Bochum. Droht zu Weihnachten ein Geschenke-Engpass? Spielzeughändler klagen schon jetzt über Lieferprobleme. Bei welchen Waren es eng werden könnte.

Ausgerechnet zum Weihnachtsgeschäft drohen bei Spielzeughändlern leere Regale. Bochums Händlern zeigen sich besorgt, dass sie Eltern und ihren Kindern nicht mehr lange das komplette Spielzeug-Angebot verkaufen können.

Die Gründe: die Corona-Pandemie, deutlich gestiegene Rohstoff-Preise und hohe Frachtkosten, die einen Import nicht mehr wirtschaftlich machen. Viele Waren würden außerdem in Containern aus Asien transportiert – und hingen derzeit in geschlossenen Häfen fest. Ob Spielzeug von dort überhaupt noch vor Weihnachten ankommt – völlig unklar.

Geschenke zu Weihnachten: Bochumer Händler raten zu frühen Entscheidungen

„Es ist ganz schlimm“, sagt Irmela Umbach-Schamell vom gleichnamigen Traditions-Spielzeugladen an der Herner Straße. „Puppen, Kinderfahrzeuge, Lego, Playmobil, Holz. Es gibt eigentlich keine Sorte von Spielzeug, die nicht betroffen ist“, sagt die 75-Jährige.

Bereits im Halloween-Geschäft merke sie, dass es viel schwieriger gewesen sei, an Ware zu kommen. „Viele Firmen haben während Corona pleite gemacht. Und dann stecken viele Container mit Spielzeug noch in China fest.“ Die 75-Jährige rät ihren Kundinnen und Kunden, in diesem Jahr möglichst früh die Geschenke für die Kinder zu besorgen, kennt aber auch die Sorgen der Eltern. „Die Wünsche von Kindern ändern sich schnell. Das ist dann immer das Problem.“

Nicht nur Spielekonsole betroffen, auch Puzzle und Bücher können knapp werden

Auch Tobias Wagner vom Spielzeug-Paradies Wagner am Dr.-Ruer-Platz bemerkt bereits zwei Monate vor Weihnachten eine Knappheit an Spielwaren. Derzeit sei der Laden zwar noch voll: „Wenn in diesem Jahr ein bestimmtes Spielzeug aber nicht mehr verfügbar ist, dann kommt es auch nicht mehr.“

Schiffe im Stau

Nach Angaben des Kieler Institutes für Weltwirtschaft sind mittlerweile sind rund neun Prozent der weltweiten Frachtkapazität in vier großen Warteschlangen gebunden, über die Hälfte davon staut sich vor Häfen in den USA. Der weltweite Handel stagniere nun schon für ungewöhnlich lange Zeit, heißt es.

Das Frachtvolumen im Roten Meer – der wichtigsten See-Handelsroute zwischen China und Europa – liege gegenwärtig etwa um etwa zehn Prozent niedriger, als unter normalen Umständen zu erwarten sei.

Das betreffe nicht nur die „Topseller“ wie Elektronik, bei denen es in jedem Jahr zu Weihnachten Lieferschwierigkeiten gebe. „Alles was aus Plastik oder Holz ist wird schwierig. Das sind auch Puzzle oder Bücher.“ Aber auch ein Brettspiel aus Deutschland könne auf einmal nicht verfügbar sein, wenn eben doch ein kleines Teil dafür aus China komme.

Das Problem seien nach seinem Eindruck nämlich vor allem die Container-Lieferungen aus Übersee. „Da gibt es gerade wenig Kapazitäten für.“ Noch sei sein Laden voll. „Aber man sollte früher als sonst die Weihnachtsgeschenke kaufen.“

Brummbär in Bochum hat sich auf die Krise eingestellt

Beim Spielzeug-Händler Brummbär an der Brückstraße hatte man sich bereits auf die Krise eingestellt. „Das hat sich schon länger angebahnt“, sagt Inhaber Matthias Martens. Brummbär verkauft vor allem auch Holzspielzeug. „In den Behindertenwerkstätten konnten die Menschen während Corona monatelang nicht arbeiten.“ Auch die Rohstoffe seien deutlich teuerer geworden.

Momentan sei der Laden noch gut bestückt. Trotzdem rät auch Matthias Martens dazu, seine Weihnachtseinkäufe früher als sonst zu tätigen – besonders wenn man etwas ganz Bestimmtes im Blick habe. „Wir erwarten noch etliche Lieferungen, aber ob die überhaupt noch rechtzeitig vor Weihnachten ankommen, das ist völlig unklar.“