Bochum/Herne. Michelle Müntefering ist eine Wanderin zwischen den Welten. Ihr Wahlkreis ist die Basis. Als Staatsministerin hat sie internationale Aufgaben.

Zwischen Kleingarten und Kabul sind’s mitunter nur wenige Minuten. Zumindest, wenn es um die Koordination der anstehenden Termine geht. Daran herrscht für Michelle Müntefering wahrlich kein Mangel: als SPD-Abgeordnete im Wahlkreis 141 Herne/Bochum 2; als Staatsministerin in Berlin auf internationalem Parkett, in den vergangenen Wochen vor allem mit Blick auf Afghanistan.

Seit 2013 sitzt die gebürtige Hernerin für die Sozialdemokraten im Bundestag. Als Ehefrau des ehemaligen SPD-Vorsitzenden und Vizekanzlers Franz Müntefering (81) hat sie längst an eigenständigem Profil und politischem Gewicht gewonnen. Die Berufung 2018 zur Staatsministerin im Auswärtigen Amt dokumentiert die Wertschätzung, die der 41-Jährigen in der Merkel-Koalition und am Kabinettstisch entgegengebracht wird.

41,9 Prozent markierten 2017 das beste Einzelergebnis in NRW

Auch in der Heimat fußt ihre politische Arbeit auf einem soliden Fundament. 41,9 Prozent markierten bei der Bundestagswahl 2017 das beste SPD-Einzelergebnis in Nordrhein-Westfalen. Ob sie glaubt, den Wert am 26. September nochmals zu toppen? „Ich konzentriere mich auf meine Arbeit“, sagt Michelle Müntefering im WAZ-Gespräch.

Die fällt leichter, umso mehr ihre Partei in den Umfragen zulegt und SPD-Kanzlerkandidat Olaf Scholz in der Wählergunst nach oben klettert. „Er ist jemand, dem man das Land anvertrauen kann“, sagt Müntefering. Das habe auch der Wahlkampf-Auftakt von Scholz Mitte August in Bochum deutlich gemacht.

Einsatz für Frauenrechte in Afghanistan

Optimismus als Abgeordnete, Bestürzung als Außenpolitikerin: Als „Katastrophe für die Frauenrechte weltweit“ wertet die 41-Jährige die Machtübernahme der Taliban in Afghanistan. Zuletzt war sie immer wieder im Auswärtigen Amt, um den Hilfseinsatz in Kabul mit zu koordinieren, um vor allem die Frauen, darunter Menschenrechtsaktivistinnen, und deren Familien zu retten.

„Das bleibt auch für die Zukunft eine elementare politische Aufgabe“, sagt Michelle Müntefering und erkennt im Ruhrgebiet ein Vorbild. Zusammenhalt, Zuwanderung, Vielfalt, Toleranz: Das müsse überall gelten. Im Kleingarten. Irgendwann, so die Hoffnung, auch in Kabul.