Bochum. Jacob Liedtke ist auf den Plakaten der Grünen in Bochum nicht zu finden. Er ist gegen diese Materialschlacht und will thematisch überzeugen.
Jacob Liedtke hat auf dem Marktplatz in Bochum-Gerthe keinen leichten Stand. Er kandidiert bei der Bundestagswahl für die Grünen – und muss sich hier beim Fototermin mit der WAZ rund um die Seilscheibe umzingelt fühlen. Überall hängen Plakate der politischen Kontrahenten, aber keines von den Grünen, und erst recht keines mit einem Kopf von ihm. Die gibt es nämlich gar nicht. Liedtke findet das nicht schlimm. Für ihn heißt es „Inhalte vor Köpfe“. Er mag die Materialschlacht nicht und redet lieber über Politik.
Bochum vor der Bundestagswahl: Jacob Liedtke (Grüne) im Porträt
Liedtke will mit seiner Politik in erster Linie das Leben der Menschen besser machen. Und das fängt für ihn beim Klima an. „Wir müssen uns dieser Aufgabe stellen“, sagt der 33-Jährige, der sich für die Zukunft ein Klimaschutzministerium mit Vetorecht wünscht, dass alle Entscheidungen der Bundesregierung auf ihre klimatauglich abklopft.
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Weil Umweltschutz bei jedem selbst anfängt, geht Jacob Liedtke mit gutem Beispiel voran. „Ich esse seit 2008 kein Fleisch mehr, vermeide tierische Produkte, habe in meinem Leben erst eine Fernreise gemacht und besitze als ÖPNV-Enthusiast kein Auto.“ Zum Termin mit der WAZ benötigt er aber einen fahrbaren Untersatz – und leiht ihn sich bei der Mama.
Grünen-Kandidat will im Ruhrgebiet wohnen bleiben
In Sachen Klimawandel nimmt Liedtke vor allem die Politik in die Pflicht. „Sie muss die Leitlinien vorgeben.“ Umweltschutz liege am Ende nicht nur allein in der Verantwortung eines jeden Einzelnen, sagt der Stadtmitarbeiter aus Herne und nennt als Stichwort die C02-Schleudern Kohlekraftwerke.
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Wichtig sind ihm auch die soziale Gerechtigkeit und die Vielfalt, die der Kit für unsere Gesellschaft seien. „Wir müssen vor allem auf die Leute gucken, die nicht von Reichtum gesegnet sind.“ Liedtke stammt aus solchen Verhältnissen. „Mein Vater starb an Krebs, als ich 17 war. Danach waren meine Mutter, mein Bruder und ich auf uns allein gestellt.“
Von Bochum nach Herne gezogen – „auch wegen der Mietpreise“
Auch wenn er es in den Bundestag schaffen sollte, will der Politiker im Revier wohnen bleiben. „Ich habe schon immer den Blick aufs Ruhrgebiet gehabt“, sagt der BVB-Fan (seine Frau ist übrigens für Schalke). Inzwischen ist Liedtke allerdings von Bochum nach Herne gezogen. „Auch wegen der hohen Mietpreise hier“, sagt er ganz offen.