Bochum. SPD-Kanzlerkandidat Olaf Scholz hat in Bochum die heiße Phase des SPD-Wahlkampfes eingeläutet. Fast die ganze SPD-Prominenz kam.
Der Dr.-Ruer-Platz mitten in der Bochumer Innenstadt war so voll wie lange nicht mehr. Und der Mann auf der großen Bühne sagte in die Menge: „Ich setze mich für zwölf Euro Mindestlohn ein. Das will ich im ersten Jahr meiner Kanzlerschaft durchsetzen.“
Beim Auftakt zur heißen Phase des SPD-Bundestagswahlkampfes kam Kanzlerkandidat Olaf Scholz in die SPD-Hochburg an der Ruhr – und mit ihm fast die komplette Führungsriege der SPD auf Bundes-, Landes- und lokaler Ebene. Die Sicherheitsmaßnahmen waren scharf: Die Polizei stand auch auf dem Dach über einem vierten Stockwerk und blickte mit Adleraugen nach unten. Laut Polizei standen dort rund 1300 Menschen.
Fast die gesamte SPD-Prominenz erschien in Bochum
Generalsekretär Lars Klingbeil, NRW-Parteichef Thomas Kutschaty, Bundesvorstand Norbert Walter-Borjans und Saskia Esken, Bundesumweltministerin Svenja Schulze, Bundes-Fraktionschef Rolf Mützenich, Bochums OB Thomas Eiskirch. Wie fast alle trat auch DGB-Chef Rainer Hoffmann ans Mikrofon.
Scholz sprach am Mittag als letzter, in freier Rede, eine gute halbe Stunde lang bei strahlend blauem Himmel. „Wir können die Zukunft gestalten, wir müssen sie nicht fürchten. Wir Sozialdemokraten haben dafür einen guten Plan. Durchwurschteln und Durchlavieren hilft nicht.“
Er wolle für eine Mietpreisbremse kämpfen, stabile Renten, Arbeitszeit nicht länger als mit 67 Jahren, für mehr Wohnungsbau und gegen Steuerentlastung für Reiche. Die Gesellschaft, so Scholz, gehe immer weiter auseinander. „Ich will eine Gesellschaft, in der Respekt eine neue Bedeutung hat. Niemand darf sich als was Besseres fühlen.“
Die Attacken auf die Mitbewerber waren ausschließlich auf den Koalitionspartner in Berlin, die Union, gerichtet. „Eine weitere von CDU/CSU geführte Bundesregierung kostet Deutschland Wohlstand, Arbeitsplätze und Zukunft. Das darf nicht sein.“ An dieser Stelle brandete der Applaus mithin am lautesten auf. Die Union verstehe nichts von Wirtschaft, sagte Scholz. Sie gehe auch „nicht mit aller Klarheit“ gegen den Klimawandel vor.
Auch die „Heute Show“ des ZDF interviewte Scholz in Bochum
Bochum- Grüne schenken Baerbock VfL-Trikot fürs KanzleramtIm Publikum befanden sich viele jüngere Menschen, aber auch ältere SPD-Mitglieder. Wie etwa Günter Sieg aus Bochum, seit 50 Jahren in der Partei. „Die Rede war hervorragend“, fand er.
Schon während des Auftritts drängten einige Besucher beim Sicherheitspersonal auf ein Selfie mit dem Kanzler-Kandidaten: „Ich habe dieses Jahr mein 25stes in der SPD!“, begründete ein Mann. Nach der Rede mussten die Scholz-Anhänger aber noch etwas warten, denn der Kandidat führte erst noch Interviews mit Medien. Ein SPD-Abgeordneter sagte der wartenden Menge: „Die ,Heute Show’ hat den gerade an der Angel, dann ist der so schnell nicht weg.“
Zum Schluss unternahm Scholz tatsächlich einen Rundgang in der Menge und gab Autogramme. Lediglich „Olaf“ wurde er gerufen von vielen Menschen.