Bochum. Vorsicht an der Bahnsteigkante: So bereitet sich der Starlight Express in Bochum darauf vor, am 3. Oktober endlich wieder zu starten.

Die letzte Fahrt ist lange her. 13. März. 2020, wohlgemerkt. Nun aber stehen die Signale wieder auf Grün. Nach über 500 ausgefallenen Shows soll der Starlight-Express vom 3. Oktober an wieder rollen. „Endlich“, sagen sie alle hier im Bochumer Theater nahe der A40. Und auch in der Umgebung hoffen Hoteliers, Busunternehmer und Geschäftsleute, dass der Sternenzug schnell wieder an Tempo zulegt. Schließlich hat er vor der Pandemie zuletzt 400.000 Zuschauer jährlich gelockt.

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Am Cast, den Darstellern also, soll es nicht scheitern. Seit gut sechs Wochen trainieren die 23 neu zum Musical gestoßenen Männer und Frauen auf den Bahnen im leeren Zuschauerraum mit ihren Rollschuhen. Beschleunigen, drehen, bremsen, wieder beschleunigen – bergauf, bergab. „Am Abend weißt du, was du getan hast“, sagt Kevin Köhler und lacht. Er weiß das allerdings nicht zum ersten Mal. Schon mehrfach war der heute 35-Jährige bei Starlight, hat 2008 für mehrere Jahre Rusty gespielt, eine der Hauptrollen. Das Fahren auf Rollen hat er zwar nicht verlernt, „aber man fängt trotzdem wieder von vorne an“.

Ein Gefühl wie vor der Premiere

Starlight-Geschäftsführer Burkhard Koch.
Starlight-Geschäftsführer Burkhard Koch. © FUNKE Foto Services | Ralf Rottmann

„Ganz von vorne“ ist ein Ausdruck, der oft fällt in diesen Tagen. Und obwohl die Show – immer wieder modernisiert aber im Kern gleich geblieben – nun schon seit 33 Jahren läuft, fühlt sich selbst Burkhard Koch, Geschäftsführer der Starlight-Express GmbH in vielen Augenblicken „wie vor einer Premiere“. Das liegt unter anderem daran, dass es nicht damit getan ist, in einem Hightech-Theater, in dem 18 Monate alles stillgestanden hat, die Türen aufzuschließen und Strom und Wasser einzuschalten.

Computer müssen upgedatet, Lichtshows neu programmiert werden, und die große Brücke im Saal benötigt auch Kontrolle und Wartung – selbst, wenn sie während des Lockdowns immer wieder bewegt worden ist. Und natürlich ist in Corona-Zeiten die Lüftungsanlage modernisiert und verbessert worden. Gut 3,5 Millionen Euro, schätzt Koch, werde es insgesamt kosten, die Produktion wieder hochzufahren.

Eiserne Regel: Jeder wird jeden Tag getestet

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Dass in manchen Bereichen Leute fehlen, macht die Sache nicht einfacher. Von 265 auf 199 Köpfe ist die Belegschaft des Theaters während gesunken. Maler, Kostümdesigner, Soundingenieure, IT-Experten – „wir haben viele Spezialisten an andere Branchen verloren“, sagt Koch. Ersatz ist nicht einfach zu bekommen. „Gerade im kreativen Bereich sind die guten Leute oft über die ganze Welt verteilt. Die kann man im Augenblick nicht so einfach einfliegen lassen.“

Im Theater herrscht dennoch reger Betrieb. Allerdings unter strengen Sicherheitsauflagen. „Jeder, ob Darsteller oder Crew-Mitglied, wird jeden Tag getestet, selbst wenn er doppelt geimpft oder von Corona genesen ist“, erklärt Starlight-Sprecherin Manuela Wolf. Und die Maske darf nur beim Rollschuhfahren abgenommen werden. „Sonst hältst du das nicht lange durch“, sagt Köhler.

Viel Abstand bei den Proben

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Auch singen dürfen die „Züge“ ohne Stoff vor dem Mund. Aber nicht mehr in kleinen Proberäumen, sondern im großen Foyer. Mit viel Abstand zueinander und alle in die gleiche Richtung. „Man gewöhnt sich daran“, sagt der Recklinghäuser. Außerdem habe man ja auch ein gemeinsames Ziel. „Wir wollen endlich wieder vor Publikum auf der Bühne stehen.“

Das will Bernd Düker, den sie hier alle nur „Bernie“ nennen, auch. Obwohl man ihn gar nicht sehen kann dort. Denn Bernie ist Skate-Mechanic oder Rollschuh-Mechaniker wie man im Ruhrgebiet eher sagt. Unsichtbar irgendwo in der Ecke auf der Bühne aber stets zur Stelle, wenn eine Rolle nicht rollt oder ein Dämpfer nicht dämpft.

„Ich sorge für optimales Fahrgefühl“

Der Mann für die Rollschuhe: Bernd Dücker.
Der Mann für die Rollschuhe: Bernd Dücker. © FUNKE Foto Services | Ralf Rottmann

„Ich sorge für das optimale Fahrgefühl“, sagt Bücker. Im Notfall auch, indem er binnen Sekunden den Fehler findet und beseitigt. Stressig kann das mitunter sein aber „ich habe es vermisst“, sagt der 52-Jährige.

Sechs Wochen noch, dann soll die Züge wieder um die Wette fahren. Laut aktueller Corona-Schutzverordnung dürfen Kulturveranstaltungen wieder mit Vollbelegung des Saals gespielt werden, wenn sichergestellt ist, dass die Beachtung der 3G-Regel kontrolliert wird. „Die Pläne dafür sind bereits fertig“, sagt Koch.

Bis Sommer 2022 unter Corona-Bedingungen

Bis Sommer 2022, schätzt der Geschäftsführer, werde man wohl unter Corona-Bedingungen arbeiten müssen. Wenn man denn arbeiten darf. Koch winkt ab. „Noch mal zu schließen, wäre verheerend.“ Aber da will niemand dran denken hier im Theater. Sie wollen nach vorne blicken. Wie es sich gehört, für ein Musical, das mit dem Song endet: „Da ist ein Licht ganz am Ende des Tunnels.“