietet mehr?Damit im Familienalltag alles klappt, ist viel durchgetaktet: Während die Kinder in Schule und Kita sind, arbeitet Mutter Anja für drei Stunden pro Woche in einem Hotel. Im Anschluss kümmert sie sich um den Haushalt. Ihr Mann Florian arbeitet als Bestatter, unterstützt seine Frau aber auch bei den täglichen Aufgaben, die zuhause anfallen. Am Nachmittag bringt er häufig die Kinder zu ihren Hobbys – wie zum Beispiel auf den Fußballplatz. Und auch die älteren Kinder helfen mit – im Wochenwechsel haben sie unterschiedliche Aufgaben – wie beispielsweise Abtrocknen oder den Esstisch abwischen.

Vorurteile: Große Familien werden häufig abgestempelt

Einmal im Jahr fahren die Knippraths gemeinsam in den Urlaub, zudem verbringen sie fast jedes Wochenende in ihrem Wohnwagen. „Uns geht es so gut, dass wir jedes Wochenende etwas mit den Kindern unternehmen können“, sagt Vater Florian Knipprath. Er und seine Frau wissen, dass ihre Kinder etwas erleben, eine sehr gute Kindheit haben. Trotzdem: „Man wird immer wieder komisch angeguckt“, schildert Mutter Anja Knipprath. Nicht selten würden Leute die Familie abstempeln, nur weil sie kinderreicher ist als im Durchschnitt.

Derzeit liegen die Knippraths bei unserer Suche nach Bochums kinderreichster Familie auf Platz fünf. Gemeinsam mit den Holtmanns aus Hordel. Zur Familie gehören Mama Julia (42) und Papa Stefan (42) sowie die fünf Kinder Nora (6), Tamo (5), Mena (3), Tida (1) und Hero (zwei Monate).

Die Familie Holtmann aus Bochum: Mama Julia (42) und Papa Stefan (42) mit den Kindern Nora (6), Tamo (5), Tida (1), Mena (3) und Säugling Hero (zwei Monate).
Die Familie Holtmann aus Bochum: Mama Julia (42) und Papa Stefan (42) mit den Kindern Nora (6), Tamo (5), Tida (1), Mena (3) und Säugling Hero (zwei Monate). © FUNKE Foto Services | Dietmar Wäsche

Innerhalb von sechs Jahren ist aus einem Paar eine Großfamilie geworden. Fünf Kinder haben die Holtmanns nicht geplant, das hat sich nach und nach so ergeben. Aber: „Das ist absolut gut“, erzählt Mutter Julia Holtmann. Erst vor zwei Monaten hat das jüngste Familienmitglied das Licht der Welt erblickt, Sohn Hero. Die Familie ist nun vollkommen, will weiteren Nachwuchs aber nicht zu 100 Prozent ausschließen.

Viele Geschwister – ein Segen während des Lockdowns

„Die Kinder beschäftigen sich viel miteinander. Die Große macht zum Beispiel viel mit der fast Zweijährigen“, berichtet Julia Holtmann. Aber auch zu Streit kommt es natürlich hin und wieder. „Bei Konflikten zwischen den Kindern mische ich mich wenig ein. Was ich faszinierend finde, ist, welche kreativen Lösungsvorschläge sie manchmal finden.“ Gerade während des Lockdowns sei es für die Kinder wertvoll gewesen, dass sie einander hatten. Trotzdem sind alle froh, nun auch wieder ihren Hobbys nachgehen zu können – wie turnen, tanzen oder schwimmen.

Bochum- Opel hat seit 1971 einen Besitzer – Wer bietet mehr?Wichtig ist es Julia und Stefan Holtmann, dass ihre Kinder glücklich sind, auch wenn das bedeutet, zurückzustecken. „Im Moment sind unsere Interesse zweitrangig, das Leben richtet sich nach den Kindern.“ Doch das sei auch gut so – werden die Kinder schließlich schnell größer.

Die Reaktionen auf die fünf Kinder seien insgesamt sehr positiv. „Auch wenn gerade Ältere manchmal komisch schauen“, so Holtmann, die ursprünglich aus Unterfranken kommt. Darüber sieht sie aber hinweg. Auf dem Spielplatz sei es auch schon mal zur lustigen Situation gekommen, dass die 42-Jährige für eine Tagesmutter gehalten wurde – weil der Altersunterschied ihrer Kinder recht gering ist.

Familie zieht gemeinsam in ein großer Haus mit zehn Zimmern

Die WAZ sucht Bochums kinderreichste Familie

Wer bietet mehr? Diese Frage haben wir in den vergangenen Wochen schon öfter gestellt. In Bochum gefunden haben wir u. a. ein Buch, das über 500 Jahre alt ist, eine Konservendose aus den 1940er Jahren und eine Freundschaft, die seit 85 Jahren besteht.

Nachdem wir die vermutlich „dienstälteste“ Mieterin gefunden haben, suchen wir nun die Bochumer Familie mit den meisten Kindern.Schreiben Sie uns!

Kontakt: oder per Brief an die WAZ-Redaktion, Huestraße 25 in 44787 Bochum, Stichwort: „Wer bietet mehr?“

Derzeit lebt die Familie noch in einem Zechenhaus mit vier Zimmer. Das soll sich bald ändern – die Holtmanns hoffen, schon bald umziehen zu können: in ein Haus mit zehn Zimmern und genug Platz für alle Kinder. Derzeit reißt Julia Holtmann, mit dem Jüngsten auf dem Rücken, dort vormittags Tapeten ab, wenn die älteste Tochter in der Schule und die jüngeren in Kita oder bei Tagesmutter sind. Ihr Mann Stefan arbeitet bei der Wasserschutzpolizei.

„Im ersten Jahr waren die Babys die ganze Zeit nur an und auf mir“, erklärt Julia Holtmann. Einen Kinderwagen gibt es in ihrem Haushalt schon lange nicht mehr – der sei viel zu unpraktisch und unflexibel – und wurde schnell verkauft. Einer von wohl vielen Lerneffekten, den Familien wie die Holtmanns und Knippraths in ihrem Leben mit fünf Kindern hatten.