Bochum. Vorsicht an der Bahnsteigkante: Der Starlight Express fährt ein! Das Bochumer Erfolgsmusical kehrt zurück. Was bleibt – und was sich ändert.
Ein Jahr war Reva Rice daheim in Las Vegas, hat „den Pool geputzt und den Rasen gemäht“, wie sie der WAZ lachend erzählt. Seit einem Monat ist die Amerikanerin zurück in Deutschland, zurück in Bochum, zurück im Starlight Express. Als stimmgewaltige Mama, die sie seit 2018 spielt, ist sie „super happy“ über den Neustart nach eineinhalb Jahren Zwangspause. Und mit ihr die ganze Stadt.
Seit dem 13. März 2020 stehen die Züge am Stadionring auf dem Abstellgleis. Die Corona-Pandemie hat das weltweit erfolgreichste Musical an einem Standort mit jährlich mehr als 400.000 Besuchern jäh ausgebremst. Auf vier Millionen Euro beziffert die Mehr BB Entertainment GmbH (Düsseldorf) als Produktionsgesellschaft die Verluste durch den Ausfall von über 500 Vorstellungen.
Starlight in Bochum: 200 Mitarbeiter sind aus der Kurzarbeit zurückgekehrt
„Drei, zwei, eins, los!“: So wirbt das Theater für die lang ersehnte Rückkehr mit zwei Previews am 1. und 2. Oktober und der Premieren-Show (mit Rotem Teppich) am 3. Oktober. „Die Vorfreude ist riesig“, sagt Starlight-Sprecherin Manuela Wolf und meint damit auch die 200 Mitarbeiter hinter der Bühne, die eine bislang beispiellose Durststrecke zu überwinden hatten.
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Berni Düker ist einer von ihnen. Seit bald 28 Jahren ist er im „Skate Department“ der Herr über die Starlight-Rollschuhe. Wie die gesamte Belegschaft wurde der 52-Jährige im Frühjahr 2020 in Kurzarbeit geschickt. Eine „seltsame“, bleierne Zeit liege hinter ihm, sagt Düker und blickt traurig drein, während auf einem Monitor hinter ihm die Proben im Saal zu sehen sind. Seit Juli sitzt er wieder täglich in seiner kleinen Werkstatt, schraubt, ölt, repariert, pinselt. Inzwischen ist das Team komplett. „Wir alle sind dankbar, wieder hier zu sein“, weiß Berni Düker. Und jetzt strahlt er.
Neue Darsteller stehen nach 18 Monaten erstmals auf der Bühne
So wie Ida Swann. Die Schwedin zählt zu den 27 neuen Darstellern („Newbies“ genannt), die kuriose Zeiten durchlebt und durchlitten haben. Im März 2020 hatten sie gerade mit den Proben begonnen, als Corona den Sternenhimmel verdunkelte. Auch die Künstler mussten in Kurzarbeit. Die Rollschuhe durften sie fürs Training ausnahmsweise mit nach Hause nehmen. Erst im Juli wurde der Probenbetrieb im Theater wieder aufgenommen.
In einer Woche bestreiten die „Newbies“ ihre ersten Shows – 18 Monate nach Dienstbeginn. „Die Nervosität steigt. Aber wir sind mit den 16 Veterans (Darsteller aus dem alten Cast, darunter „Mama“ Reva Rice) zu einem tollen Team zusammengewachsen“, sagt Ida Swann (27), die als Sprengstoffwagen Joule am Start ist.
Besucherzahl wird wegen Corona auf 1200 reduziert
Explosiv soll es im Starlight Express auch künftig zugehen. Zwar wird die maximale Besucherzahl von 1600 auf 1200 reduziert. „Das passiert aber vor allem, um die Situation am Eingang zu entspannen. Die Show wird nicht verändert. Alles bleibt, wie es war“, betont Manuela Wolf. Weil sämtliche Darsteller täglich getestet werden, können auch die Sitzreihen unmittelbar an der Rennpiste besetzt werden.
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Auf dem Theatervorplatz werden Zelte für den stressfreien Einlass aufgebaut. Hier erfolgen auch die 3G-Kontrollen für alle Besucher ab 17 Jahre (geimpft, genesen oder innerhalb der letzten 48 Stunden getestet). Corona-Tests vor Ort sind nicht möglich. Außerhalb des Sitzplatzes gilt die Maskenpflicht. Eine Beschränkung auf 2G sei aktuell nicht geplant, erklärt Manuela Wolf.
Musical generiert 60 Millionen Jahresumsatz in Bochum
„Der Starlight Express hat für Bochum eine äußerst wichtige touristische Bedeutung. Er ist ein Aushängeschild für unsere Stadt. Deshalb freuen wir uns sehr über den Neustart“, sagt Mario Schiefelbein, Chef der Bochum Marketing GmbH. Die Zahlen der Stadtwerber sind eindrucksvoll. Der Jahresumsatz, der durch das Musical in der Hotellerie und im Handel generiert wird, wird auf 60 Millionen geschätzt. Es gibt allein 70.000 Hotel-Übernachtungen. Komplette Herbergen, etwa das Acora am Nordring, sind Nutznießer der ungebremsten Starlight-Begeisterung.
Auch künftig acht Shows pro Woche
Nach der Premiere am 3. Oktober (18 Uhr, es gibt noch Karten) nimmt der Starlight Express den Spielbetrieb in gewohntem Umfang auf: mit wöchentlich acht Shows von Dienstag bis Sonntag.
„Der Vorverkauf ist sehr gut angelaufen“, berichtet Sprecherin Manuela Wolf. Hinzu kommen die Tickets für die ausgefallenen Shows, die vielfach umgebucht wurden.
Ausführliche Informationen auch über das Sicherheitskonzept gibt es auf www.starlight-express.de.
Und auch die Gastronomie profitiert. „Immer mehr Starlight-Besucher bleiben zwei bis drei Tage in Bochum. Da gehört ein Abstecher zu uns für viele dazu“, berichtet Christian Bickelbacher, Sprecher des Bermudadreiecks. Drei, zwei, eins, los!