Bochum. . Die Zahl der Bäckereibetriebe geht seit Jahren zurück. Auch in Bochum. Vor allem kleine Familienunternehmen haben es schwer, sich zu behaupten.
Die Bäckerei meines Vertrauens hat zugemacht. Für immer. Wer backt mir jetzt mein Lieblingsbrot? Und einen Trend scheint das Aus des Familienunternehmens auch zu bestätigen: Im Ruhrgebiet sterben die Bäcker bzw. die Bäckereien aus. Auch in Bochum?
Irgendwie schon. Gab es 2007 in der Stadt noch 76 Hersteller von Back- und Teigwaren, wie einer Statistik der Bundesagentur für Arbeit zu entnehmen ist, sind es heute nur noch 31 (Stand: Juni 2018). „Bochum ist ein Spiegelbild des gesamten Reviers“, sagt Lars Wickenburg, Bäckermeister, Inhaber eines alteingesessenen Betriebs und Vorstandsmitglied in der Bäckerei-Innung. „Aber immerhin gibt es hier noch einige Familienbetriebe, die auf festen Beinen stehen.“
„Bäckereisterben ist der falsche Begriff“
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Die Entwicklung ist nicht zu verleugnen „Aber Bäckereisterben ist der falsche Begriff“, sagt Michael Bartilla, als Hauptgeschäftsführer in Personalunion für die Bäcker-Innung Ruhr ebenso verantwortlich wie für den Innungsverband Westfalen-Lippe. Es gehe um einen Strukturwandel. Vor allem kleinere Betriebe schließen – „und darunter leidet die Vielfalt“, räumt Bartilla ein. Die Zahl der Filialen und der Beschäftigten sei konstant.
Als Ursache für die Entwicklung macht Bartilla nicht zuletzt die wachsende Bürokratie aus. „Wenn ein Bäcker mehr Zeit im Büro verbringen muss als in der Backstube, dann kann das ein kleines Unternehmen kaum verkraften.“ Zu den aus Sicht der Innung schwer nachzuvollziehenden Hürden gehöre etwa, dass die Bäcker selbst für die Lebensmittelkontrollen bezahlen müssen. „Das wäre etwa so, als müsste ein Autofahrer nach einer Radarmessung Strafe bezahlen, obwohl er die Geschwindigkeit eingehalten hat.“
Bürokratie und Konkurrenz machen das Leben schwer
Es gibt noch andere Gründe, die dem Bäckerhandwerk das Leben schwer machen. Lars Wickenburg spricht von einem „Überangebot“.
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An jeder Ecke seien Brot, Brötchen und andere Backwaren zu bekommen. Die einzige Chance: „Man muss versuchen, sich mit unverwechselbaren Produkten und hoher Qualität zu positionieren.“ Das sei jeden Tag eine große Herausforderung. „Selbstständiger Handwerker zu sein, fordert einem vieles ab. Aber ich mag es, gute Produkte herzustellen und mit vielen Menschen in Kontakt zu kommen.“
Der Bäcker – ein Traumjob? Für Lars Wickenburg schon. Aber seinen Kinder würde er, der einst einen Familienbetrieb übernommen hat, nur dann raten, in seine Fußstapfen zu treten, wenn sie dies mit Leib und Seele tun wollen.
Es gibt positive Signale am Markt
Immerhin gibt es positive Signale am Markt.
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„Ein wichtiger Indikator für den Zustand der Branche ist die Zahl der Ausbildungen“, sagt Innungs-Geschäftsführer Michael Bartilla. 2016 haben 90 Verkäuferinnen und 21 Bäcker in der Region eine Lehre begonnen, 2018 waren es 124 Verkäuferinnen und 33 Bäcker. Das lässt hoffen.