Bochum. Verbände, Unternehmen, Krankenhäuser und Schulen wollen die Pflege absichern. In Bochum soll gelten: „finden, fördern und langfristig halten“.

Die „großen Räder“ können sie nicht drehen, also die Rahmenbedingungen für die Beschäftigten in der Pflege; aber die Voraussetzungen in Bochum wollen sie gemeinsam verbessern. „Bochum bewegt Pflege“ heißt die Kernaktivität, für die sich ein breites Bündnis von Partnern verpflichtet.

Sozialdezernentin Britta Anger umreißt die Zielsetzung. „Wir erwarten bis 2030, dass etwa 900 weitere pflegende Kräfte in den Bochumer Einrichtungen gebraucht werden.“ Dazu sollen die Arbeitsbedingungen gut und gesund gestaltet, Familie und Pflegeberuf vereinbart, Vielfalt und eine Willkommenskultur gelebt werden.

Gemeinsame Anstrengungen im Bochumer Bündnis

Britta Anger, Sozialdezernentin
Britta Anger, Sozialdezernentin © FUNKE Foto Services | Jürgen Theobald

Vor allem müsse der Nachwuchs in den Berufen gefördert und in Ausbildung, Fort- und Weiterbildung investiert werden, damit sich langfristig auch ein positives Berufsbild der Pflege verankern könne. „Ist das Klatschen auf den Balkonen schon vergessen?“ fragte sie offen.

Eine Imagekampagne haben sich die Unterzeichner, darunter Schulen, Wohlfahrtsverbände, Krankenhäuser und Unternehmen, vorgenommen. In einem Netzwerk „Care-4-Future“ soll etwa in Schulen und Altenpflegeschulen schon früh für die Pflegeberufe geworben werden. Sozialamtsleiterin Andrea Henze setzt auf Paten und Mentoren, die ein positives Bild transportieren, und auf Neu- und Quereinsteiger für die Berufe.

Kompetenz statt Konkurrenz

„Aber auch eine flexible Arbeitszeitgestaltung muss möglich sein, um die Herausforderung zu stemmen, mit eigenen Kindern in der Pflege zu arbeiten.“ Auch die Karrieremöglichkeiten in der Pflege müssten betont werden. Für das DRK unterstreicht Ralf Zeiss, Leiter des „Hauses der Generationen“ in Weitmar: „Das ist ein Dienst an den Menschen“, und der lasse sich in diesem Bündnis und ohne Konkurrenzdenken auch in unterschiedlichen Einrichtungen vernetzen. „Ich freue mich, wenn es gelingt, unsere Kompetenzen für die zukünftige Versorgung zusammenzulegen.“

Andrea Henze, Sozialamtsleiterin.
Andrea Henze, Sozialamtsleiterin. © FUNKE Foto Services | Svenja Hanusch

Werbung statt Bewerbung

Elmar Hanke, Pflegedirektor im Katholischen Klinikum St. Josef, mahnt: „Es ist Zeit. Wir würden alle Stellen in der Pflege finanziert bekommen, aber wir bekommen gar nicht alle besetzt.“ Früher hätte es Bewerber gegeben, jetzt müssten die Krankenhäuser um Kräfte werben, sogar mit Prämien.

„Wir rechnen mit einer Fluktuation von etwa 100 Beschäftigten im Jahr allein durch das Erreichen der Altersgrenze.“ Für das Josef-Hospital überlege man, einen Integrationsbeauftragten einzustellen, um Pflegekräfte aus dem Ausland zu begleiten und „ankommen zu lassen“.

Attraktives Umfeld

Beifälliges Nicken erntet Jens Fritsch, Geschäftsführer der Diakonie Ruhr Pflege gGmbH. „Wir brauchen mehr Menschen, die sich für die Pflege begeistern. Aber dazu brauchen wir auch eine Stadt, die attraktiv für diese Menschen ist. Denn die Beschäftigten in der Pflege pendeln nicht gern.“ Also müssten auch die Lebens- und Wohnbedingungen anziehend sein.

Auch der Arbeitgeber müsse da seine Hausaufgaben machen.