Bochum. Auf 32 Schildern setzt sich das Netzwerk für bürgernahe Stadtentwicklung mit der Versiegelung auseinander. Die Initiative sieht großen Zuspruch.

Mit einer großangelegten Plakat-Kampagne rückt das „Netzwerk für bürgernahe Stadtentwicklung“ wenige Wochen vor der Bundestagswahl noch einmal die Baupolitik der Stadt ins Zentrum der Kritik. Auf dem Willy-Brandt-Platz vor dem Rathaus hat die Initiative jetzt ihre 32 Plakate vorgestellt. Wobei jedes Plakat für eine potenziell von Versiegelung bedrohter Fläche in Bochum steht.

Andrea Wirtz vom Netzwerk erklärt das große X auf den Plakaten: „Das Zeichen hat schon Symbolkraft bei anderen Initiativen etwa im Wendland, in den Braunkohlenbewegung oder der Anti-Akw-Bewegung bewiesen. Wir nutzen es bewusst.“ Die Plakate, Aufkleber und Flugblätter mit dem neonfarbenen Logo sollen nun in der Umgebung der einzelnen Flächen oder Straßen gut sichtbar ausgehängt oder verteilt werden.

Großer Zuspruch nach Hochwasser

Wie Sprecher Wolfgang Czapracki-Mohnhaupt betont, habe das Netzwerk und die darin organisierten Bürgerinitiativen gerade nach dem verheerenden Hochwasser im Juli großen Zulauf und steigendes Interesse an diesen Themen erhalten. „Uns ist es wichtig, dass Bürgerinnen und Bürger viel aktiver als das bisher der Fall ist in die Planungen eingebunden werden.“

Ulrike Boehner von der Initiative Gerthe-West sprach bei der Veranstaltung zur Vorstellung der Plakate vor dem Rathaus.
Ulrike Boehner von der Initiative Gerthe-West sprach bei der Veranstaltung zur Vorstellung der Plakate vor dem Rathaus. © FUNKE Foto Services | Dietmar Wäsche

Das Netzwerk nennt die Stadt Bonn als ein Positiv-Beispiel. Dort gebe es mittlerweile ein ausgetüfteltes System von Bürgerbeteiligung. In Bochum, so auch die Erfahrung Nadja Zein-Draeger, würden dagegen Kommunalpolitiker vielfach die Initiativen nicht als willkommene Partner sondern eher als nicht wirklich gewollte Ergänzung empfinden.

Mit der Plakat- und Informations-Offensive möchten die Initiativen nun auf die drohende Versiegelung zusätzlicher Flächen hinweisen. Bochum stehe ohnehin bei verschiedenen Rankings zur Versieglungsquote nicht besonders gut da. Im Ruhrgebiet sei die Stadt an gar an unrühmlicher vierter Stelle zu finden, was besorgniserregend sei.

Forderung: Entsiegeln statt versiegeln

An die Stadtverwaltung richtet das Netzwerk nun den Appell, weiter an Beteiligungsformaten zu arbeiten, die mehr als eine Feigenblatt-Funktion hätten. Es gehe darum, dass die Beratungsergebnisse nicht nur auf dem Papier stünden, sondern konkret bei der Ausführung Berücksichtigung fänden. Die Kritik am Wohnbauflächenprogramm der Stadt bedeute keinesfalls, ein generelles Nein zur Erschließung neuen Baulands. Vielmehr müsse viel stärker als bisher schon der Fokus auf die Entsiegelung etwa von Industrieflächen gelegt werden, fordert das Netzwerk.