Bochum-Wiemelhausen. Nach der dritten Generation in Familienbesitz ist Schluss: Inge und Fred Rumberg gehen in Rente. Was am Standort an der Wasserstraße folgt.
Georg Göcke und Gerd Strietzel sitzen in der Sonne an der Wasserstraße in Bochum und trinken Kaffee. Der Sahne-Flocken-Kuchen ist schon verputzt. „Besonders lecker sind auch der Apfel- und der Kirschkuchen“, schwärmt Strietzel. Es wird sein letztes Stück gewesen sein: Denn die Bäckerei Rumberg schließt ihre Türen. „Meine Frau und ich gehen in der Ruhestand“, sagt Fred Rumberg. In der dritten Generation führt der 70-Jährige die kleine Bäckerei direkt zwischen Edeka-Markt und Sparkasse. „Mein Großvater hat die Bäckerei 1897 gegründet", blickt Rumberg zurück.
Kundenliebling der Bochumer: Tigerbrötchen
Dass er selbst auch in diese Fußstapfen treten würde, stand eigentlich von Anfang an fest. „In der Firmengeschichte hat sich viel verändert: Das Einzige, was Bestand hat, sind Veränderungen“, so Rumberg nach 43 Jahren Erfahrung als Bäckerei-Inhaber. Habe es vor 100 Jahren nur Streuselkuchen und am Wochenende Bauernstuten gegeben, sei das Sortiment nun deutlich angewachsen.
Was bei den Kunden besonders beliebt ist, weiß Mitarbeiterin Nastasja Woyciechowski. Seit fast sechs Jahren steht sie bei Bäckerei Rumberg hinter der Theke. „Der absolute Renner sind Tiger-Mettbrötchen“, sagt sie. Woher der Name kommt, ist klar: Durch ihre gemaserte Oberfläche erinnern die Brötchen an Tigerfell. Beliebt seien auch Kartoffelsalat und Bienenstich. „Die Kunden haben immer gesagt, das sei der Beste in ganz Bochum“.
Schmidtmeier folgt nach in Bochum
„Unser Kerngeschäft ist der Snackbereich“, sagt Rumberg und zeigt auf den Außensitzbereich. „Wir haben immerhin 100 Sitzplätze“, sagt er. Vor dem Einkaufen, nach dem Sparkassenbesuch oder als kurzer Stopp mit dem Fahrrad sind viele Kunden bei Rumberg eingekehrt. „Ich habe mir vor der Arbeit immer Brötchen und Kaffee geholt“, sagt Strietzel.
Bei dem Gedanken an die Schließung Anfang Oktober kommen Mitarbeiterin Woyciechowski die Tränen. „Das war wie eine Familie hier“, sagt sie über die 13-köpfige Belegschaft und das Inhaber-Ehepaar. „Ich habe immer sehr geschätzt, dass auf uns Mütter bei der Schichtplanung so individuell eingegangen wurde“, sagt sie. Auch, dass die Inhaber selbst mit hinter der Theke gestanden hätten, habe ein besonders familiäres Klima geschaffen.
Schluss mit dem Bäckerei-Leben ist für Bäckereifachverkäuferin Woyciechowski mit der Schließung von Rumberg aber noch nicht: „Schmidtmeier kommt“ steht in großen Buchstaben auf dem Schild im Verkaufsraum. Vom 29. September bis zum 5. Oktober bleibt die Bäckerei ganz geschlossen. „Viele Mitarbeiter von uns wurden dann übernommen, manche gehen in Rente“, sagt die Mitarbeiterin. Sie freue sich auf das Projekt, was nun komme.
Kunden wollen Standort treu bleiben
Dem Standort wollen auch die Kunden Göcke und Strietzel treu bleiben: „Hier in der Gegend sind fußläufig ja nicht so viele Bäcker und ich wohne direkt um die Ecke“, so Göcke. Das war auch ein Vorteil für die kleine Bäckerei. Erst 850 Meter entfernt befindet sich auf der Heide die Bäckerei von Schmidtmeier, Wickenburg an der Wittener Straße ist über einen Kilometer weit entfernt.
Wenig Konkurrenz am Standort
„In Zeiten von großen Bäckereiketten hatten wir hier nicht so viel Konkurrenz. Für eine kleine Bäckerei war der Standort deshalb sehr gut“, sagt Rumberg. Seit 1983 befand sich Bäckerei Rumberg am Standort an der Wasserstraße. „Wir geben die Bäckerei nun in gute Hände“, ist sich der Inhaber sicher.
Für den Ruhestand hat der 70-Jährige noch keine festen Pläne. „In den letzten Wochen haben wir nach und nach hier schon heruntergefahren“, so Rumberg.
Kunde Udo Alaska, der gerade einen Schwung Tigerbrötchen mitgenommen hat, bedauert die Schließung. „Schade, dass die Bäckerei schließt. Ich fand es immer toll, dass hier keine Kette drin ist“, sagt er. Für Brot, Brötchen und Kuchen müsse er künftig umsatteln. „Die Tigerbrötchen werde ich schon vermissen, die gibt es sonst nirgends“, betont er. Wer weiß: Vielleicht wird Schmidtmeier das Geheimrezept für die Tigerbrötchen ja verraten.